Archiv für 2007

Adventskalender 9. Dezember 2007

Dezember 8, 2007

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Bürgerliches Weihnachtsidyll (Klabund)

 

Was bringt der Weihnachtsmann Emilien?
Ein Strauß von Rosmarin und Lilien.
Sie geht so fleißig auf den Strich.
O Tochter Zions, freue dich!

 

 

 

Doch sieh, was wird sie bleich wie Flieder?
Vom Himmel hoch, da komm ich nieder.
Die Mutter wandelt wie im Traum.
O Tannenbaum! O Tannenbaum!

 

O Kind, was hast du da gemacht?

 

 

Stille Nacht, heilige Nacht.
Leis hat sie ihr ins Ohr gesungen:
Mama, es ist ein Reis entsprungen!
Papa haut ihr die Fresse breit.
O du selige Weihnachtszeit!

 

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Public domain Dieses Werk wurde von seinem Urheber als gemeinfrei veröffentlicht, Benutzer. Dies gilt weltweit.

 

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Ludwig Bechstein

Die Rosenkönigin

Es war einmal ein König, der lebte sehr glücklich mit seiner schönen, tugendsamen Gemahlin; ein einziges Söhnlein war ihnen vom Himmel geschenkt, und dieses war die Lust der Eltern. Doch nicht nur in des Königs hoher Familie war es so friedsam, sondern in seinem ganzen Lande; überall, auch in dem kleinsten Dörflein war Verdienst und Wohlstand, und das Volk war zufrieden und freundlich. Einer weisen, milden Regierung entblüht Ordnung; Ordnung aber bringt Wohlstand Wohlstand Zufriedenheit, Freundlichkeit.

Der gute König mußte jedoch ein gar herbes Schicksal erfahren; seine liebe Gemahlin starb und ließ ihn einsam zurück, mit dem nun mutterlosen Prinzen. Tief trauerte der König und das ganze Land mit ihm. Auch das kleine fromme Kindesherz des Prinzen war sehr betrübt, denn es hatte mit aller kindlichen Liebe an seiner Mutter gehangen. Auf dem Sterbebette hatte sie ihn gesegnet, und ihn noch scheidend zu allem Guten ermahnt, zum treuen Glauben an Gott, zur Liebe und Milde gegen alle Menschen.

»Und wenn du ein Jüngling worden bist«, waren ihre letzten Worte, »so wähle dir nur ein Mägdlein frommen, guten Herzens zu deiner Gemahlin, und ehre das Andenken deiner Mutter und ihrer letzten Worte.« Dieses hatte einen tiefen Eindruck in das weiche Herz des Knaben gemacht, immerdar gedachte der Prinz seiner sterbenden Mutter, und es kam ihm oft vor, als umschwebe sie ihn und lächle ihm selig zu. So wuchs der Prinz in frommer Sitte empor und wurde ein schöner, blühender Jüngling.

Doch das königliche Vaterauge war verblendet worden von einer fürstlichen, listigen Dame, die den Herrscher gar bald mit ihren erkünstelten Reizen also schlau zu fesseln wußte, daß er ihr nachgab und sie ihn völlig beherrschte. Bald fand das glänzende Hochzeitgelag statt. Der bejahrte König, sonst so gut und milde, war zum alten Toren geworden und hatte sein Leben an ein listiges, böses Schlangenherz gekettet; nur zu bald mußte er die bittere Frucht seiner Torheit kosten; das böse Weib stiftete allenthalben Unheil an, erregte den Vater wider den Sohn, den Sohn wider den Vater und die Herrschaft wider die Diener, und übte ihre frevle Verblendungskunst immer fort, so daß sie die Herzen alter und junger Männer für sich entflammte. Eine kurze Zeit, und das reuevolle Leben des Königs hatte geendet. Der Prinz wurde König und beherrschte das Volk mit der Klugheit und Milde, die überall zum wahren Wohle des Landes dient. Aber an ihm übte die arge Stiefmutter ihre Künste vergebens, er verachtete sie im stillen und suchte sich immer in heilsamer Entfernung von ihr zu halten.

Da wünschte das Land, daß der jugendliche König sich vermähle; auch er in seinem Innern trug das stille Verlangen, sein Glück mit einem würdigen Frauenbilde zu teilen, aber nicht Stand und Reichtum oder eine Krone sollten diejenige schmücken, die er sich wählen wollte, sondern ein gutes, frommes Herz, wie es seine sterbende Mutter gewünscht. Und ein solches hatte er gefunden, zwar nur das eines armen, schlichten Gärtnermädchens, das aber voll war von reiner Liebe und frommem Glauben. Diese Jungfrau war dem Königssohn bald so innig befreundet, daß der Jüngling ihr zu Füßen sank und ihr ewige Liebe und Treue schwur. Zärtlich und in Tränen schmiegte sich das liebliche Mädchen an die Brust des Jünglings und lispelte: »Ach, du darfst mich ja nicht zur Gemahlin nehmen, siehe ich bin ja arm, bin keine Prinzessin.«

»Sei ruhig, lieb Herz«, sprach der Jüngling, »du sollst meine Gemahlin, meine Königin werden, du und keine andere.«

Der Wunsch nach der Vermählung des Königs wurde lauter und dringender; von allen Seiten her begannen die Väter fürstlicher Töchter dem Könige Vorschläge zu machen. Die böse Stiefmutter wähnte den so jungen König gänzlich unter ihrer Herrschaft, daß sie sich anmaßte, eine Gemahlin für ihn zu wählen. Sie ordnete glänzende Festlichkeiten an, wozu viele Prinzessinnen geladen waren, die reich geschmückt und voll Hoffnung zur Schau kamen. Acht Tage hatten die Feste schon gewährt, und der König hatte noch keine Prinzessin zur Braut erwählt und hatte auch alle Vorschläge seiner Stiefmutter unbeachtet gelassen. Am neunten und letzten Festtag sollte sich’s entscheiden, so hatte der König selbst verheißen. Die Stiefmutter glaubte voll Zuversicht, daß der König in ihre Wahl eingehen werde, denn sie hatte eine hohe Prinzessin, zwar häßlich von Gesicht und Gestalt, aber unsäglich reich an Gut und Geld für ihn auserwählt. Ein glänzender Ball sollte die Feste beschließen, und diesmal waren alle Prinzessinnen doppelt mit Juwelen und Schmuck beladen, da eine jede glaubte, den Sieg davonzutragen. Doch wie alle in gespanntester Erwartung dem König entgegen harrten, tat sich die Flügeltüre auf, und der König trat lächelnd mit seinem lieblichen Gärtnermädchen herein, die so sittig und bescheiden in einem weißen Kleidchen und völlig ohne Schmuck erschien. Da sprühten manche Augen im Kreise der Prinzessinnen voll Arger und Wut, doch die der Stiefmutter rollten am wildesten und schleuderten grimmige Blitze nach dem glücklichen Liebespaar. Jetzt nahten sich diese beiden der königlichen Stiefmutter, die in der Mitte des Saales, von boshaft lächelnden Prinzessinnen umgeben, weilte; und der König sprach mild und freundlich: »Hohe, verehrte Mutter, hier bringe ich Euch meine liebe, fromme Braut und bitte mit ihr um Euren Segen.«

Aber die Dame sprach voll Zorn und Wut: »König, solltet Ihr also Eurer Ehre vergessen und eine gemeine Dirne freien? O schämet Euch, mich so tief zu kränken und um meinen Segen für eine schlechte Magd zu bitten.« Und sie wandte ihm den Rücken und schritt voll Grimm und Bosheit einem Nebengemach zu.

Aber der König folgte ihr nach und sprach mit einem strengen, drohenden Ernst: »Weib, das Wort soll Euch schwer wiegen. Wahrlich, ich will Euch zeigen, daß dieses arme Mädchen würdiger ist, Königin zu heißen, als Ihr und alle eitlen Prinzessinnen. Eine Kunst habe ich einstmals von einem alten Einsiedler erlernt: die Menschen zu verzaubern, ihre Herzen zu prüfen, ob sie gut oder böse sind. Schwört, hohe Frau, mir dann die schönste zu wählen, wenn alle hier anwesenden Jungfrauen verzaubert, in Gestalt einer Blume, stehen, so will ich Euch gehorsam sein. Aber trifft Eure Wahl dann mein armes Gärtnermädchen, so falle der Zauber auf Euch, daß Ihr ewig darinnen verstrickt bleibet. «

Der König schwieg; und die stolze Dame grinste voll Zuversicht ob ihres Sieges. »Ach mein hoher Künstler«, entgegnete sie, »verzaubert immerhin alle anwesenden Jungfrauen, ich will Euch die schönste wählen und bin gewiß, daß ich nicht Eurer Drohung teilhaftig werde. Euere seltsame Laune soll mir ein ergötzlicher Scherz sein.«

Und sie ließ sich auf einem samtenen Sessel nieder und harrte der Dinge, die da kommen sollten.

Da breitete der königliche Jüngling ein großes weißes Tuch aus, führte schweigend eine Prinzessin um die andere in das Nebengemach und verhüllte sie damit, wo sie alle sobald einschlummerten. Dann schnitt er einer jeglichen das Herz aus, zuletzt auch seinem lieben Gärtnermädchen. Der Ballsaal verwandelte sich in eine grünende Gartenflur, von einem goldenen Zaun umschlossen, von singenden Vögeln durchflattert. Da vergrub der Jüngling die Herzen und sprach bei einem jeglichen:

»Blühe, blühe, blühe

Aus der Erde auf!

Bist du rein,

Wirst du hold gedeihn.

Aber treibe wilde Dornen,

Wenn du bös wirst sein.«

Bald keimten und sprossen Zweiglein und Blättlein empor Wilde Dornsträuche wuchsen rasch aus der Erde; nur hie und da erschloß sich eine farbige Blüte.

Aber in des Gartens Mitte stand ein Blütenstengel, dessen zartem Kelch entfaltete sich eine herrliche Rose, eine Rosenkönigin. Glänzender Tau träufte auf sie nieder, und das grüne Laub schmiegte sich zärtlich an die Blüten. Jetzt kam eine Schar Nachtigallen geflogen, die die Rosenkönigin umkreiseten und sangen:

»Holde Rose, holde Rose,

Hehre Blumenkönigin!

Du die schönste unter allen,

Du die reinste unter allen

Sollst die ganze Welt bezwingen

Mit der frommen Liebe Sinn.

Hehre Rosenkönigin ! «

Aber um die Dornensträuche flogen schwarze Raben und krächzten auch ihr Lied.

»Wilde Dornen, wilde Dornen,

Schwarz wie unser Nachtgewand.

Sollt am besten uns gefallen

Mit den tausendfachen Krallen.

Sollet dienen in der Höllen,

In der ewgen Pein, zum Brand.

Schwarze Dornen, Nachtgewand. «

Da führte der König die stolze Dame herein in den Garten, auf daß sie die schönste der Blüten für ihn wähle, und als sie die zauberschöne Rose sah und die Nachtigallen singen hörte, die über ihr im Kreise flatterten, als sie das liebliche Liedlein vernahm – da stand sie beschämt und war von der Rose zaubervoller Macht ergriffen und gerührt, ihr war, als fühle sie eine warme Liebe, und sie gedachte in diesem Augenblick reuevoll an ihre verübten Bosheiten und Ränke. Und als sie nun die Dornensträuche sah, darüber die schwarzen Raben ein Höhenlied krächzten, da überlief sie eine Angst, ein Todesgrauen; und sie sprach: »Mein Königssohn, ich muß Euch die holde Rose wählen, sie ist die Schönste.« Nun bewegten sich alsbald der Rose Zweige und Blätter und Blüten und verschmolzen sanft zum Körper eines lieblichen Mädchens, das keine andere war als das fromme Gärtnermädchen. Und es schien noch schöner und bescheidener als zuvor.

Aus den anderen Blumen und Dornensträuchen bildeten sich wieder Prinzessinnen, die wie aus einem schweren Traum erwachten. Aber des Königs Stiefmutter war vor Scham und Reue niedergesunken und lag in Betäubung. Und die schwarzen Rabenvögel hackten ihr das Herz aus, und sie wurde zu Stein, von wilden Dornen umstarrt. Die Prinzessinnen eilten scheu davon, wurden aber besser und demütiger in ihren Herzen.

Und der König lebte glücklich und fromm mit seiner Gemahlin, dem Gärtnermädchen, und des Himmels Segen war mit ihnen.

© Projekt Gutenberg

Rosen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Dieser Artikel beschreibt die Pflanzengattung, für Personen mit dem Namen Rosen siehe Rosen (Name).
Rosen

 

 

Rose

 

Rose

Systematik
Klasse: Dreifurchenpollen-
Zweikeimblättrige
(Rosopsida)
Unterklasse: Rosenähnliche (Rosidae)
Ordnung: Rosenartige (Rosales)
Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
Unterfamilie: Rosoideae
Gattung: Rosen
Wissenschaftlicher Name
Rosa
L.

Rosen (f., Singular Rose, lat./botanisch Rosa) sind Pflanzengattung mit etwa 300 Arten aus der Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Die Rose gilt im Abendland als die edelste der Blumen; sie symbolisiert (vor allem in rot) die Liebe und die Romantik.

Inhaltsverzeichnis


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Verbreitung

Rosen-Arten haben ihre Heimat in der nördlichen gemäßigten und subtropischen Zone. Das entwicklungsgeschichtliche Entstehungszentrum der Gattung Rosa liegt in Mittel- bis Zentralasien. Hier kommen auch heute noch die meisten Arten vor. Rosen sind nur auf der Nordhalbkugel (Nordamerika, Europa, Asien und Nordafrika) heimisch. Sämtliche Rosen auf der Südhalbkugel sind durch Menschen angesiedelt worden. (Dort können sie sogar zur Plage werden, wie verwilderte Rosa rubiginosa in Südchile, durch die riesige Weideflächen für Kühe unbrauchbar werden.)

 

Junges gefiedertes Laubblatt mit Nebenblättern, einer Gartenrose.

 

Junges gefiedertes Laubblatt mit Nebenblättern, einer Gartenrose.

Beschreibung

Rosensträucher wachsen freistehend aufrecht oder können – mit Hilfe von Rankhilfen – auch klettern (als Rambler oder Spreizklimmer). Manche Arten besitzen keine oder nur sehr wenige Stacheln. (Rosen haben – entgegen allen poetischen Äußerungen – keine Dornen, sondern Stacheln.) Die Stacheln können rötlich, schwarz, klein, groß, borstig, breit, gerade, keilförmig, hakig gekrümmt oder sehr spitz sein. Rosa omeiensis f. pteracantha Rehder & E.H.Wilson aus China hat die größten Stacheln: scharf, hart, flach, keilförmig, rötlich durchscheinend, die an der Basis bis zu 2 cm und mehr verbreitert sind, länger als ihre Blätter, sie wird volkstümlich deshalb die Stacheldrahtrose (engl.: Winged Thorn) genannt. Die wechselständigen Laubblatt sind meist gefiedert, selten sind sie einfach. Die Nebenblätter sind meist auffällig.

Rosen bilden entweder endständige einzelne Blüten aus, oder die Blüten sitzen in rispigen Blütenständen. Die zwittrigen, radiärsymmetrischen Blüten sind fünfzählig. Die fünf (selten vier) grünen Kelchblätter sind oft gelappt. Wildformen haben fünf auffällige Kronblätter. Die Staubblätter sind in Vielzahl vorhanden. Die meist vielen Fruchtblätter sind nicht miteinander verwachsen (apokarp). (Kultur-)Rosen (Gartenrosen) kommen in allen Farben (außer reinem Blau und Schwarz) und auch Farbmischungen vor. Es gibt sogar eine grüne Rose (Viridiflora). Viele Sorten verbreiten in verschiedenen Duftnoten einen angenehmen Duft. Viele Sorten sind „gefüllt blühende“, das bedeutet, dass ein Teil oder alle Staubblätter dieser Sorten in dekorative Blütenblätter umgewandelt sind.

Die Früchte der Rosen (in Wirklichkeit handelt es sich um Sammelnussfrüchte, das heißt die „Kerne“ sind die eigentlichen Früchte) werden Hagebutten genannt. Das „Fruchtfleisch“ ist essbar und sehr vitaminreich. Mehrmals blühende Rosen bilden durch den Sommerschnitt keine Hagebutten aus.

Nutzung

Schnittblume

Rund 977 Mio. Rosen in Form von Schnittblumen sind im Jahre 2004 nach Deutschland importiert worden (Wert 765 Mio. Euro). Davon stammten

Kosmetik und Heilmittel

Rosenblüten der Provence-Rose und Damaszener Rose werden zur Gewinnung von Rosenöl und Rosenwasser verwendet. Rosenöl ist Grundlage vieler Kosmetikprodukte und Parfums. Auch wird Rosenöl zu therapeutischen Zwecken eingesetzt.

Lebensmittel

Aus Rosenblüten kann Rosenkonfitüre hergestellt werden. Kandierte Rosenblütenblätter können als Dessert genossen werden. Rosenwasser wird als Zutat in Lebensmitteln wie z.B. Marzipan verwendet.

In Europa heimische Wildrosen (Auswahl)

Außerhalb von Europa heimische Wildrosen (Auswahl)

 

Blüte einer gefüllten roten Rose, die meisten oder alle Staubblätter sind in Blütenblätter umgewandelt.

 

Blüte einer gefüllten roten Rose, die meisten oder alle Staubblätter sind in Blütenblätter umgewandelt.

 

Blüte einer gelben Rose

 

Blüte einer gelben Rose

 

Weiße wenig gefüllte Rose, es sind noch viele gelbe Staubgefäße vorhanden.

 

Weiße wenig gefüllte Rose, es sind noch viele gelbe Staubgefäße vorhanden.

 

Blüte einer orangefarbenen, gefüllten Rose

 

Blüte einer orangefarbenen, gefüllten Rose

 

Blüte einer gefüllten, roten Rose

 

Blüte einer gefüllten, roten Rose

 

Rosenblüte mit Knospen

 

Rosenblüte mit Knospen

 

Rosenblüte mit Knospen

 

Rosenblüte mit Knospen

 

Rosenblüte

 

Rosenblüte

Kulturablauf

1. Kulturjahr: Die Veredelungsunterlagen werden als Sämling gezogen, zum Beispiel: Rosa canina ‚Laxa‘ für Strauch-, Beet-, und Kletter-Rosen sowie Rosa canina ‚Pfänders‘ für Rosenstämmchen.

Im Oktober werden die Wurzeln der Wildlinge eingekürzt und die Triebe auf 25 cm über dem Wurzelhals geschnitten. Anschließend werden sie in ein Fungizidbad getaucht und in einen Kühlraum mit konstanter Temperatur und Luftfeuchtigkeit eingelagert. Einige Baumschulen, welche kein Kühlhaus besitzen, ziehen die Rosenwurzeln auch durch einen Tonschlamm, um die Wurzeln vor extremen Schwankungen zu schützen.

2. Kulturjahr: Im April werden die Wildlinge mit der Pflanzmaschine in einem Reihenabstand von 75 cm oder 80 cm (kommt auf die maschinellen Möglichkeiten an) und einem Pflanzenabstand in der Reihe von 20 cm aufgeschult. Damit sich ein längerer Wuzelhals zum besseren Veredeln bildet, werden die Rosenunterlagen maschinell mit Erde angehäufelt. Nun werden noch Pflege- und Kulturmaßnahmen durchgeführt bis Ende Juli/Anfang August die Rosenwildlinge veredelt werden. Zum Veredeln muss zunächst einmal der Wurzelhals frei gelegt werden, entweder mit einer Hacke oder mit einem Gebläse. Dann werden von den schon veredelten Pflanzen Reiser geschnitten, diese werden entstachelt und entblättert. Nun erfolgt die Okulation, indem man einen T-Schnitt am Wurzelhals macht und somit die Rinde vom Kambium löst. Im nächsten Schritt schiebt man das vom Reis gelöste Auge in die Schnittstelle, so dass das Kambium des Auges auf dem Kambium der Unterlage liegt und miteinander verwachsen kann. Zuletzt wird die Veredelungsstelle mit einer Okulette verbunden, damit keine äußerlichen Einflüsse das Auge schädigen können.

3. Kulturjahr: Im Februar erfolgt das so genannte Abwerfen der wilden Triebe. Dazu wird in größeren Betrieben eine pneumatische Schere verwendet. Der Schnitt erfolgt kurz über der Veredelungsstelle, um möglichst die Chance neuer Wildaustriebe zu mindern. Wenn nun die veredelten Augen austreiben, können sie über den Sommer einige Male pinziert werden, um die Verzweigung zu fördern. Während dieser Arbeit an der Pflanze werden auch gleich neue Wildtriebe entfernt. Im Dezember werden die veredelten Rosen mit einer Abblättermaschine entblättert und entstachelt. Nun werden die Pflanzen mit einem Rüttelpflug aus der Erde gezogen. Durch die rüttelnde Bewegung werden die Pflanzen nicht heraus gerissen, sondern von der Erde gelockert und heraus gehoben, somit werden die Wurzen nicht verletzt. Nun werden sie nach A- und B-Ware sortiert, die Wildtriebe werden entfernt und nach den Gütebestimmungen zweimal in Fünferbund gebündelt. Nach dem sie gebündelt wurden, werden noch die Triebe auf eine einheitliche Länge von ca. 40 cm, vom Wurzelhals ab, eingekürzt. Ab jetzt sind die Rosen verkaufsfertig und werden im Kühlhaus eingelagert. Für den Versand werden die Pflanzen zum Schutz noch in ein Rolinet-Netz eingepackt.

Kulturgeschichte

Ausbreitung

Die ältesten Funde, die man bisher gemacht hat, sind Fossilien in den Colorado Rockies, die Abdrücke von Rosenblättern aufweisen. Diese stammen aus dem Paleolithikum, das auf 35 bis 32 Millionen Jahre zurückreicht. Der Ursprung der Rosenkultur ist die chinesische Gartenkunst; Konfuzius (551 v. Chr. bis 479 v. Chr) berichtet von Rosenpflanzungen in den königlichen Gärten in Peking.

Der berühmte Lyriker Anakreon von Griechenland lobte die heilende Wirkung des Rosenbalsams. Zur Römerzeit wurden in Italien Rosen (Rosa canina, Rosa gallica, Rosa × alba) zur Parfümherstellung in Plantagen und als Heilpflanze kultiviert. Für die Römer gehörten Rosen zu den höchsten Luxusgütern, weswegen ihre Festmahle von Rosenblüten übersät waren. Mit dem Ende des Römischen Reiches fand der Rosenanbau (zu Heilzwecken) nur noch in den Klostergärten statt.

Karl der Große verordnete 794 schließlich in seiner „Capitulare de villis vel curtis imperialibus“ den Anbau von Obst-, Gemüse-, Heil- und Zierpflanzen, einschließlich der Rose Rosa canina L. (als Heilpflanze) und sorgte so wieder für die Verbreitung der Rose in privaten Gärten.

Im 13. Jahrhundert gab es in Deutschland laut Albertus Magnus, R. alba, R. rubiginosa, R. arvensis und Varietäten von R. canina. Bis dahin waren alle Rosen nur einmalblühend. Neue Sorten entstanden nur durch spontane Mutationen („Sports“), natürliche Kreuzungen und deren Selektion. Die Rosen wiesen entweder weiße oder rosa Farbtöne auf. Solche mit roten und gelben Farbtönen gibt es in Europa erst seit den Entdeckungsfahrten des 16. Jahrhunderts nach Asien.

Großen Einfluss auf die Rosenzüchtung hatte die Kaiserin Joséphine, die Gattin Napoleons (1763–1814), die auch die erste Rosensammlung anlegte.

In Deutschland gilt als erste Rosenzüchtung die um 1773 von Daniel August Schwartzkopf in Kassel gezogene Gallicarose ‚Perle von Weißenstein‚. In Deutschland sind mit der Rosenzüchtung untrennbar verbunden die Rosenzüchter Rudolf Geschwind (1829–1910), Peter Lambert (1859–1931) und Wilhelm Kordes (1891–1976).

1867 wurde in Frankreich die legendäre Rose ‚La France‚ eingeführt, die erste Teehybride, die in der Einteilung der Rosen eine wichtige Rolle spielt, und mit der man einen neuen Beginn der Rosengeschichte festsetzt.

Nachdem die mendelschen Vererbungsregeln Anfang des 20. Jahrhundert wieder entdeckt und angewandt wurden, ergaben sich auch in der Rosenzüchtung neue Aspekte, und es setzte eine rege Züchtungsarbeit ein. Inzwischen sind weit über 30.000 Rosensorten gezüchtet worden.

Neue Rosen in Deutschland können zur Prüfung in eigenen Rosengärten angemeldet werden, den sogenannten ADR-Prüfungsgärten, von denen es in Deutschland 11 gibt, um das begehrte Prädikat: „ADR-Rose“ zu bekommen.

Rosensammlungen findet man in den sogenannten Rosarien (Einzahl: Rosarium). In Deutschland beispielsweise das Europa-Rosarium in Sangerhausen, das Deutsche Rosarium in Dortmund und Europas Rosengarten in Zweibrücken.

Die Vermehrung von Zuchtrosen finden meist durch Pflanzenveredelung statt.

Im Jahr 1868 wurde in Steinfurth (heute Ortsteil von 61231 Bad Nauheim) von Heinrich Schultheis die erste deutsche Rosenbaumschule gegründet. Schultheis erlernte den Rosenanbau in England bei John Cranston.

Symbolik

Die fünfteilige Blütenanordnung symbolisiert das Pentagramm und damit das Geheimnis. Sub rosa dictum“ – die Rose gilt seit uralten Zeiten als Symbol der Verschwiegenheit.

Im Christentum wird die Rose zum Sinnbild für das Paradies und die dornenlose Rose für Maria, die Gottesmutter. Die Rose steht vor allem im Mittelalter grundsätzlich auch für die Frau an sich, weiterführend auch für die Liebe zu einer Frau bis hin zur Wollust (vergleiche hierzu Goethes „Sah ein Knab ein Röslein stehen“ = „Sah ein Knab ein Mädchen/ eine Frau stehen“ oder auch den Fachterminus für die Entjungferung = „Defloration“ von lat. „flor“ = Blume).

Auf buddhistischen Hausaltären sind Rosen ihrer Stacheln wegen verpönt.

In der Alchemie galt die Rose als „flos sapientiae“, als Blume der Weisheit und als Bild des klaren Geistes.

Fälschlich wird die Rose oft für ein Symbol der Arbeiterbewegung gehalten. Tatsächlich wird aber nicht die rote Rose, sondern eine rote Nelke von der Sozialistischen Internationalen, den Jusos und der SPE sowie von vielen weiteren sozialistischen und sozialdemokratischen Parteien und Verbänden international im Logo verwendet.

In der Freimaurerei steht das Symbol der Rose für Liebe, Licht und Leben. In der Heraldik wird die Rose schildfüllend in vorwiegend stilistischer Form und als Beizeichen verwendet.

Farben und Farbsymbolik

Während andere Blumen bzw. Blüten meist nur eine Bedeutung haben, variiert die Bedeutung von Rosen je nach Farbe.

  • Rote Rosen sind von jeher das Symbol für Liebe.
  • Karminrote Rosen zeigen Trauer.
  • Weiße Rosen stehen für Leidenschaft, Unschuld, Treue und Zustimmung, weisen aber auch auf Entsagung hin. Ältere Menschen assoziieren jedoch weiße Rosen mit dem Tod, denn weiße Blumen galten lange Zeit als Friedhofsblumen. So sollte man kranken Menschen keine weißen Rosen schenken.
  • Rosa Rosen stehen für Jugend und Schönheit.
  • Gelbe Rosen (einzeln) stehen für Eifersucht. Mehrere können aber auch Dankbarkeit oder tiefe Verehrung ausdrücken.
  • Orange Rosen stehen für Glück und Hoffnung.
  • Schwarze Rosen sind ein Symbol dafür, dass der Beschenkte in näherer Zukunft bei einem Unfall sterben wird. Sie können aber auch Symbol für eine unglückliche Liebe sein. Von Natur aus pechschwarze Rosen existieren nicht; Es gibt stark dunkelrote und ähnliche Sorten, welche hier gemeint sind.
  • Die blaue Rose ist ein Symbol für das Unerreichbare. Sie konnte 1923 erstmals im k.u.k. botanischen Garten Wien gezüchtet werden. Unregelmäßig im April-Juni sind diese Blumen zu besichtigen. Die Farbe schwankt jedoch zwischen mittelblau bis türkis. Sie konnte jedoch außerhalb der Universität Wien für Bodenkultur, die diesen alten Garten pflegt, bisher nicht nachgezüchtet werden (Rosenname: „Charles de Gaulle“). Bis heute gibt es keine reinen blauen Rosen. In Blumengeschäften angebotene blaue Rosen sind daher immer gefärbt. Die Rose enthält ein blaues Pigment, das jedoch an ein rotes gebunden ist, darin liegt der Grund, weswegen auch durch züchterische Bemühungen bisher nur lila-, lavendel-, oder fliederfarbene Töne erzielt werden konnten.

Gärtnerische Einteilung der Rosenarten und -sorten

Siehe auch: Rosenklassen.

Alte Rosen

Diese Klasse beinhaltet alle vor 1867 entstandenen Rosen.

Teehybriden und Edelrosen

Edelrosen oder Teehybriden sind Rosen mit besonders edel geformten Blüten. Sie bringen meist nur eine Blüte am Stiel hervor. Die erste Teehybride entstand, als im Jahre 1867 die silbrig-rosa ‚La France‘ – eine sogenannte Remontantzüchtung – mit den aus dem Vorderen Orient stammenden Teerosen gekreuzt wurde. Das Ergebnis der Kreuzung zwischen Remontantrosen und Teerosen führte zu Rosensorten, die die Robustheit der Remontantrose mit der Schönheit, Blühdauer und der Zierlichkeit der Teerose vereint. Zu den bekanntesten Edelrosen zählt die gelb blühende ‚Gloria Dei‚, die als die meist gepflanzte Edelrose aller Zeiten gilt. Sie wurde 1945 eingeführt. Seitdem wurden mehr als 100 Millionen Pflanzen verkauft. Als neuere Züchtung, die ähnliche Qualitäten wie die bewährte Sorte ‚Gloria Dei‘ besitzt, gilt die Sorte ‚Orient Express‘.

Übersicht über einige bedeutende Edelrosen und ihre Einführung

  • ‚M. Caroline Testout‘, 1890
  • ‚Ophelia‘, 1912, wertvolle alte Sorte
  • ‚Betty Uprichard‘, 1922, rot
  • ‚Dainty Bess‘, 1925, rot
  • ‚Dame Edith Helen‘, 1926, sehr wertvoll, seideartig-rosa
  • ‚Edith Nellie Perkins‘, 1928
  • ‚Talisman‘, 1929
  • ‚Mrs. Pierre S. du Pont‘, 1929, goldgelb
  • ‚Picture‘, 1932, rosa
  • ‚Geheimrat Duisberg‘, 1933, reingelb
  • ‚Eclipse‘, 1935
  • ‚Crimson Glory‘, 1935, samtig-dunkelrot
  • ‚Elite‘, 1936
  • ‚Michéle Meilland‘, 1945, weißlich-rosa
  • Gloria Dei‚, 1945, goldgelb am Rand rot, syn. ‚Mme A. Meilland‘, ‚Peace‘
  • ‚Spek’s Yellow‘, 1947, goldgelb
  • ‚New Yorker‘, 1948, dunkelrot
  • ‚Mme. L. Dieudonné‘, 1948, rotgold
  • ‚Sondermeldung‘, 1950, geraniumrot

Beetrosen bzw. Polyantharosen

Beetrosen werden auch Polyantha– oder Floribunda-Rosen genannt und stellen keine einheitliche Rosenrasse dar. Sie bestehen aus mehreren Gruppen:

  • den kleinblumigen, aber in großen Dolden blühenden Polyantharosen,
  • den in Dolden blühenden, aber edelrosenähnlichen in der einzelnen Blüte, genannt Polyantha-Hybriden, eine Kreuzung der Polyantharose mit der Teehybride,
  • den vollkommen edelrosengleichen, die aber trotzdem noch in Dolden blühen und dazu stärker wachsen, sogenannten Floribunda-Hybriden, und als letzte Gruppe die sogenannten
  • Zwerg-Polyantha-Hybriden, die etwa 20 bis 25 cm groß werden.

Diese Rosen blühen über den gesamten Sommer und bringen etwa 10 bis 12 Blüten am Stiel hervor. Beetrosen treiben üppiger und stärker aus als die meisten Edelrosen. Sie blühen außerdem auch beständiger.

siehe auch: Sexy Rexy (Rose)

Übersicht über einige bedeutende Polyantharosen und ihre Einführung

  • ‚Gruß an Aachen‘, 1909, rosig-weiß-goldgelb
  • ‚Ellen Poulsen‘, 1912
  • ‚Josef Guy‘, 1921, scharlachrot
  • ‚Baron de Vivario‘, 1925, reinweiß
  • ‚Dick Koster‘, 1935, lachsrosa-orange, auch als „Pariserrose“ bekannt.
  • ‚Margo Koster‘, 1935, lachsorange
  • ‚Orange Triumph‘, 1937, orange-scharlach
  • ‚Holstein‘, 1938, dunkelrot
  • ‚Poulsens Pink‘, 1939, lichtrot, lachsfraben, lichtrosa
  • ‚Frensham‘, 1946, tief dunkelrot
  • ‚Fashion‘, 1947, lachsfarbe
  • ‚Goldilocks‘, 1948, gelb
  • ‚Alain‘, 1948, dunkelkaminrot
  • ‚Schleswig‘, 1949, reinrosa
  • ‚Gelbe Holstein‘, 1949 dunkelgelb

Kletterrosen und Ramblerrosen

 

'Paul´s Scarlet Climber' in Juni

 

‚Paul´s Scarlet Climber‘ in Juni

 

Knospe einer Kletterrose im Mai

 

Knospe einer Kletterrose im Mai

Kletterrosen stammen von verschiedenen Rosenarten ab. Die beiden heimischen Arten, Rosa pendulina und die Ackerrose, Rosa arvensis sind daran beteiligt. Ebenso Rosa multiflora, die vielblütige, auch die Stammmutter der Polyantharosen. Aus ihr ging die weltbekannte Rose ‚Paul´s Scarlet Climber‘ hervor. Kletterrosen werden zwei bis fünf Meter hoch. Je nach Sorte und Art sind sie einmal oder mehrmals blühend.

Rambler-Rosen bilden weiche lange Triebe aus. Sie eignen sich besonders zur Begrünung von lichten Bäumen. Zu den bekanntesten Sorten gehört die starkwüchsige ‚Bobbie James‘, die einmal im Jahr üppig weiß blüht. Zu den neueren Züchtungen unter den Ramblerrosen gehört ‚Guirlande d’Amour‘, die ebenfalls weiß blüht, die aber über den gesamten Sommer Blüten bildet und nicht so stark wächst wie die ältere Sorte ‚Bobbie James‘.

Übersicht über einige bedeutende Kletter- und Ramblerrosen und ihre Einführung

  • ‚Gloire de Dijon‘, 1853, Stammform: Teerose, gelblichrosa
  • ‚American Pillar‘, 1902, Stammform: Rosa wichuraiana (1891 aus Japan eingeführt), rot-weiß
  • ‚Dorothy Perkins‘, 1902, Stammform: Rosa wichuraiana, kirschrosa
  • ‚Excelsa‘, 1910, Stammform: Rosa wichuraiana, weltbekannte Sorte, blutrot
  • ‚Paul’s Scarlet Climber‘, 1917, Stammform: Rosa multiflora, scharlachrot, im Handel auch unter dem Namen „Blaze“, ab 1954 auch „New Blaze“ in der dauerblühenden Sorte
  • ‚Easlea’s Golden Rambler‘, 1933, Stammform: Rosa multiflora, zitronengelb
  • ‚New Dawn‘, 1930, Stammform: Rosa wichuraiana, rosa, später weißlich-rosa

Strauchrosen

Der Begriff „Strauchrose“ ist ein etwas irreführender Begriff, bilden letztendlich doch alle Rosen im botanischen Sinne Sträucher. Zu den Strauchrosen werden aber vornehmlich Rosen gezählt, die (im Gegensatz zu den oft sparrig wachsenden Teehybriden) einen ansprechenden, strauchförmigen Habitus erreichen. Bei einer Größe zwischen 1 und 3 Metern eigenen sich Strauchrosen daher auch für die Einzelstellung in Gärten und Parks.

Strauchrosen versucht man heute, wenn möglich, einer Wildrosenart zuzuordnen (z.B. Rosa canina ‚Kiese‘), auch wenn sich dieses Prinzip nicht immer konsequent verfolgen lässt, da es sich auch bei den Strauchrosen oftmals um komplexere Hybriden handelt, die aus mehreren Arten entstanden sind. Meist werden Rosensorten des 20. Jahrhunderts zu den Strauchrosen gezählt, mitunter findet man dort aber auch Sorten aus der Klasse der Alten Rosen, die vor 1867 entstanden sind.

Man unterscheidet zwischen einmalblühenden und öfterblühenden Strauchrosen. Letztere blühen in der Regel nach der Hauptblüte im Frühsommer nach einer Blüh-Pause noch ein zweites Mal im Spätsommer bis Herbst.

Zu den berühmtesten Strauchrosen der Welt gehörte über Jahrzehnte die geschützte Sorte ‚Schneewittchen‘, die lange Zeit das Prädikat einer ADR-Rose trug. Da es mittlerweile Sorten gibt, die weniger anfällig für Krankheiten wie Rosenmehltau und Sternrußtau sind, wurde ihr das Prädikat wieder aberkannt. Als Nachfolgerin der altbewährten Sorte gilt dagegen die weißblühende Neuzüchtung ‚Petticoat‘. Die starkwüchsige Strauchrose zeichnet sich außerdem durch einen kräftigen Duft aus.

Kleinstrauchrosen

Kleinstrauchrosen werden auch als Bodendecker-Rosen bezeichnet, da sie eine geschlossene Pflanzendecke bilden, wenn sie eng genug zusammen gepflanzt werden. Sie gehören deshalb zu den Pflanzenarten, die häufig im sogenannten Öffentlichen Grün verwendet werden. Als Bodendeckerrosen eigenen sich dabei besonders die Sorten, die mindestens 40 Zentimeter hoch wachsen. Bei Rosen dieser Höhe fällt nur noch eine so geringe Lichtmenge auf die Erde, dass das Unkrautwachstum weitgehend unterbunden wird. Zu den Kleinstrauchrosen zählen beispielsweise

  • Die dunkelrot blühende ‚Colossal Meidiland‘, die bis zu 80 cm hoch wird.
  • ‚Cubana‘ ist eine nur 50 Zentimeter hohe Kleinstrauchrose. Ungewöhnlich ist ihre Blütenfarbe in Apricot, dass nur bei wenigen Sorten dieser Rosengruppe vorkommt.
  • ‚Purple Meidiland‘ gehört zu den Rosensarten mit dem ADR-Prädikat. Sie wird 40 bis 60 Zentimeter hoch und kommt auch mit rauerem Klima zurecht.
  • Ebenfalls zu den mit dem ADR-Rosen zählt die 80 Zentimeter hohe rosafarbene Sorte ‚Windrose‘.
  • Die gelbblühende und nur gering gefüllte ‚Celina‘ kommt auch mit halbschattigen Standorten zurecht.

Wildrosen

Einige Wildrosen-Arten werden gleichfalls häufig in Gärten kultiviert. Dazu zählt beispielsweise die Apfelrose, die Hundsrose, die Essigrose und die Chinesische Goldrose, (R. hugonis).

Rosenunterlagen

Diese dienen als Wurzel für die darauf wachsende Rosensorte. Meist werden Rosen durch Okulieren in den Wurzelhals veredelt.

Rosen als Gartenpflanze

Die ADR-Prüfung

Die „Allgemeine Deutsche Rosenneuheitenprüfung“ (ADR) überprüft neugezüchtete Rosensorten in speziellen Gärten auf ihre Qualität. Bei der Bewertung werden sowohl ästhetische als auch gärtnerische Aspekte beurteilt. Rosen, die mehr als 80 Punkte erhalten, dürfen die spezielle Bezeichnung „ADR-Rose“ tragen.

Krankheiten

Rosen werden von einer Vielzahl unterschiedlicher Krankheiten befallen. Ihre Krankheitsanfälligkeit geht jedoch zurück, wenn sie optimale Wachstumsbedingungen haben; einen sonnigen Standort, eine den Bedürfnissen der Pflanze angepassten Düngung sowie einen der jeweiligen Sorte pflanzengerechten Schnitt. Zu den Krankheiten, die bei Rosen auftreten, zählt der Rosenrost, der Sternrußtau sowie Grauschimmelfäule, die auf den Rosenblättern braune Flecken hervorruft und Blütenknospen vertrocknen und faulen lässt. Beim Gießen sollte darum darauf geachtet werden, dass nur an der Wurzel gegossen wird, um den Pilzen kein feuchtes Klima auf den Blättern zu bieten. Der Mehltau ist die wahrscheinlich häufigste Rosenkrankheit. Die ersten Anzeichen einer Ansteckung durch Mehltau sind kleine graue, puderig aussehende Flecken an den Blättern, Blütenstängeln und Knospen. Zu den Insekten, die die Rosen befallen zählen Rosenzikaden, die Rosenblattrollwespe, Rosenblattlaus sowie Spinnmilben.

Rosendörfer

Ortschaften, die sich „Rosendorf“ nennen:

Bedeutende Rosenzüchter

Siehe auch

Weblinks

Wiktionary

Wiktionary: Rose – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen

Commons

Commons: Rosen – Bilder, Videos und Audiodateien

Wikiquote

Wikiquote: Rose – Zitate

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Bibliografische Angaben für „Rosen

Marzipan aus eigener Herstellung

aus dem Rezepte-Wiki (rezeptewiki.org)

Eines der feinsten Leckereien.

Zutaten

Kochgeschirr

  • 1 Topf
  • 1 Küchenmaschine mit Mixaufsatz oder 1 Mixer
  • 1 Schüssel
  • 1 Kochlöffel

Zubereitung

  • Geschälte und von der Haut befreite Mandeln (Mandeln blanchieren) mit einer Küchenmaschine feinmahlen.
  • Mandeln und Zucker vermischen, Eiweisse zugeben und mit Rosenwasser parfümieren.
  • Solange rühren bis ein glatter Teig entstanden ist.

Haltbarkeit

  • 1 Woche im Kühlschrank

Zutat zu

  • sehr vielen Kuchen, Pralinen und sonstige Naschereien.

Varianten

  • Das gleiche Rezept ohne Rosenwasser.

 

Lesezeichen

 

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Marzipan

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

 

Aus Marzipan geformte Früchte

 

Aus Marzipan geformte Früchte

Marzipan (von ital.: marzapane) ist eine Süßware, die traditionell in den Städten an der südlichen Ostseeküste hergestellt wurde. Weltbekannt sind das Lübecker Marzipan und das Königsberger Marzipan.

Inhaltsverzeichnis


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Etymologie

Die Herkunft des Wortes ist bis heute umstritten. Sicher ist nur, dass das Wort im 16. Jahrhundert aus dem italienischen marzapane entlehnt wurde. Zur weiteren Etymologie gab und gibt es zahlreiche Spekulationen, darunter Herleitungen aus dem lateinischen Marci panis („Gebäck zu Ehren des Heiligen Markus“), dem persischen märzäban („Markgraf“) oder dem griechischen maza oder massa („Mehlbrei“).

Einer im Jahr 1904 publizierten Theorie zufolge leitet sich marzapane aus dem Venezianischen matapan ab, einer venezianischen Münze, die erstmals 1193 geprägt wurde. Diese wiederum soll sich vom arabischen mautaban nach dem Verb wataba („stillsitzen“) ableiten, was „einer, der seinen Platz nicht verlässt“ bedeutet. Dies soll wiederum zur Zeit der Kreuzzüge zum einen der Spottname für einen König gewesen sein, der untätig auf seinem Thron saß und seine Feinde nicht bekriegte, zum anderen auch für eine byzantinische Münze, die auf einer Seite eine auf dem Thron sitzende Christusgestalt zeigte. Diese Theorie stützt sich auf das nur in einer einzigen syrischen Quelle überlieferte nachklassisch-lateinische Wort marzapanus, das dort eine Zehntsteuer bezeichnet. Auf der Insel Zypern bezeichnete es demnach ganz speziell eine Schachtel, die den zehnten Teil eines Malters (altes Kornmaß) beinhaltete. Im 14. Jahrhundert wurde schließlich der Name nicht mehr für die Schachtel, sondern für den Inhalt, Marzipan verwendet. Aus phonetischen Gründen ist diese Theorie jedoch problematisch, auch erscheint der Bedeutungswandel recht unwahrscheinlich.

Einer anderen Theorie zufolge leitet sich marzapane vielmehr letztlich von der birmanischen Stadt Martaban ab, die für dort hergestellte Keramiktöpfe bekannt war und ist, in denen verschiedene Spezereien, auch Süßigkeiten, aufbewahrt und verkauft wurden. Im Persischen, Arabischen und Urdu wurde das Toponym martaban zum Begriff für Krüge und wurde im Spätmittelalter in dieser und ähnlichen Bedeutungen auch in verschiedene romanische Sprachen entlehnt; eine Bedeutungsübertragung vom Gefäß auf den Inhalt käme so als Erklärung für den Namen der Süßigkeit in Betracht.

Historisches

 

Dänisches Marzipanschweinchen als Weihnachtsgeschenk

 

Dänisches Marzipanschweinchen als Weihnachtsgeschenk

1806 gründeten unabhängig voneinander zwei Konditoren die ersten Marzipanmanufakturen. In Reval (heute Tallinn/Estland) der Schweizer Konditor Lorenz Cawietzel und in Lübeck Johann Georg Niederegger. Heute besteht zwischen Lübeck und Tallinn Uneinigkeit darüber, auf wen genau die Erfindung des Marzipans zurückgeht. Da damals beide Städte Mitglied der Hanse waren und somit ein regelmäßiger Austausch von Handwerkern und Kaufleuten stattfand, wird sich die letztendliche Herkunft wahrscheinlich nicht mehr genau klären lassen.

In fränkischen Städten wie Nürnberg wurde Marzipan im 17. und 18. Jahrhundert zu Weihnachten in Model aus Holz, Zinn oder Ton gebacken, um so Formen und Figuren zu erhalten. Häufig waren biblische Motive, aber auch Wappen, später Bauern, Handwerker, Herzen oder Rauten. Die Nürnberger Patrizier ließen ihre Familienwappen aus Marzipan fertigen, die sie an Bekannte verschenkten.

Marzipanrohmasse

In den „Leitsätzen für Ölsamen und daraus hergestellte Massen und Süßwaren“ wird der gesetzliche Rahmen für die Herstellung von Marzipanrohmasse vorgegeben: „Marzipanrohmasse ist eine aus blanchierten, geschälten Mandeln hergestellte Masse. Sie enthält höchstens 17 % Feuchtigkeit. Der Anteil des zugesetzten Zuckers beträgt höchstens 35 % und der Mandelölgehalt mindestens 28 %, beides bezogen auf die Marzipanrohmasse mit 17 % Feuchtigkeitsgehalt. Bei der Marzipanrohmasse M I kann der Gesamtgehalt an blanchierten/geschälten gegebenenfalls bitteren Mandeln bis zu 12 % des Mandelgewichtes betragen. Eine Kenntlichmachung ist nicht erforderlich. Entbitterte bittere Mandeln sowie Bergmandeln werden zur Herstellung von Marzipanrohmassen nicht verwendet.“ [1]
Demnach besteht Marzipanrohmasse aus Zucker, gemahlenen Mandeln und eventuell Rosenwasser. Je nach Hersteller kommen noch weitere Zutaten (z. B. Invertzucker zur besseren Frischhaltung) hinzu. In der Regel besteht die Rohmasse aus zwei Drittel gemahlenen und gewalzten süßen Mandeln und einem Drittel (höchstens 35 %) Zucker. Die Mischung wird zur Pasteurisierung auf über 60 °C erhitzt.

Die Qualität der Rohmasse hängt im Wesentlichen von der Güte der verwendeten Mandeln sowie der Feinheit und Plastizität der Masse ab. Industriell werden heute zwei Methoden der Herstellung angewandt.

  1. Die konventionelle; über Granitwalzwerke und Röstung im Kupferkessel. Die einzigen Hersteller, die auf die traditionelle Weise fertigen, sind die Fa. Niederegger, Fa. von Minden & Bruhns und Johannes Heinr. Martens & Co. KG in Lübeck.
  2. Über eine Vakuumanlage, werden zunächst die Mandeln sehr fein gemahlen und dann in einem Vakuumröster erhitzt.

Ein wesentliches Merkmal ist der Anteil an den verwendeten Bittermandeln. Unbehandelt sind diese für den menschlichen Verzehr ungeeignet, da sie Blausäure (Cyanwasserstoff) enthalten. Dieses Gift ist wasserlöslich und siedet bereits bei 26 °C. Durch Wässern (30 °C 10–24 Stunden, bei dem Amygdalin zu Blausäure und Benzaldehyd gespalten wird) und Erhitzen wird den Mandeln die Blausäure entzogen – sie werden „entbittert“.

Es gibt folgende Handelssorten bzw. Qualitäten für Marzipanrohmasse:

  • MOO: Aus ausgesuchten Mandeln aus Mittelmeerländern, die einen natürlichen Bittermandelanteil enthalten.
  • MO: Bis zu 5 % Anteil an natürlichen Bittermandeln
  • MI: Bis zu 12 % bittere Mandeln sowie Bruchmandeln – bei der MI wird der Bittermandelanteil erhöht durch Zugabe
  • MF: Mit Fruchtzucker – für Diabetiker
  • MFS: Mit Sorbit – für Diabetiker

Die Herstellung von verkaufsfertigem Marzipan aus Marzipanrohmasse erfolgt durch Ankneten mit Puderzucker im Verhältnis von maximal 1:1 (Qualitätsstufe 50/50). Die Marzipanqualität ist umso höher, je niedriger der Zuckergehalt ist. Es wird hierbei auch oftmals das Enzym Invertase eingearbeitet. Dieses verbessert die Frischhaltung durch Abbau des Rübenzuckers zu Invertzucker.

Qualitäten von Marzipan

 

Marzipankartoffeln

 

Marzipankartoffeln

  • Edelmarzipan (z. B. „Lübecker Marzipan“): 70 % Marzipanrohmasse, 30 % Zucker (70/30)
  • Lübecker Edelmarzipan: 90/10-Aufteilung
  • Königsberger Marzipan: Keine Herkunfts-, sondern eine Gattungsbezeichnung. Wird meist aus Edelmarzipan hergestellt. Weist nach dem Abflämmen der Oberfläche einen charakteristischen gelblich-bräunlichen Farbton auf. Außerdem wird beim Anwirken Rosenwasser hinzugefügt.
  • In Spanien ist Marzipan aus Toledo eine geschützte Herkunftsbezeichnung, die sich auf die Provinz Toledo bezieht.
  • In Italien ist die Marzipanherstellung typisch für Apulien und Sizilien.

Varianten von Marzipan und Marzipanersatz

 

Mozartkugeln mit Füllung aus grünem Pistazienmarzipan

 

Mozartkugeln mit Füllung aus grünem Pistazienmarzipan

Aus Kostengründen wird heute in vielen Bereichen nicht mehr Marzipan, sondern Persipan verwendet. Persipan (oder auch Parzipan genannt) ist dem Marzipan recht ähnlich, wird jedoch anstelle von Mandeln aus Aprikosen- und/oder Pfirsichkernen hergestellt. Vor allem in Konditoreien, wo es in diversen Süßspeisen vorkommt, hat Persipan Marzipan häufig ersetzt. Um die Lebensmittelkontrolle zu erleichtern, werden der Persipanrohmasse 0,5 % Stärke zugesetzt, damit sie von Marzipanrohmasse unterschieden werden kann (durch die Iod-Stärke-Reaktion).

Für manche Pralinen wird nicht Marzipan nur aus Mandeln verwendet, sondern grünes Marzipan mit Pistazien. In der Regel liegt der Anteil der Pistazien bei der Pistazienmarzipanrohmasse zwischen 4 und 8 %. Dies ist z. B. bei der bekannten Mozartkugel der Fall.

Wissenswertes

Marzipan kann von Materialscannern, die beispielsweise in Flughäfen eingesetzt werden, nicht oder nur schlecht von Plastiksprengstoff unterschieden werden. Daher wird empfohlen, im Personenflugverkehr zwecks schnellerer Abwicklung am Flughafen kein Marzipan mitzuführen.

Siehe auch

  • Calisson: Konfekt aus der Provence in Form eines Weberschiffchens, mit Mandeln und kandierten Melonen und Orangen.
  • Halva (oder Helva): Aus Sesamsamen
  • Nougat: Statt Mandeln werden geröstete Nüsse, meistens Haselnüsse, verwendet.
  • Odense Marcipan: Dänischer Marzipanhersteller
  • Turrón aus Jijona: Spanische Verwandte des Marzipans und Nougats (nicht zu verwechseln mit dem Turrón aus Alicante). Sie bestehen aus Mandeln, Zucker und weiteren Zutaten, wie z. B. Honig, Eiklar oder Zitronenschalen.

Quellen

  1. Leitsätze Ölsamen

Weblinks

Commons

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Bibliografische Angaben für „Marzipan

 

 

 

 

 

Adventskalender 8. Dezember 2007

Dezember 7, 2007

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Hilde Fürstenberg

Weht im Schnee ein Weihnachtslied

Weht im Schnee ein Weihnachtslied
Leise über Stadt und Felder,
Sternenhimmel niedersieht,
Und der Winternebel zieht
Um die dunklen Tannenwälder.Weht im Schnee ein Weichnachtsduft
Träumerisch durch dichte Flocken,
Füllt die schwere Winterluft
Und aus weichen Wolken ruft
Sanft der Klang der Kirchenglocken.

 

Geht durch Schnee ein Weihnachtskind
Liebend über kalte Erde,
Geht dahin und lächelt lind,
Hoffend, dass wir gütig sind
Und die Menschheit besser werde.

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Brüder Grimm

Die Sterntaler

Es war einmal ein kleines Mädchen, dem war Vater und Mutter gestorben, und es war so arm, daß es kein Kämmerchen mehr hatte, darin zu wohnen, und kein Bettchen mehr hatte, darin zu schlafen, und endlich gar nichts mehr als die Kleider auf dem Leib und ein Stückchen Brot in der Hand, das ihm ein mitleidiges Herz geschenkt hatte. Es war aber gut und fromm. Und weil es so von aller Welt verlassen war, ging es im Vertrauen auf den lieben Gott hinaus ins Feld. Da begegnete ihm ein armer Mann, der sprach: »Ach, gib mir etwas zu essen, ich bin so hungerig.« Es reichte ihm das ganze Stückchen Brot und sagte: »Gott segne dir’s«, und ging weiter. Da kam ein Kind, das jammerte und sprach: »Es friert mich so an meinem Kopfe, schenk mir etwas, womit ich ihn bedecken kann.« Da tat es seine Mütze ab und gab sie ihm. Und als es noch eine Weile gegangen war, kam wieder ein Kind und hatte kein Leibchen an und fror: da gab es ihm seins; und noch weiter, da bat eins um ein Röcklein, das gab es auch von sich hin. Endlich gelangte es in einen Wald, und es war schon dunkel geworden, da kam noch eins und bat um ein Hemdlein, und das fromme Mädchen dachte: »Es ist dunkle Nacht, da sieht dich niemand, du kannst wohl dein Hemd weggeben«, und zog das Hemd ab und gab es auch noch hin. Und wie es so stand und gar nichts mehr hatte, fielen auf einmal die Sterne vom Himmel, und waren lauter blanke Taler; und ob es gleich sein Hemdlein weggegeben, so hatte es ein neues an, und das war vom allerfeinsten Linnen. Da sammelte es sich die Taler hinein und war reich für sein Lebtag.

© Projekt Gutenberg

 

Ausschnitt aus

 

Antoine de Saint Exupéry

Der kleine Prinz

 

XXIV

Es war am achten Tage nach meiner Panne in der Wüste und ich hörte gerade die Geschichte vom Pillenverkäufer, als ich den letzten Tropfen meines Wasservorrates trank:

»Ach«, sagte ich zum kleinen Prinzen, »deine Erinnerungen sind ganz hübsch, aber ich habe mein Flugzeug noch nicht repariert, habe nichts mehr zu trinken und wäre glücklich, wenn auch ich ganz gemächlich zu einem Brunnen gehen könnte!«

»Mein Freund, der Fuchs«, sagte er …

»Mein kleines Kerlchen, es handelt sich nicht mehr um den Fuchs!«

»Warum?«

»Weil man vor Durst sterben wird …«

Er verstand meinen Einwand nicht, er antwortete:

»Es ist gut einen Freund zu haben, selbst wenn man sterben muß. Ich bin froh, daß ich einen Fuchs zum Freunde hatte …«

Er ermißt die Gefahr nicht, sagte ich mir. Er hat nie Hunger, nie Durst. Ein bißchen Sonne genügt ihm …

Aber er sah mich an und antwortete auf meine Gedanken:

»Ich habe auch Durst … suchen wir einen Brunnen …«

Ich machte eine Gebärde der Hoffnungslosigkeit: es ist sinnlos auf gut Glück in der Endlosigkeit der Wüste einen Brunnen zu suchen. Dennoch machten wir uns auf den Weg.

Als wir stundenlang schweigend dahingezogen waren, brach die Nacht herein, und die Sterne begannen zu leuchten. Ich sah sie wie im Traum, ich hatte ein wenig Fieber vor Durst. Die Worte des kleinen Prinzen tanzten durch mein Bewußtsein:

»Du hast also auch Durst?« fragte ich ihn.

Er antwortete nicht auf meine Frage. Er sagte einfach:

»Wasser kann auch gut sein für das Herz …«

Ich verstand seine Worte nicht, aber ich schwieg … Ich wußte gut, daß man ihn nicht fragen durfte.

Er war müde. Er setzte sich. Ich setzte mich neben ihn. Und nach einem Schweigen sagte er noch:

»Die Sterne sind schön, weil sie an eine Blume erinnern, die man nicht sieht …«

Ich antwortete: »Gewiß«, und betrachtete schweigend die Falten des Sandes unter dem Monde.

»Die Wüste ist schön, fügte er hinzu …«

Und das war wahr. Ich die Wüste immer geliebt. Man setzt sich auf eine Sanddüne. Man sieht nichts. Man hört nichts. Und währenddessen strahlt etwas in der Stille.

»Es macht die Wüste schön«, sagte der kleine Prinz, »daß sie irgendwo einen Brunnen birgt.«

Ich war überrascht, dieses geheimnisvolle Leuchten des Sandes plötzlich zu verstehen. Als ich ein kleiner Knabe war, wohnte ich in einem alten Haus, und die Sage erzählte, daß darin ein Schatz versteckt sei. Gewiß, es hat ihn nie jemand gesucht. Aber er verzauberte dieses ganze Haus. Mein Haus barg ein Geheimnis auf dem Grunde seines Herzens …

»Ja«, sagte ich zum kleinen Prinzen, »ob es sich um das Haus, um die Sterne oder um die Wüste handelt, was ihre Schönheit ausmacht, ist unsichtbar!«

»Ich bin froh«, sagte er, »daß du mit meinem Fuchs übereinstimmst.«

Da der kleine Prinz einschlief, nahm ich ihn in meine Arme und machte mich wieder auf den Weg. Ich war bewegt. Mir war, als trüge ich ein zerbrechliches Kleinod. Es schien mir sogar, als gäbe es nichts Zerbrechlicheres auf der Erde. Ich betrachtete im Mondlicht diese blasse Stirn, diese geschlossenen Augen, diese im Winde zitternde Haarsträhne, und ich sagte mir: Was ich da sehe, ist nur eine Hülle. Das Eigentliche ist unsichtbar …

Da seine halbgeöffneten Lippen ein halbes Lächeln andeuteten, dachte ich mir auch: Was mich an diesem kleinen eingeschlafenen Prinzen so sehr rührt, ist seine Treue zu seiner Blume, ist das Bild einer Rose, das ihn durchstrahlt wie die Flamme einer Lampe, selbst wenn er schläft … Und er kam mir noch zerbrechlicher vor als bisher. Man muß die Lampen sorgsam schützen: ein Windstoß kann sie zum Verlöschen bringen …

Und während ich so weiterging, entdeckte ich bei Tagesanbruch den Brunnen.

Der kleine Prinz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Der kleine Prinz (Originaltitel: Le Petit Prince) ist eine illustrierte Erzählung von Antoine de Saint-Exupéry. Es ist das bekannteste Werk des französischen Autors. Nach Harenberg gilt der kleine Prinz als literarische Umsetzung des moralischen Denkens und der Welterkenntnis seines Autors.[1] Das Werk ist ein modernes Märchen und nicht nur ein Kinderbuch. Die Erstausgabe wurde 1943 in New York vorgestellt. 1950 erschien die erste deutsche Übersetzung – bis heute wurde das Werk weltweit in über 50 Sprachen übersetzt. Es ist ein Plädoyer für Freundschaft und Menschlichkeit.

Inhaltsverzeichnis


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Inhalt

Der Erzähler hat als sechsjähriges Kind seine erste Zeichnung vollendet. Wenn er sie den großen Leuten zeigte mit der Frage, ob sie ihnen nicht Angst mache, antworteten sie: „Warum sollen wir vor einem Hut Angst haben?“[2] Die Zeichnung stellte aber eine Riesenschlange dar, die einen Elefanten verdaut.

Der Zufall will es, dass der Erzähler, nachdem er mit seinem Flugzeug in der Sahara notgelandet ist, den kleinen Prinzen trifft, der zu ihm sagt: „Zeichne mir ein Schaf …“[3] Da der Prinz aber mit allen Zeichnungen, die der Flieger anfertigt, unzufrieden ist, zeichnet er eine Kiste und sagt: „Das Schaf, das du willst, steckt da drin.“[4] Der Prinz hat im übrigen keine Mühe, eine Zeichnung mit dem Elefanten und der Riesenschlange als solche zu erkennen.

Bald stellt sich heraus, dass der kleine Prinz nicht von der Erde stammt, sondern von einem kleinen Asteroiden. Auf diesem Planeten gab es gute und schlechte Gewächse. Einen Radieschen- oder Rosentrieb konnte man wachsen lassen, eine schädliche Pflanze wie den Affenbrotbaum aber musste man herausreißen. Denn der Affenbrotbaum bemächtigt sich des ganzen Planeten, durchdringt ihn mit seinen Wurzeln und sprengt ihn. Es ist eine Frage der Disziplin: „Wenn man seine Morgentoilette beendet hat, muss man sich ebenso sorgfältig an die Toilette des Planeten machen.“[5]

Einmal war auf dem Planeten des kleinen Prinzen eine Blume gewachsen, hatte ihre Knospe entwickelt, ordnete ihre Blütenblätter und enthüllte sich gerade zur Stunde des Sonnenaufgangs. Der kleine Prinz unterhielt sich mit ihr, doch quälte sie ihn bald mit ihrer Eitelkeit. „Man darf den Blumen nicht zuhören, man muss sie anschauen und einatmen.“[6] Schließlich verließ der Prinz seinen Planeten.

Er besuchte nun Asteroiden in der Region. Auf dem ersten wohnte ein König, für den die Welt ganz einfach war: „Alle Menschen sind Untertanen.“[7] So will er auch den Prinzen zu seinem Untertan machen. Der aber wollte lieber abreisen und ließ sich auch durch das Angebot des Königs, ihn zum Justizminister zu machen, nicht halten. Auf dem zweiten Planeten wohnte ein Eitler, der sich für den schönsten, bestangezogenen, reichsten und intelligentesten Menschen auf dem Planeten hielt. Den nächsten Planeten bewohnte ein Säufer, den besuchte der kleine Prinz nur kurz. Der vierte Planet war der des Geschäftsmannes, der beschäftigt war und dem es darauf ankam zu besitzen, um reich zu sein. Auf dem fünften Planeten befand sich ein Laternenanzünder, der eine Straßenlaterne wiederholt anzündete und wieder auslöschte, weil er die Weisung hätte. Auf dem sechten Planeten wohnte ein Geograf, der Bücher schrieb. Er riet dem kleinen Prinzen, auf den Planeten Erde zu gehen.

Und so kam der kleine Prinz auf den siebten Planeten, die Erde. Nach einem Gespräch mit einer Schlange durchquerte er die Wüste in Afrika und begegnete einer Blume, fand danach einen Rosengarten und traf schließlich den Fuchs. Der sagte ihm: „Man kennt nur die Dinge, die man zähmt“[8] und er verriet dem Prinzen sein Geheimnis: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“[9] Und: „Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast.“[10]

Nach diesen Berichten des kleinen Prinzen stellte unser Erzähler fest, dass er den letzten Tropfen seines Wasservorrats getrunken hatte; daher machten er und der Prinz sich auf, einen Brunnen zu suchen, den sie schließlich fanden. Der Prinz sagte noch: „Ich kann diesen Leib da nicht mitnehmen. Er ist zu schwer. … Man soll nicht traurig sein um solche alten Hüllen.“[11] Dann wurde der er von einer Schlange gebissen, fiel lautlos in den Sand und war am nächsten Morgen verschwunden. Der Flieger hatte unterdessen sein Flugzeug repariert und kehrte in seine Welt zurück.

Wissenswertes

  • Das Buch wurde von Saint-Exupéry selbst illustriert, mehrmals verfilmt und in einem Theaterstück adaptiert. Auch ein Chanson von Gilbert Bécaud (Le Petit Prince est revenu) geht auf den Roman zurück.
  • Das populärste Zitat aus Der kleine Prinz ist die Aussage des Fuchses, den der Prinz während seiner Reise trifft: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“[12] Dieser Satz wird oft zitiert.

Buchausgaben

  • Antoine de Saint Exupéry: Der Kleine Prinz. Karl Rauch-Verlag, 2000, ISBN 3-7920-0027-X

Le Petit Prince in deutschen Mundarten, Verlag M. Naumann, 16 Bände:

  • Band 1. Pfälzisch, übersetzt von Walter Sauer: De kläne Prinz, ISBN 3-933575-00-1
  • Band 2. Hessisch, übersetzt von Bernhard Naumann: De klaane Prinz, ISBN 3-933575-01-X
  • Band 3. Fränkisch, übersetzt von Hartmut Preß: Der klaa Prinz, ISBN 3-933575-02-8
  • Band 4. op kölsch, übersetzt von Volker Gröbe und Alice Tiling-Herrwegen: Dä kleine Prinz, ISBN 3-933575-03-6
  • Band 5. Schwäbisch, übersetzt von Manfred Mergel: Dr kleine Prinz, ISBN 3-933575-04-4
  • Band 6. Boarisch, übersetzt von Meinrad Spinner: Da kloa Prinz, ISBN 3-933575-05-2
  • Band 7. Yidish, übersetzt von Shloyme Lerman: Der kleyner prints, ISBN 3-933575-06-0
  • Band 8. Plattdüütsch, übersetzt von Arnd Immo Richter: De lütte Prinz, ISBN 3-933575-07-9
  • Band 9. Badisch-Alemannisch, übersetzt von Adelheid Olbert: Dr chlei Prinz, ISBN 3-933575-08-7
  • Band 10. Saarländisch, übersetzt von Edith Braun: De glään Brins, 2001, ISBN 3-933575-54-0
  • Band 11. Weanerisch, übersetzt von Hans Werner Sokop: Der klane Prinz, ISBN 3-933575-55-9
  • Band 12. Karntnarisch, übersetzt von Alexander Krischnig: Da klaane Prinz, ISBN 3-933575-82-6
  • Band 13. Oberösterreichisch, übersetzt von Hans Dieter Mairinger: Da kloane Prinz, ISBN 3-933575-83-4
  • Band 14. Berlinisch, übersetzt von Christian Fröhlich: Der kleene Prinz, ISBN 3-933575-84-2
  • Band 15. Plautdietsch, übersetzt von Jack Thiessen: Dee tjliena Prinz, ISBN 3-933575-85-0
  • Band 16. Tirolerisch, übersetzt von Annemarie Regensburge: Der kluene Prinz, ISBN 3-936622-29-9

Daneben existiert auch eine Berndeutsche Ausgabe (siehe auch: Schweizerdeutsch) aus dem Lokwort Verlag:

und eine obersorbische Ausgabe aus dem Tintenfass-Verlag:

  • Obersorbisch, übersetzt von Claudia Knobloch: Mały princ. Hornjoserbsce, ISBN 3-937467-26-2

Eine weitere plattdeutsche Ausgabe, aufgrund der niederdeutschen Mundart des Hümmlings, erschien im Dezember 2004:

Umsetzungen

Vertonungen

Software

Mit „Der kleine Prinz“ für Windows 95 und aufwärts, startete der Verlag „Tivola“ die riskante multimediale Umsetzung des beliebten Buches von Antoine de Saint-Exupéry. Die Abenteuer des kleinen Prinzen sind liebevoll animiert und mit passender, eigens hierfür komponierter Musik unterlegt. Die Aufgabe des Sprechers hat Bernd Becker übernommen.

Bühnenfassungen

Die erste deutsche Bühnenfassung entstand bereits kurz nach dem Erscheinen der französischen Originalausgabe des Kleinen Prinzen im Jahre 1950/1951, jedenfalls noch vor der deutschen Erstveröffentlichung.

Im Jahr 2004 schuf Gregor Seyffert am Anhaltischen Theater Dessau zusammen mit seiner Gregor Seyffert Companie ein Ballett zum Buch unter gleichem Titel.

Der Puppenspieler Rudolf Fischer von den Königsteiner Puppenspielen übersetzte das Buch selbständig und führte es als Figurentheaterstück – mit rückwirkender Genehmigung Karl Rauchs – mit Puppen von Lore Lafin an seiner Bühne auf. Nur wenig später kam die Augsburger Puppenkiste mit ihrer Fassung heraus.[13]

Seit 40 Jahren spielt das „theater in der westentasche – Das kleinste Theater Deutschlands“ aus Ulm die Uhrbühnenfassung von Der Kleine Prinz mit der dramaturgischen Arbeit von Christiane Dentler.

Sekundärliteratur

  • Freund-Spork, Walburga: Antoine de Saint-Exupéry: Der kleine Prinz (Le Petit Prince). Königs Erläuterungen und Materialien (Bd. 378). Hollfeld: C. Bange Verlag 2002. ISBN 978-3-8044-1782-3

Weblinks [Bearbeiten]

Wikiquote

Wikiquote: Antoine de Saint-Exupéry – Der kleine Prinz – Zitate

Quellen [Bearbeiten]

  1. Joachim Kaiser: Harenberg, das Buch der 1000 Bücher : Autoren, Geschichte, Inhalt und Wirkung. Harenberg, Dortmund 2002, S. 939, ISBN 3-611-01059-6
  2. Kap. I.
  3. Kap. II.
  4. Kap. II.
  5. Kap. V.
  6. Kap. VIII.
  7. Kap. X.
  8. Kap. XXI.
  9. l.c.
  10. l.c.
  11. Kap. XXVI.
  12. Kap. XXI.
  13. Gespräch mit Rudolf Fischer in Bergisch Gladbach, 1997

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Bibliografische Angaben für „Der kleine Prinz

 

Adventskalender 7. Dezember 2007

Dezember 6, 2007

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Arno Holz

Und wieder nun

Und wieder nun lässt aus dem Dunkeln
Die Weihnacht ihre Sterne funkeln!
Die Engel im Himmel hört man sich küssen
Und die ganze Welt riecht nach Pfeffernüssen …

So heimlich war es die letzten Wochen,
Die Häuser nach Mehl und Honig rochen,
Die Dächer lagen dick verschneit
Und fern, noch fern schien die schöne Zeit.
Man dachte an sie kaum dann und wann.
Mutter teigte die Kuchen an
Und Vater, dem mehr der Lehnstuhl taugte,
Sass daneben und las und rauchte.
Da plötzlich, eh man sich’s versah,
Mit einem Mal war sie wieder da.

 

Mitten im Zimmer steht nun der Baum!

 

Man reibt sich die Augen und glaubt es kaum …
Die Ketten schaukeln, die Lichter wehn,
Herrgott, was giebt’s da nicht alles zu sehn!
Die kleinen Kügelchen und hier
Die niedlichen Krönchen aus Goldpapier!
Und an all den grünen, glitzernden Schnürchen
All die unzähligen, kleinen Figürchen:
Mohren, Schlittschuhläufer und Schwälbchen,
Elephanten und kleine Kälbchen,
Schornsteinfeger und trommelnde Hasen,
Dicke Kerle mit rothen Nasen,
Reiche Hunde und arme Schlucker
Und Alles, Alles aus purem Zucker!

 

Ein alter Herr mit weissen Bäffchen
Hängt grade unter einem Aeffchen.
Und hier gar schält sich aus seinem Ei
Ein kleiner, geflügelter Nackedei.
Und oben, oben erst in der Krone!!
Da hängt eine wirkliche, gelbe Kanone
Und ein Husarenleutnant mit silbernen Tressen –
Ich glaube wahrhaftig, man kann ihn essen!

 

In den offenen Mäulerchen ihre Finger,
Stehn um den Tisch die kleinen Dinger,
Und um die Wette mit den Kerzen
Puppern vor Freuden ihre Herzen.
Ihre grossen, blauen Augen leuchten,
Indess die unsern sich leise feuchten.
Wir sind ja leider schon längst »erwachsen«,
Uns dreht sich die Welt um andre Achsen

 

Und zwar zumeist um unser Büreau.
Ach, nicht wie früher mehr macht uns froh
Aus Zinkblech eine Eisenbahn,
Ein kleines Schweinchen aus Marzipan.
Eine Blechtrompete gefiel uns einst sehr,
Der Reichstag interessirt uns heut mehr;
Auch sind wir verliebt in die Regeldetri
Und spielen natürlich auch Lotterie.
Uns quälen tausend Siebensachen.
Mit einem Wort, um es kurz zu machen,
Wir sind grosse, verständige, vernünftige Leute!

 

Nur eben heute nicht, heute, heute!

 

Ueber uns kommt es wie ein Traum,
Ist nicht die Welt heut ein einziger Baum,
An dem Millionen Kerzen schaukeln?
Alte Erinnerungen gaukeln
Aus fernen Zeiten an uns vorüber
Und jede klagt: Hinüber, hinüber!
Und ein altes Lied fällt uns wieder ein:
O selig, o selig, ein Kind noch zu sein!

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Heinrich Seidel

 

Eine Weihnachtsgeschichte

Aus: Heimatgeschichten, Stuttgart und Berlin o. J.

Es hatte vierzehn Tage lang gefroren wie in Sibirien. Auf dem höchsten Berg im Lande saß der alte Wintergreis mit seinem bläulichen Gewande und seinem lang hinstarrenden Schneebart, und ihm war so recht behaglich zumute, wie einem Menschengreise, wenn er hinter dem Ofen sitzt und das Essen ihm geschmeckt hat und alles gutgeht. Zuweilen rieb der alte Winter sich vor Vergnügen die Hände – dann stäubte der feine, schimmernde Schnee wie Zuckerpulver über die Erde; bald lachte er wieder still vor sich hin und es gab Sonnenschein mit klingendem Frost. Der schneidende Hauch seines Mundes ging von ihm aus, und wo er über die Seen strich, zerspaltete das Eis mit langhindonnerndem Getöse, und wo er durch die Wälder wehte, zerkrachten uralte Bäume von oben bis unten.

»Habe Erbarmen, alter Wintergreis!« flehte ich, »und laß ab, denn es ist Weihnachten und ich muß pelzlos nach Hause reisen.« Der Alte fühlte ein menschliches Rühren, lehnte sich mit dem Rücken gegen die uralte Eiche, die auf dem hohen Berge steht, schloß die Augen und drusselte ein wenig. So gelangte ich denn ohne Gefährde in meine Vaterstadt zu meiner Mutter. – Wohl dem, der noch eine sichere Stätte hat in der weiten Welt, wo er sich geliebt weiß, wo die treuen Augen der Mutter auf ihn sehen, die schon voll Liebe auf ihm ruhten, als er noch klein und hilflos auf ihrem Schoße spielte. – Da bin ich wieder in den kleinen, wohlbekannten Zimmern, und die freundlichen Augen werden nicht müde, mich zu betrachten; ich muß erzählen, wie es mir ergangen ist, und auch das Kleinste ist dabei nicht zu unwichtig. Dann stürmt mein Bruder Hermann ins Zimmer, der Primaner und Naturforscher, und kaum hat er mich begrüßt, so erzählt er schon: »Du, Eduard, die Eislöcher auf dem großen See wimmeln von nordischen Enten, die hier überwintern, und am Schloßgartenbach habe ich wieder Eisvögel beobachtet.« – Polly, der braungefleckte Wachtelhund, ein außerordentlich gebildetes Tier und Zögling meines Bruders, springt in ausgelassener Wiedererkennungsfreude an mir empor und muß sofort seine neuerlernten Künste zeigen. Dann kommt auch Murr, der weiße, gelbgestreifte Kater, reserviert wie Katzen sind, leise gegangen und reibt sich schnurrend an meinem Knie, auch er hatte mich nicht vergessen. Er hat Menschenverstand, wie meine Mutter sagt, und wenn er zuweilen des Abends würdevoll mit dem um die Vorderfüße geringelten Schwanz auf der Sofalehne sitzt und einen der Sprechenden nach dem andern aufmerksam anblickt, so ruft meine Mutter oft plötzlich, wenn von Geheimnissen die Rede ist: »Sprecht doch leise, der Kater versteht ja alles!« – Und von Geheimnissen wimmelt das Haus jetzt förmlich; da erscheint Paul, der Jüngste, der Obertertianer, der noch gar nicht weiß, daß ich gekommen bin, plötzlich in der Tür, etwas leicht in Papier Geschlagenes in der Hand tragend. Aber kaum hat er mich erblickt, als er, statt mich zu begrüßen, voll Entsetzen wieder hinausspringt und erst nach einiger Zeit ohne das Paket mit vergnügtem Lächeln wieder zurückkehrt. »Feine Schlittschuhbahn«, lautet sein Bericht, »wir sind gestern schon nach Nußwerder gelaufen, der große See ist ganz zu.«

Dann wird alles revidiert im ganzen Hause, das Alte, ob es noch das Alte ist, und dann das Neue. Alle die bekannten Ecken und Eckchen, aus denen die Erinnerung lächelt, die alten Bücher, aus denen dem Kindersinn der Zauber der Dichtung emporblühte. Selbst der Garten wird aufgesucht, und dann geht es den Gang zwischen bereiften Hecken hinunter zum See, der weit in seiner glänzenden Eisdecke schimmernd daliegt, denn hier hat es gar nicht geschneit, und es ist eine Schlittschuhbahn wie selten. Ich probiere einmal vorläufig das Eis, und dann geht es wieder zurück zu den Stübchen meiner Brüder. Dort sind Hermanns selbst erzogene afrikanische Finken zu bewundern, ausländische Schildkröten und Molche und andere naturhistorische Errungenschaften. Paul hatte aus Holz gesägte Sachen vorzuzeigen, und eine heimliche Zigarrenspitze, deren vorzügliche Angerauchtheit, und eine unerlaubte Pfeife, deren echten Weichselholzgeruch ich bewundern muß.

Dann kommt nun der Weihnachtsabend selber, und mit ihm die gute Tante Amalie, die mich schon so oft auf die Strümpfe gebracht hat, denn sie strickt mir immer so schöne, warme, und ihr Dienstmädchen trägt einen höchst verdächtigen Korb, und mit Tante Amalie kommt Cousine Helene, meine kleine Feindin. Sie ist nun eigentlich kaum meine Cousine, denn die Verwandtschaft ist so künstlich, daß Tante Amalie fünf Minuten braucht, um sie auseinanderzusetzen, und ich sie noch nie begriffen habe. Aber wir nennen uns Cousine und Vetter und du, denn wir kennen uns schon von der Zeit an, als Tante Amalie die kleine zehnjährige Waise zu sich nahm, und das ist nun gerade acht Jahre her. »Kinder, vertragt euch!« ist das erste, was Tante Amalie zu uns sagt; sie weiß aus Erfahrung, daß es dieser Warnung bedarf, denn wir stehen im allgemeinen auf dem Kriegsfuß. »O, ich werde schon mit ihm fertig!« sagt Helene mit einem kleinen Trotzblick, der wenig Gutes verspricht.

Die Mutter und Tante Amalie verschwinden zu heimlichen Vorbereitungen in den Festgemächern, und ich petitioniere ebenfalls um Zulassung, da ich – mit einem Blick auf Helene – doch nicht mehr zu den Kindern zu rechnen sei. »Nehmt den alten Meergreis nur mit«, meint sie, aber es wird mir nicht gestattet. »Schenkst du mir denn auch etwas, Helenechen, mein Schwänechen?« frage ich mit einem alten Kinderreim. Sie ist immer schlagfertig: »Ich schenke dir kein Tränechen, doch Tante Malchen schenkt dir was für deine langen Benechen«, sagt sie schnippisch. – »Ich weiß auch gar nicht«, läßt sich der biedere Paul vernehmen, »ihr hackt euch doch immer, wo ihr euch seht.«

»Du ahnungsvoller Engel, du«, meint Helene und streichelt sein würdiges Haupt. – »Hast du schon mal einen Engel gesehen«, fragt Hermann nun ironisch, »der karierte Hosen anhat und heimlich Zigarren raucht?« – »Ihr seid schrecklich, alle miteinander«, sagt Helene, »ist das eine Weihnachtsstimmung und sind das Weihnachtsgespräche?« »Das ist nur äußerlich«, meine ich, »innerlich, da sind Lichter in unseren Herzen angezündet, und das Gemüt ist voll Weihnachtsduft.«

»Um Gottes willen!« seufzt Helene.

Das Klavier steht geöffnet. »Laßt uns singen«, bitte ich. – Helene sieht mich fast dankbar an: »Aber was denn?« – »Unser Weihnachtslied: ›Morgen, Kinder, wird’s was geben, morgen werden wir uns freun‹.« Und nun wird es gesungen, das alte harmlose Lied, das eigentlich gar nicht mehr paßt, da dies »Morgen« schon heute ist. Dann singt Helene mit ihrer klaren Stimme: »O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit . . .« und dann: »Es ist ein Ros‘ entsprungen . . .« und dann mit einmal tönt die Glocke, und der Moment, der so manches Mal mein Herz mit süßem Schauer erfüllt hat, ist da.

Der Weihnachtsbaum, mit Silber- und Goldketten, Fähnchen, Netzen und Sternen und mancher verlockenden Frucht behangen, strahlt mir entgegen, ach, nimmer so herrlich wie einst, da sein Glanz durch das ganze Jahr einen wärmenden Schein breitete und schon lange vorher beim Ausblasen einer Wachskerze das Herz in süßem, ahnungsvollem Schauer erbebte: »Es riecht nach Weihnachten.«

Wir suchen nun jeder den Ort, wo ihm die Liebe etwas aufgebaut hat. Selbst Polly und Murr sind nicht vergessen. Jenem ist unter dem Tisch auf einem Schemelchen die delikate Knackwurst in einem Kranz von Pfeffernüssen zugedacht und ein eigenes Lichtlein dabei angezündet. Der würdige Kater dagegen findet seine Bescherung auf seinem Lieblingsplatz, dem Fensterbrett. Sie besteht in einem Schälchen Milch und einem Halsband mit seinem Familiennamen, von Helenens kunstfertiger Hand gestickt. »Es ist eigentlich unchristlich für so unvernünftige Tiere«, sagt Tante Amalie, aber sie lächelt doch im stillen darüber. Das heimliche Paket, das Paul vorhin so schnell verbarg, gibt sich als ein aus Holz künstlich gesägter Gegenstand zu erkennen, der in Gestalt eines luftigen Schweizerhäuschens meiner Taschenuhr zum nächtlichen Wohnplatz dienen soll. Er hat überhaupt diesen Industriezweig auf alle Anwesenden ausgedehnt. Tante Amalie meint: »Du hast uns wohl alle besägt.«

Plötzlich wird die Tür aufgerissen, und die zu einer unnatürlichen Tiefe verstellte Stimme des Dienstmädchens läßt sich vernehmen: »Julklapp!« und ein in Papier gewickelter Gegenstand fällt ins Zimmer. »An Eduard« ist’s adressiert. Viel Papier fliegt hastig abgerissen zu Boden, und Helene macht sich durch eine schlecht verhehlte Spannung verdächtig. Endlich kommt ein zierlich in Perlen gesticktes Hausschlüsselfutteral zum Vorschein. »Von dir, Helene?«

»Nur aus Bosheit«, ist die Antwort, »weil ich weiß, daß du gestickte Sachen verabscheust.«

»Das mußt du anerkennen«, sagte Tante Amalie, »es ist eine sehr mühsame Arbeit, sie hat drei Wochen daran gearbeitet.« – »Ach, nicht doch«, meint abwehrend Helene. – »Ich will es dir zu Ehren alle Abende benutzen«, sage ich. – Dagegen protestiert nun aber die Mutter: »Was, ihr wollt meinen Ältesten auf Abwege bringen?!« – Wieder geht die Türe auf, wieder eine andere Nuance von Dorotheas wandelfähigem Organ: »Julklapp!« und eine große Kiste wird hereingeschoben mit der Adresse: »An Helene.« Diese sieht mich voller Verdacht von der Seite an. »Darin ist gewiß eine große Schändlichkeit von dir«, meint sie, »ich mache es gar nicht auf«, aber sie hat schon den Deckel der Kiste abgeschoben. Ein mächtiges Paket, in Papier gesiegelt, kommt zum Vorschein. Aus dem Papier entwickelt sich eine zweite Kiste. Helenchen wird ganz aufgeregt, denn in dieser Kiste steckt wieder eine und so fort, die Papiere fliegen umher, und das ganze Zimmer steht voll Kisten. »Es ist abscheulich«, sagt Helene, »gerade wie in dem Märchen von der alten Frau, die ein Haus hatte und in dem Hause eine Kammer und in der Kammer einen Schrank und in dem Schrank eine Kiste und in der Kiste wieder eine Kiste und so fort und in der letzten eine Schachtel und so weiter, und in der letzten kleinsten Schachtel war ein Papierchen, und in dem Papierchen wieder ein Papierchen und in dem allerletzten Papierchen ein Pfennig, der war ihr einziges Vermögen.« Endlich kommt ein runder, in Seidenpapier gewickelter Gegenstand zum Vorschein. »Nun geht’s los!« rufen alle. Es ist aber nur eine runde, große Apothekerschachtel. Das Seidenpapier fliegt, eine Schachtel nach der andern kommt hervor, die Spannung wird fast unerträglich. Endlich in der zehnten Schachtel ein kleiner schwerer, in Papier gewickelter Gegenstand. »Das ist der Pfennig!« ruft Helene, »die gute, alte Frau schenkt mir ihr ganzes Vermögen zu Weihnachten!« Es ist aber kein Pfennig, sondern ein kleines, zierliches, goldenes Kreuz an einer feinen Kette. »Gerade wie ich es mir gewünscht habe!« ruft Helene verwundert, und ein fragender Blick trifft mich. Ich nicke und mit einem Male hat sie meine Hand mit ihren beiden erfaßt und schaut mir herzhaft in die Augen. »Ich danke dir, Eduard.« – »So freundlich hast du mich lange nicht angesehen, Helene.« – »Wenn du immer ein artiges Kind bist«, antwortete sie, »so wirst du noch öfter freundlich angesehen.«

»Julklapp!« tönt es wieder in Dorotheas höchsten Fisteltönen; sie sucht uns offenbar einzubilden, daß sich ein ganzes Heer von verschiedenen Geschenkspendern draußen ablöst. Da man jedesmal vor dem Julklappruf die Haustürklingel hört, so habe ich sie sogar im Verdacht, daß sie zur größeren Wahrscheinlichkeit ihrer oratorischen Darstellung jedesmal die Treppe hinabläuft, zuvor einen Eintretenden zu fingieren. – Die Julklappen nehmen endlich ein Ende, und Dorothea tritt nun selber ein, ganz rot im Gesicht von der Anstrengung, aber harmlos, als wisse sie von nichts, um auch ihr bescheidenes Weihnachtstischchen aufzusuchen.

Allmählich brennen die Wachskerzen nieder, und eine nach der andern erlischt knisternd in dem Nadelwerk des Baumes. Nach der festlichen Aufregung ist eine beschauliche Stille eingetreten. Die beiden Jungen haben sich über die bescherten Bücher hergemacht und blättern vorkostend darin umher. Im Nebenzimmer hört man die Stimmen der Mutter und der Tante Amalie, die im Hinblick auf das morgige Festgericht in einen interessanten Meinungsaustausch über die Anwendung von saurer Sahne verwickelt sind. Polly und Murr liegen wohlbehaglich an ihren Lieblingsplätzen, im innersten Gemüt befriedigt, ihre Weihnachtsbescherung verdauend, und ich habe mich in meine dunkle Weihnachtslieblingsecke auf den Lehnstuhl hinter dem Tannenbaum zurückgezogen. Dort schweifen meine Blicke bald in das grüne, nur noch stellenweise beleuchtete Geäst des Weihnachtsbaumes nach den niederbrennenden Lichtern, bald nach Helenen, die, noch immer vor ihrem Weihnachtstische stehend, nach Mädchenweise stets von neuem die Geschenke und Geschenkchen zierlich ordnet und eingehend betrachtet. Sie steht abgewendet von mir, und nur zuweilen bei einer Bewegung zeigt sich das zierliche Profil ihres Gesichtes. Die kleinen widerspenstigen Löckchen, die sich nicht dem allgemeinen Gesetz der Haartracht fügen wollen, umgeben wie ein goldener Schimmer das Köpfchen.

Da knistert wieder eines der Lichter am Baume in die Nadeln, ein kurzes Aufleuchten, und es ist erloschen; das ganze Zimmer ist schon von dem Weihnachtsduft der Nadeln und Lichter erfüllt. Meine Blicke wenden sich wieder zu Helene. Sie blättert gerade in einem kleinen Büchlein, das ich ihr für ihre Mädchenminiaturbibliothek geschenkt habe. Meine Gedanken fangen an, eigentümliche Wege zu gehen. Es ist wieder Weihnachten, und ein blitzender, strahlender Tannenbaum aufgebaut, und zwei Menschen stehen davor Hand in Hand und schauen sich in die Augen, aus denen es noch viel schöner leuchtet, denn das Glück schimmert daraus hervor. Und merkwürdig – diese zwei Menschen sind Helene und ich. Und meine Phantasie arbeitet weiter, denn die Phantasie tut nichts halb, und ich höre ganz deutlich das Blasen von Kindertrompeten und das Stampfen von kleinen Steckenpferdreiterbeinchen und glückseliges Kinderlachen . . .

»Eduard, du schläfst wohl?« fragt Helene plötzlich. – »Ich träume nur«, antworte ich mit einem halben Seufzer. – »Kinder, kommt zum Essen!« ruft die Mutter aus dem Nebenzimmer.

Am zweiten Weihnachtstag war ich zu Mittag bei Tante Amalie eingeladen, und nachher wollten Helene und ich auf den großen See zur Einweihung der neuen Schlittschuhe, die sie zu Weihnachten bekommen hatte. Aus den kleinen, zierlichen Zimmerchen der Tante stiegen neue Kindererinnerungen hervor. Ich kannte dort alles, das feine, geblümte Porzellan, die alten Kupferstiche an den Wänden, die alte, schwarze Rokokouhr mit dem Sensenmann, die eine so sonderbare Gangart hatte, daß man alle Augenblicke meinte, sie müsse stillestehen, die alten verblichenen Stickereien und die hundert zierlichen Kleinigkeiten auf der Spiegelkommode. Am Fenster standen dieselben Lieblingsblumen, und derselbe feine Duft herrschte in dem Zimmer, der mich als Kind schon immer so feierlich stimmte und der mir in der Fremde, wenn ich ihm begegne, unwiderruflich meine gute Tante vor Augen zaubert.

Nach Tische zog ich Helene das enganschließende Pelzjäckchen an und hüllte den Kopf in eine blauseidene Kapuze, aus deren weißem Schwanbesatz das frische Gesicht mit dem blonden, widerspenstigen Löckchenkranz gar anmutig hervorschaute.

»Was siehst du mich denn so an?« fragte sie plötzlich.

»Ich freue mich über meine hübsche Cousine«, antwortete ich. – Ihr stieg ein klein wenig Rot in die Stirne, und sie sprach rasch: »Du gewöhnst dir wohl auf deine alten Tage das Schmeicheln an.«

Wir gelangten nach kurzem Wege an den See. Der alte Wintergreis auf seinem hohen Berge schlief noch immer. Es war noch nicht Tauwetter, allein durch die Stille der Luft erschien es wärmer, als es war, und die Sonne hatte am Tage so viel Macht, daß sie die gefrorene Erde an der Oberfläche auftaute.

»Wir laufen doch zum Nußwerder?« fragte Helene, als wir die Schlittschuhe angeschnallt hatten.

»Wie du willst!« war meine Antwort, »die Bahn ist ja noch weiter abgesteckt.«

Unterdes hatten wir uns in Bewegung gesetzt und waren auf die breite, mit Büschen und Stangen angedeutete Bahn gelangt, die jedes Jahr abgesteckt wurde, um einen ungefährlichen Weg zu den beliebten Vergnügungsorten zu bezeichnen.

»Wir bleiben doch nicht auf der langweiligen Bahn?« fragte Helene, und ihre Blicke schweiften über die weite, schimmernde Eisfläche hinaus.

Plötzlich ward ein fröhliches Stimmengewirr hinter uns hörbar, und brausend kam ein Schwarm von Schülern herangefahren und zog, die Mützen schwenkend, an uns vorüber. Ein einzelner sonderte sich von ihnen, es war Hermann.

»Ich wollte dir nur sagen, Eduard, geht lieber nicht nach den Entenlöchern und weicht überhaupt nicht weit von der Absteckung ab. Es sind viele von den Vögeln eben verlassene Stellen da, die nur ganz leicht überfroren sind und sich sehr wenig von dem übrigen Eis unterscheiden. Es tut mir nur leid, daß ich jetzt mit meinen Kameraden laufen muß, sonst würde ich euch gern dahin geleiten, ich weiß genau dort Bescheid, denn ich habe manche Stunde daselbst mit dem Fernrohr zugebracht und nach den Enten gesehen. Morgen können wir ja einmal zusammen dorthin laufen!« – Damit eilte er mit doppelter Geschwindigkeit den übrigen nach, und bald hatte ihn das schwarze Häuflein wieder eingeschlungen.

Wir glitten eine Weile schweigend dahin. Manchmal schaute ich seitwärts auf Helenens zierliche Gestalt, wie sie so ebenmäßig und anmutig dahinfuhr und wie der Luftzug die Kleider an die schönen Linien ihres Körpers schmiegte. Endlich standen wir eine Weile. Vor uns lag Nußwerder noch in ziemlicher Entfernung, von feinem, violettem Duft des Winters angehaucht; seitwärts über den See hinaus erblickte man in der Ferne eine dunkle Linie über dem Eise, und darüber schwärmte es ab und zu von unzähligen Möwen.

»Da sind die Enten«, sagte Helene, »ich möchte sie gar zu gerne einmal in der Nähe sehen.«

»Du hast ja gehört, was Hermann sagte«, antwortete ich. »Komm, in einer Viertelstunde können wir auf Nußwerder sein.«

»Ich fürchte mich gar nicht«, sagte Helene, indem sie einen kleinen, zierlichen Bogen schlug, und mir dann gerade ins Gesicht sah; »du bist doch ein rechter Sicherheitskomissarius.«

»Ich für meinen Teil würde mich nicht scheuen, das weißt du auch recht gut, Helene, ich bin noch im vorigen Jahre allein dort gewesen und kenne den See, allein ich darf es jetzt deinetwegen nicht, ich bin dafür verantwortlich, wenn ein Unglück geschieht.«

»Ich brauche deine Verantwortlichkeit gar nicht«, sagte sie, verächtlich das Köpfchen aufwerfend, »und es nützt dir auch gar nicht, deine Furchtsamkeit durch solche Gründe zu bemänteln. Wenn du nicht mitwillst, so laufe ich allein!« Und damit setzte sie sich langsam in Bewegung. – »Helene!« rief ich. – Sie wandte sich um und sah mich spöttisch an. »Willst du mitkommen? Ich ziehe dich heraus, wenn du ins Wasser fällst.«

»Du kränkst mich mit Absicht, Helene«, sagte ich ruhig, »und das ist nicht schön von dir. Ich gebe nach, aber nur unter einer Bedingung, die du mir nicht verweigern wirst. Ich bleibe stets zehn Schritte vor dir, damit ich dich in genügender Sicherheit weiß.«

Ihr Auge leuchtete plötzlich auf, jedoch antwortete sie nicht, sondern neigte nur bejahend das Haupt, und wir setzten uns in der verabredeten Weise in Bewegung.

Es war nun doch eine Verstimmung zwischen uns, und niemand wollte anfangen zu reden.

Das Eis war glatt und jungfräulich, wo wir liefen, und von jenem dunklen Glanz, der auf die Tiefe des Wassers deutet. Rings war es still bis auf das unablässige Geräusch der Schlittschuhe; nur zuweilen ging ein klingendes Hallen durch die Eisfläche, oder ein Eisstückchen, von leisem Luftzug getrieben, klirrte vorüber. »Sieh einmal«, sagte Helene plötzlich und hielt an, indem sie auf den Grund deutete. Es war eine flachere Stelle des Sees, und durch die klare Eisdecke konnte man bis auf den weißen Sandgrund sehen und die feinen, gefiederten Wassergewächse deutlich erkennen. Zuweilen sah man große Fische vorüberhuschen. Ich bemerkte eine heimliche Ängstlichkeit in Helenes Zügen, denn dieser Anblick des tiefen Grundes, von dem man nur durch eine durchsichtige Decke getrennt ist, hat für den Ungewöhnten etwas Schauerliches.

Wir waren den Enten schon ziemlich nahe gekommen und hörten nun deutlich ihr wirres Geschnatter und das Schreien der Möwen. Nicht weit von uns bemerkte ich den sogenannten »Großen Stein«, einen mächtigen Granitblock, der aus dem Wasser hervorragt und den Kahnschiffern als Wahrzeichen gilt, denn die Gegend um ihn herum ist voller Untiefen. Indem wir darauf zuhielten, trafen wir auf die erste offene, von den Enten bereits verlassene Stelle und umfuhren sie in weitem Bogen. Zugleich erhob sich in der Ferne mit Geschrei und gewaltigem Flügelschlagen eine Anzahl der Vögel und ging in brausendem Flug über den See zu anderen offenen Stellen, die etwa eine Meile weiterhin gelegen waren. Bei dem Großen Steine angelangt, standen wir und sahen dem Wirren und Schwirren zu. Die ziemlich große Wasserfläche war bedeckt mit Tausenden von nordischen Enten, vorwiegend Schnell- und Eisenten, die hier, unseren Norden als ihren Süden betrachtend, Winterquartiere bezogen hatten. Eine große Anzahl von Möwen tummelte sich zwischen ihnen, aus der Luft auf das Wasser niederstoßend, oder wie helle Punkte zwischen den dunklen Enten schwimmend. In der Nähe auf dem Eise saß ein großer Vogel, zwischen den Klauen mit dem Schnabel etwas zerpflückend, daß die Federn davonstoben. »Siehst du den Seeadler?« sagte ich zu Helene, »der hat jetzt leichtes Spiel, er braucht nur zuzustoßen, wenn er Hunger hat.« Unterdessen war ihm wohl unsere Nähe unheimlich geworden, denn plötzlich erhob er sich und flog mit gewaltigen Flügelschlägen über den See dem Lande zu.

Wir hatten eine ziemliche Zeit dort gestanden und, mit dem Betrachten der Enten beschäftigt, auf nichts weiter geachtet, und so fiel es mir jetzt auf, als ich dem Seeadler nachblickte, daß das gegenüberliegende Ufer, das wir vorhin deutlich gesehen hatten, ganz in bläulichem Dämmer verschwunden war. Ich schaute mich um nach Nußwerder – nur noch wie ein matter Schein zeichnete es sich in die dicke Luft, und mit einem Male fing es an, ganz leise und sanft zu schneien.

»Helene!« rief ich, »wir müssen schnell fort, denn wenn der Schnee stärker wird und unsere Spur verdeckt, so können wir uns leicht verirren.«

Wir machten uns nun schnell auf, die Spur der Schlittschuhe auf unserem Herwege verfolgend. Langsam und stetig mehrten sich die Flocken, und kaum waren wir eine kurze Strecke vorwärts gelangt, so war das Eis von dem Schnee leicht bedeckt und die Spur verloren. Wir hielten an und schauten nach der Bahn aus. Aber nichts war ringsum zu sehen, überall nur das leise, stetige Niedersinken der großen Flocken, das sich weiterhin in einen weißen, wimmelnden Dämmer verlor. Ich schlug auf Geratewohl die Richtung ein, in der ich die Bahn vermutete, und dann ging es wieder vorwärts. Nach einer Viertelstunde war nichts erreicht, wir mußten diese Richtung verfehlt haben. Wir standen nun und horchten, ob nicht ein Laut uns zu Hilfe komme. Aber es war ringsum so totenstill, daß man das leise Geräusch der fallenden Flocken vernehmen konnte. Nun mehrte sich auch schon der Schnee und fing an, beim Laufen hinderlich zu werden, und das Schlimmste war, daß die Gefahr der unsicheren Stellen durch die gleichmäßig alles verhüllende Schneedecke verdoppelt ward. Wir glitten nach einer anderen Richtung vorsichtig weiter. So irrten wir eine Weile umher, und ich bemerkte, daß Helene anfing, müde zu werden. Plötzlich sah ich etwas Dunkles vor mir aus dem Schnee ragen, und da waren wir wieder bei dem Großen Stein; wir waren richtig im Kreise gelaufen.

Während wir eine Weile ruhten, fiel mir plötzlich eine Bemerkung ein, die ich vorhin gemacht hatte. Es war mir aufgefallen, daß die Entenkolonie, der Große Stein und Nußwerder in einer geraden Linie lagen, danach konnte man die Richtung bestimmen. Gelang es uns, diese gerade Linie einzuhalten, so mußten wir unbedingt auf Nußwerder treffen, von wo aus die Bahn mit Leichtigkeit zu erreichen war.

Wieder glitten wir in den Schnee hinaus, Helene immer etwa zwanzig Schritt hinter mir. Als wir eine Weile gelaufen waren, glaubte ich vor mir in dem Schneegewimmel etwas Dunkles ragen zu sehen wie die Umrisse von Bäumen. Unwillkürlich vermehrte ich meine Schnelligkeit, da plötzlich ertönte hinter mir ein gellender Schrei, und als ich mit scharfem Ruck meinen Lauf anhielt, ward ein Knistern und Senken zu meinen Füßen bemerkbar, das mir kaum Zeit ließ, in schneller Wendung zurückzutaumeln. Wie erstarrt stand Helene hinter mir. Ich sah sie wanken und eilte, sie in meinen Armen aufzufangen. Dann blickte ich unwillkürlich zurück und sah jenen kleinen dunklen Wasserfleck, der in der fast zugefrorenen Öffnung noch frei geblieben war und Helenen zu dem Warnungsruf veranlaßt hatte. Sie lag an meiner Brust und schluchzte leise. »Helene«, tröstete ich, »es ist ja alles gut.« Sie schlang plötzlich den Arm um mich und rief leidenschaftlich: »Ich will dich nie wieder necken, Eduard, niemals wieder!«

Ich fühlte die schöne Gestalt in meinen Armen, ihr Busen wogte an meinem, und ich beugte mich zu ihr nieder und fragte sie leise: »Auch dann nicht, Helene, wenn wir immer beieinander sein werden, immer?« Sie hob fast verwundert den Kopf und schaute mir fragend in die Augen. Dort mochte sie wohl die richtige Deutung lesen, denn langsam stieg ein Rot in ihrem reinen Antlitz auf, und sie verbarg es wieder an meiner Brust. Es war eine kleine Pause, indes ich sie sanft an mich drückte. »Auch dann nicht«, flüsterte sie leise.

Wir hatten beide vergessen, daß wir verirrt in der großen Einsamkeit des Schneegestöbers standen; was kümmerte uns, daß wir den Weg verloren hatten, hatten wir doch den schöneren zu unseren Herzen und zu unseren Lippen gefunden!

»Eduard – Helene – Eduard!« rief es plötzlich aus der Ferne, und fast erschreckt fuhren wir auseinander. Und wieder rief es, ich erkannte die Stimme meines Bruders. Ich gab Antwort, und ein vielstimmiges Jubelgeschrei war die Folge. Dann nach einer Weile sah ich die dunkle Gestalt Hermanns aus dem Schnee hervortauchen, und weiterhin kam dann eine zweite Gestalt und eine dritte und so fort, alle, wie ich beim Näherkommen bemerkte, an ein langes Seil aufgereiht, an das sie sich in Zwischenräumen verteilt hatten, während der letzte Flügelmann die Bahn innehielt. Sie hatten uns von dem hochgelegenen Wirtshaus, das sie besucht hatten, zufällig mit dem Fernrohr beobachtet und wußten, daß wir vom Schnee überrascht, auf dem Eise sein mußten. So hatten sie denn die lange Wäscheleine des Wirtes requiriert, um uns mit Sicherheit aufsuchen zu können.

Als wir zu Hause bei der Mutter, die uns schon mit Sorgen erwartet hatte, anlangten, rief Hermann, der unterwegs eingeweiht war, durch die Tür übermütig hinein: »Julklapp!« und Helene und ich traten Hand in Hand ins Zimmer. Ein Blick der Mutteraugen genügte, und ihre Arme umschlossen uns beide. »Mein Lieblingswunsch«, sagte sie glücklich, »und ihr bösen Kinder habt euch so angestellt? Und was wird Tante Amalie sagen?«

 

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Spekulatius

 

 

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Spekulatius-Motive: Schiff, Bauernhaus, Elefant, Pferd

 

Spekulatius-Motive: Schiff, Bauernhaus, Elefant, Pferd

 

 

 

Spekulatius ist ein aus Belgien, den Niederlanden, dem Rheinland und Westfalen stammendes Gebäck aus Mürbeteig, in den Niederlanden heißt es Speculaas. Die Abbildungen auf dem Gebäck stellen meist die Nikolausgeschichte dar. Während der Gewürzspekulatius in Deutschland ein typisches Weihnachtsgebäck ist, wird er in den Niederlanden ganzjährig gerne gegessen. Spekulatius gibt es ebenfalls ganzjährig in Indonesien, einer ehemals niederländischen Kolonie.

 

Spekulatius werden aus Mürbeteig hergestellt und vor dem Backen durch eine Form (Model) aus Holz oder Metall mit einem Motiv versehen. Der häufigste Spekulatius ist der Gewürzspekulatius, der durch die Gewürze Kardamom, Gewürznelke und Zimt seinen typischen Geschmack erhält. Neben ihm gibt es noch den Mandelspekulatius, welcher an der Unterseite vor dem Backen mit Mandeln beschichtet wurde, und den Butterspekulatius, der einen erheblichen Anteil Butter enthält.

 

Der Name Spekulatius leitet sich von der lateinischen Bezeichnung für Bischof = speculator (Aufseher, Beobachter) her. Eine andere Ableitung bezieht sich auf lat. speculum = Spiegel, wegen der spiegelbildlichen Bilder, die in den Backformen eingeschnitten sind.

 

Im Zuge der in Mode gekommenen Herstellung von Wassergetränken mit Geschmacksrichtungen wurde von einer Hunsrücker Getränkefirma sogar ein Sprudelgetränk mit Spekulatiuswasser hergestellt.

 

 

Weblinks

 

Wiktionary

Wiktionary: Spekulatius – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen

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Bibliografische Angaben für „Spekulatius

Spekulatius

aus dem Rezepte-Wiki (rezeptewiki.org)

Dieses Rezept stammt aus dem Aachner Raum…

Zutaten

Kochgeschirr

  • 1 Schüssel
  • 1 Küchenmaschine mit Rührbesen
  • 1 Teigschber
  • Backblech
  • Backpapier
  • 1 Nudelholz
  • Plastikfolie

Zubereitung

  • Butter und Gewürze mit einer Küchenmaschine mit Rührbesen schaumigschlagen.
  • Danach den Zucker, das Marzipan und das Ei zufügen.
  • Mehl und Backpulver miteinander gut vermengen, anschließend die blanchierten, feinriebenen Mandeln (Mandeln blanchieren) beimischen und alles zusammen verkneten.
  • Den Teig etwa 2 Stunden mit Plastikfolie abgedeckt kaltstellen.
  • Nach 90 Minuten das Backrohr auf 180 °C vorheizen.
  • Den Teig mit einem Nudelholz auf mit Backpapier ausgelegtes Backblech auswellen (ca. 3–4 mm).
  • Die Backzeit beträgt ca. 15 Minuten.

Lagerung

  • Nach ca. 6–7 Wochen entwickelt sich das beste Aroma für die Spekulatiuskekse…
  • In Blechdosen lagern…

Tipp

  • Die Zutaten des Gebäckes, bitte mit der Waage genau abwiegen..

Varianten

  • Vor dem Backen die Kekse einzeln in Mandelblätten wälzen.

Von „http://www.rezeptewiki.org/wiki/Spekulatius

 

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Nikolaustag

Dezember 5, 2007

Holler, boller, Rumpelsack

 

Holler boller Rumpelsack,
Niklaus trug sie huckepack,
Weihnachtsnüsse gelb und braun,
runzlig punzlig anzuschaun.
knackt die Schale springt der Kern,
Weihnachtsnüsse ess ich gern.
komm bald wieder in dies Haus,
guter alter Nikolaus.

 

Nikolaus

pixelio-logo.jpg

 

Die Geschichte über St. Nikolaus

In der reichen Stadt Patara lebte vor langer, langer Zeit ein Knabe, dessen Name war Nikolaus. Vater und Mutter starben leider an einer bösen Krankheit, dadurch weinte Nikolaus Tag und Nacht. Die Eltern hinterließen ihm großen Reichtum: Gold, Silber, Edelsteine, Ländereien, Schlösser und Paläste. Auch Pferde, Schafe, Esel und andere Tiere besaß er. Doch er war trotzdem sehr traurig und konnte sich über seinen Reichtum nicht freuen. Seine Angestellten wollten ihn aufmuntern. Der Hofmeister anerbot sich, ihm seine Schlösser zu zeigen. Der Stallmeister wollte mit ihm auf den schönsten Pferden durch die Ländereien reiten. Der Küchenmeister meinte, er könne doch für alle reichen Kinder der Stadt ein köstliches Essen zubereiten.

Doch Nikolaus wollte von allem nichts wissen. Auch die Tiere spürten, dass er traurig war. Sie drängten sich zu ihm. Vom Weinen müde, wollte er sich schlafen legen. Da stieß er mit dem Fuß an einen Tonkrug, in dem viele Schriftrollen steckten. Eine davon ergriff er und begann zu lesen. „Da war ein reicher Mann, der lebte herrlich und in Freuden. Da war aber auch ein Armer, der lag vor seiner Tür und wollte nur Brotsamen die den Reichen vom Tische fielen. Doch diese gönnten sie ihm nicht. Es geschah, dass der Arme starb. Er wurde von den Engeln in den Himmel getragen. Auch der Reiche starb. Doch es kamen keine Engel, ihn zu holen“.

Gleiche ich nicht dem reichen Mann in der Geschichte, dachte Nikolaus. Ich bin schön gekleidet und lebe im Überfluss. Die Bettler draußen beim Stadttor habe ich vergessen. Morgen will ich früh aufstehen und mich nach ihnen umsehen. Am Morgen schlich er sich zum Palast hinaus. Nach dem Stadttor fand er die Ärmsten der Stadt, zerlumpt, krank und elend. Als sie ihn erblickten, streckten sie die Hände entgegen. Nikolaus wollte in die Tasche greifen, doch an seinem bestickten Kleide gab es keine. Eilig löste er die schwere Goldkette vom Hals, zog den Ring vom Finger und gab es ihnen. Er schlüpfte aus dem Obergewand, dem bunten Rock, den Sandalen und verschenkte alles. Glücklich ging er nach Hause. Er war wieder fröhlich.

Nikolaus ließ auf seine Kleider Taschen aufnähen. Vergnügt schlüpfte er in seinen, weiten, roten Mantel und spazierte am Abend durch den Garten. Er füllte seine Taschen mit Nüssen, Äpfel und Mandarinen. Erneut schlich er sich aus dem Palast, ging zu den Armen und verteilte alles. Mit 12 Jahren wurde Nikolaus weit weg in die Schule gebracht. Berühmte Lehrer unterrichteten ihn und unterwiesen ihn in der Heiligen Schrift. Wo er Not und Elend sah, gab er mit vollen Händen. Doch er machte dies jeweils im Verborgenen.

Als er einmal zum Gottesdienst in die Kirche trat, wurden die Worte verlesen, die Christus zum reichen Jüngling gesagt hatte: „Willst du mir angehören, so verschenke alles was dir gehört an die Armen“. Über diese Worte hatte Nikolaus oft nachgedacht. Nun ließen sie ihn nicht mehr los. Er rief den Haushofmeister, befahl ihm Geld und Gut an die Armen zu verteilen. Denn er wolle sich aufmachen ins Heilige Land, wo unser Herr gelebt hatte. Nikolaus litt auf seiner Pilgerfahrt oft große Not. Bei allem Hunger blieb er aber stets fröhlich. Er zog durch das Land und predigte das Wort Gottes. Den Kindern erzählte er Geschichten aus der Bibel.

Eines Tages kehrte er in die Heimat zurück. In Myra war der alte Bischof gestorben. Als man Nikolaus erblickte fragte man, wer er sei. Ich bin Nikolaus ein Diener Christi, antwortete er. Da führte man ihn ins Gotteshaus und ernannte ihn zum Bischof. Als er wieder ins Freie trat, stand sein alter, grauer Esel vor der Tür. Von da an wurde er sein treuer Begleiter. Nikolaus sorgte für die Gläubigen wie ein Hirt für seine Schafe. In Zeiten der Gefahr predigte er den Christen an einsamen Orten und stärkte sie im Glauben.

An seinem Geburtstag kleidete er sich jeweils in den kostbaren Bischofsmantel und nahm den Hirtenstab zur Hand. Seinen Esel belud er mit einem schweren Sack. Der war gefüllt mit Äpfel, Nüssen, Mandarinen und Honigkuchen. Er schritt durch die Strassen und verteilte die Gaben und machte diesen Tag zu einem großen Fest. Das hielt er so bis ins hohe Alter. Und als die Stunde kam da Gott ihn heimholen wollte, fiel ihm nur eines schwer, dass er sich von den Kindern trennen sollte.

Bischof Nikolaus starb am 6. Dezember 352.
Der Nikolaustag wird noch heute zum Andenken an Bischof Nikolaus gefeiert
und kündigt als Vorbote das Weihnachtsfest an.


© 2007 www-weihnachten.de, Cornelia Müller, Gerlinde Neumeister (Design / Content), Günter Fellner (Programmierung / Design / Content).

Nikolaus

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Nikolaus ist ein männlicher Vorname. Der mit Abstand bekannteste Namensträger ist der heilige Nikolaus, auf den der moderne Weihnachtsmann zurückgeht. Umgangssprachlich wird auch der Nikolaustag am 6. Dezember kurz Nikolaus genannt.

 

Nikolaus von Myra (Russische Ikone von Aleksa Petrov, 1294)

 

Nikolaus von Myra (Russische Ikone von Aleksa Petrov, 1294)

Inhaltsverzeichnis

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Nikolaus und Weihnachtsmann

Zur Rolle des heiligen Nikolaus am Nikolaustag oder als Weihnachtsmann: siehe Hauptartikel Nikolaus von Myra

Herkunft und Bedeutung

Der Name leitet sich vom Griechischen ab: „Nikólaos“ ist entstanden aus nikáo „siegen“ und laós „Volk“, woraus sich die Bedeutung „Sieger des Volkes“ ableitet.

Namenstag

Am 6. Dezember, dem Nikolaustag, wird der Festtag des heiligen Nikolaus von Myra gefeiert.

Varianten

Andere Sprachen

  • Mykola, früher auch Mykolaj (ukrainisch)
  • Miklós (ungarisch)
  • Mikołaj (polnisch)
  • Miklavž (slowenisch)
  • Mikuláš (tschechisch)
  • Mikula, Nikola (kroatisch)
  • Nicol (schottisch)
  • Nicolà, Clà, Clau (räto-romanisch)
  • Niccolò, Nicola (italienisch)
  • Nicolae (rumänisch)
  • Nicolau (portugiesisch)
  • Nicolas (französisch)
  • Nicolás (spanisch)
  • Nicolaus (lateinisch)
  • Nicolau (katalanisch)
  • Nicolaas (holländisch)
  • Niels (dänisch)
  • Nikola (bulgarisch, serbisch)
  • Nikolei/Nikolai (russisch)
  • Nikólaos (griechisch)
  • Níoclas (irisch)
  • Niklas/Niclas (schwedisch)
  • Nikolaj (russisch)
  • Néckel (luxemburgisch)
  • Baba Nouel (arabisch)
  • Samichlaus (Mundart/schw. Deutsch)

Kurzformen

Claas, Claus, Col, Klaas, Klaus, Nikolai, Koko, Kolja, Kolya, Kolyo, Miklosch, Nicci, Nick, Nicki, Nicky, Nikki, Niklas, Nicklas, Niclas, Nico, Niggi, Nik, Niki, Nikita, Niklaus, Niko, Nicholas, Nich-o, Nikos, Nis, Nisse, Niggo, Nigi, Nils, Niels, Nini

Namensträger

Vornamen

Heilige

Selige

Päpste

Griechische Patriarchen

Russische Zaren

Könige

Fürsten

Herzöge

Wissenschaftler

Musiker

Schriftsteller

Weitere

Sportler

Nachnamen

Geografische Bezeichnungen [

Kirchengebäude

Auflistung siehe Nicolaikirche und Nikolaikirche

Siehe auch

Wiktionary

Wiktionary: Nikolaus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen

Von „http://de.wikipedia.org/wiki/Nikolaus

 

Andere Sprachen

 

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Bibliografische Angaben für „Nikolaus

Nikolaus von Myra

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Nikolaus von Myra (* zwischen 270 und 286 in Patara; † 6. Dezember 326, 345 oder 351), in der katholischen Kirche auch Nikolaus von Bari, in der orthodoxen Kirche Nikolaus der Wundertäter genannt, wirkte in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts als Bischof von Myra in Kleinasien (heute Türkei).

 

Nikolaus von Myra (russische Ikone von Aleksa Petrov, 1294)

 

Nikolaus von Myra (russische Ikone von Aleksa Petrov, 1294)

 

Nikolaus von Myra

 

Nikolaus von Myra

 

Rankensarkophag mit aufgebrochener Seitenwand, angeblich letzte Ruhestätte des hl. Nikolaus in Myra

 

Rankensarkophag mit aufgebrochener Seitenwand, angeblich letzte Ruhestätte des hl. Nikolaus in Myra

Inhaltsverzeichnis


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Andere Namen

In vielen anderen Ländern ist Nikolaus auch unter folgenden Namen bekannt: Klass, Sint Nicolaas, Sveti Nikolaj (Slowenien), Sveti Nikola (Kroatien und Serbien), Sinterklaas (Niederlande), Święty Mikołaj (Polen), Nikolo (Österreich), Pai Natal (Portugal), Samichlaus/Santiglaus (Schweiz) oder Zinniklos/Kleeschen (Luxemburg). Father Christmas (England und Irland), Saint Nicolas (Frankreich), Noel Baba (Türkei), Santa Claus (Nordamerika), Papai Noel (Brasilien).

Oft in der Form des lateinischen Genitivs Nicolai ist Nikolaus einer der häufigsten Kirchenpatrone vor allem in Norddeutschland. Durch sein Patronat der Seefahrer und Händler wurde er von der Deutschen Hanse und vielen darin organisierten Städten als Schutzheiliger gewählt. Der soziale Status und politische Rang der handelnden Seefahrer und ihre vorreformatorischen Stiftungen in die Nikolaikirchen sowie die Angliederung ihrer Bruderschaften und caritativen Hospitäler an diese haben dazu geführt, dass diese Kirchen oft zu bürgerlichen Hauptkirchen der Städte wurden und auch in den Ländern der Reformation dann den Heiligentitulus behielten.

Historische Person

Über das Leben des historischen Nikolaus gibt es nur wenige historisch belegte Tatsachen. Myra in Lykien, heute Demre, ist ein kleiner Ort ca. 100 km südwestlich von Antalya in der heutigen Türkei. Im 4. Jahrhundert war es ein Bischofssitz.

Quellen über Nikolaus‘ Leben stammen z. B. von Andreas von Kreta (um 700) und von einem Mönch Johannes aus dem Studitenkloster (gegründet im 5. Jahrhundert) in Konstantinopel.

Nach verschiedenen Überlieferungen ist Nikolaus zwischen 270 und 286 in Patara geboren, einer Stadt in Lykien in Kleinasien. Er sei mit 19 Jahren von seinem Onkel, ebenfalls mit Namen Nikolaus und ebenfalls Bischof von Myra, zum Priester geweiht worden und dann Abt des Klosters Sion in der Nähe von Myra gewesen. Während der Christenverfolgung 310 soll er gefangen genommen und gefoltert worden sein.

Als Sohn reicher Eltern soll er sein ererbtes Vermögen unter den Armen verteilt haben (was auch von den besser bezeugten Bischöfen des 4. Jahrhunderts Ambrosius von Mailand und Basilius von Caesarea berichtet wird und dort als historische Tatsache gilt). Im Fall von Nikolaus ranken sich darum verschiedene Legenden.

Andreas von Kreta und Mönch Johannes vom Studitenkloster berichten, Nikolaus habe am Konzil von Nizäa teilgenommen und dort seinen Widersacher Arius geohrfeigt. Deshalb sei er zuerst verhaftet, gegen Ende des Konzils aber rehabilitiert worden. Nikolaus steht nicht in der Unterzeichner-Liste von Nizäa, die allerdings unvollständig überliefert ist. Andererseits gehört Bischof Theognis von Nizäa, den Nikolaus laut Andreas beim Konzil von der katholischen Sichtweise überzeugt haben soll, zu den historisch belegten Unterzeichnern.

1087 raubten italienische Piraten oder Kaufleute Nikolaus‘ vermutliche Gebeine und brachten sie als Reliquien nach Bari, wo sein Fest am Tag der Ankunft ihrer Schiffe, dem 9. Mai, gefeiert wird. Von Bari fordert sie die türkische Nikolaus-Stiftung bis heute zurück.

Legenden

Nikolaus‘ Wirken hat zu vielfältigen Legendenbildungen beigetragen, die im Laufe der Jahrhunderte dazu führten, dass er als einer der wichtigsten Heiligen angesehen wurde. Die Legenden basieren allerdings nicht nur auf (vorgeblichen) Taten des Bischofs von Myra, sondern auch auf denen eines gleichnamigen Abtes des Klosters Sion bei Myra, der später Bischof in Pinara war und 564 starb.

Stratelatenwunder

Nikolaus lernt drei (ost-)römische Feldherren (griech. στρατηλάτης/stratelates = Feldherr) kennen, die er zu sich nach Myra einlädt. Diese werden Zeugen, wie der Bischof drei unschuldig zum Tod Verurteilte vor der Hinrichtung bewahrt, indem er dem Scharfrichter das Schwert aus der Hand reißt. Zurück in Byzanz werden die drei Feldherren Opfer einer Intrige und werden selbst zum Tod verurteilt. Im Kerker beten sie zum heiligen Nikolaus, der daraufhin dem Kaiser und dem Intriganten erscheint und im Falle der Hinrichtung erhebliche Konsequenzen ankündigt. Zutiefst erschrocken veranlasst der Kaiser die unverzügliche Freilassung der Feldherren.

Ausstattung der drei Jungfrauen

Ein verarmter Mann beabsichtigt, seine drei Töchter zu Prostituierten zu machen, weil er sie mangels Mitgift nicht standesgemäß verheiraten kann. Nikolaus, noch nicht Bischof und gerade durch Erbe mit einem größeren Vermögen ausgestattet, erfährt von der Notlage und wirft in drei aufeinander folgenden Nächten je einen großen Goldklumpen durch das Fenster des Zimmers der drei Jungfrauen. In der dritten Nacht gelingt es dem Vater, ihn zu entdecken, ihn nach seinem Namen zu fragen und ihm dafür zu danken, dass nun die Mitgift für jede der Töchter gesichert ist. Aus dieser Legende entspringt die häufige ikonografische Darstellung mit drei goldenen Kugeln oder Äpfeln.

Stillung des Seesturms

In Seenot geratene Schiffsleute rufen in ihrer gefährlichen Lage den heiligen Nikolaus an. In der Tat erscheint ihnen ein mit Wunderkräften ausgestatteter Mann und übernimmt die Navigation, setzt die Segel richtig und bringt sogar den Sturm zum Abflauen. Daraufhin verschwindet der Mann wieder. Als die Seeleute in der Kirche von Myra zum Dank für ihre Rettung beten, erkennen sie den Heiligen und danken ihm.

Kornvermehrung

Während einer großen Hungersnot erfährt der Bischof von Myra, dass ein Schiff im Hafen vor Anker liegt, das Getreide für den Kaiser in Byzanz geladen hat. Er bittet daher die Seeleute, einen Teil des Kornes auszuladen, um in der Not zu helfen. Diese weisen zuerst die Bitte zurück, da das Korn genau abgewogen beim Kaiser abgeliefert werden müsse. Erst als Nikolaus ihnen verspricht, dass sie für ihr Entgegenkommen keinen Schaden nehmen würden, stimmen die Seeleute zu. Als sie später in der Hauptstadt ankommen, stellen sie verwundert fest, dass das Gewicht der Ladung sich trotz der entnommenen Menge nicht verändert hat. Das in Myra entnommene Korn aber reicht volle zwei Jahre und kann sogar noch zur Aussaat verwendet werden.

Heimführung eines verschleppten Kindes

Ein Mann, der den heiligen Nikolaus um den Segen bitten will, dass ihm endlich ein Kind geboren wird, trifft den Bischof nicht mehr lebend an, sondern kommt gerade noch zur Bestattung des Bischofs. Er nimmt daher ein Stück des Leinens, auf dem Nikolaus liegt, als Reliquie mit. Am 6. Dezember des folgenden Jahres wird dem Ehepaar tatsächlich ein Sohn geboren. Am siebenten Geburtstag dieses Kindes jedoch wird es von Arabern nach Babylonien entführt. Wiederum ein Jahr später, wieder genau am 6. Dezember, wird das Kind, das seither als Diener beim Herrscher arbeiten muss, von einem Wirbelwind erfasst und genau vor der Nikolauskirche abgesetzt, in der die Eltern für die Rückkehr des Jungen beten.

Wannen- und Säuglingswunder

Nikolaus ist als Säugling bereits so fromm, dass er an den Fastentagen der Woche, mittwochs und freitags, die Brust der Mutter nur einmal nimmt. Als er das erste Mal gebadet werden soll, steht er bereits aufrecht ohne fremde Hilfe in der Wanne.

Bekehrung eines Juden durch das Nikolausbild

Ein sehr reicher Jude, der von den Wundertaten des Heiligen gehört hat, lässt sich ein Nikolausbild anfertigen und befiehlt diesem, während seiner Abwesenheit über seine Schätze zu wachen. Trotzdem wird seine Habe von Dieben gestohlen. Der Jude, verbittert über den Raub, macht dem Bildnis schwere Vorwürfe und straft es mit Stock- und Peitschenhieben. Der heilige Nikolaus erscheint daraufhin den Dieben und kündigt ihnen einen Tod am Galgen an, wenn sie die Habe nicht zurückbrächten. Erschrocken bringen die Diebe das gestohlene Gut zurück und berichten dem Juden von ihrer Erscheinung. Tief beeindruckt lässt sich der Jude taufen.

Bekämpfung der Diana

Da in der Umgebung von Myra viele noch immer an die alten römischen Götter glauben, lässt Nikolaus den der Diana geweihten Baum umschlagen. Erbost über die Zerstörung ihres Heiligtums bereitet die Göttin ein gefährliches Öl, das sie in Gestalt einer frommen Frau Seeleuten übergibt, die nach Myra pilgern wollen. Diese sollen bei ihrer Ankunft die Wände der Kirche mit diesem Öl bestreichen. Nicht wissend, dass dieses Öl auf Wasser und Steinen brennt, nehmen die Pilger das Öl mit. Als sie per Schiff nach Myra reisen, kreuzt ein kleines Boot mit Nikolaus an Bord ihren Kurs. Der Heilige warnt die Pilger und fordert sie auf, das Öl ins Meer zu gießen. Sie gehorchen, und plötzlich steht die gesamte Wasseroberfläche in Flammen. Als die Pilger in Myra ankommen, erkennen sie den Mann in dem Boot wieder und danken ihm für die Errettung vor den „Listen des Teufels“.

Rettung des ertrunkenen Sohnes

Ein Vater pilgert mit seinem Sohn nach Myra um der Kirche einen wertvollen Kelch zu stiften. Bei genauer Überlegung erscheint ihm der Kelch zu wertvoll, und er lässt einen billigeren Kelch anfertigen. Während der Überfahrt nach Myra bittet der Vater den Sohn, mit dem ersten Kelch etwas Wasser aus dem Meer zu schöpfen. Bei diesem Versuch fällt der Sohn über Bord und verschwindet in den Wellen. Als der Vater schließlich – mittlerweile in Myra angekommen – den zweiten Kelch auf den Altar der Nikolauskirche stellen will, fällt dieser immer wieder herunter. Völlig überraschend steht plötzlich sein Sohn mit dem ersten Kelch in der Kirche und erzählt, dass der heilige Nikolaus ihn gerettet habe. Daraufhin opfert der Vater beide Kelche.

Bestrafung und Begnadigung eines Betrügers

Ein Christ leiht bei einem Juden Geld und verspricht, es rechtzeitig zurückzuzahlen. Dieser Zahlungsverpflichtung kommt er allerdings nicht nach, und die beiden landen vor Gericht. Um einen Meineid zu umgehen, lässt sich der Christ einen Trick einfallen: Er füllt das geliehene Geld in einen hohlen Stock. Während des Schwurs bittet er den Juden, den Stock so lange zu halten. Er schwört daraufhin, dass er das Geld bereits zurückgegeben habe. Der Jude gibt den Stab zurück und bleibt geprellt. Als die beiden nach Hause gehen, wird der Christ von einem vorbeifahrenden Wagen überfahren und stirbt. Bei dem Unfall zerbricht der Stock, und der Jude erkennt die Arglist. Die umstehenden Leute fordern den Juden auf, sich nun das Geld zu nehmen, da der Christ seine gerechte Strafe erhalten habe. Voll Mitleid entgegnet der Jude, dass er das Geld nur nehmen werde, wenn der heilige Nikolaus den Christen wieder zum Leben erwecke. Tatsächlich steht daraufhin der Christ wieder lebendig auf, und der Jude lässt sich taufen.

Erweckung eines Jungen

Ein Mann feiert jedes Jahr dem heiligen Nikolaus zu Ehren ein Fest. An einem Abend bittet der Teufel, verkleidet als Pilger, an der Tür um ein Almosen. Als der Sohn das Almosen geben will, steht der Pilger nicht mehr an der Tür. Der Sohn eilt ihm bis zu einem Kreuzweg nach. Daraufhin zeigt der Pilger sein wahres Gesicht und erwürgt den Jungen. Als der Vater von der Tat erfährt, beklagt er sich bei dem Heiligen und fragt, ob das der Lohn für seine Verehrung sei. Jedoch, noch während der Anklage, steht sein Sohn wieder auf und ist gesund.

Auferweckung der getöteten Scholaren

Drei Scholaren werden in Myra von einem Gastwirt, bei dem sie auf dem Weg zu ihrem Studienort Athen logieren, aus Habgier getötet. Der Mörder zerstückelt die Leichen und pökelt die Teile in einem Salzfass ein. Durch einen Engel erfährt der heilige Nikolaus von der Untat, geht zu dem Gastwirt und sagt ihm die Tat auf den Kopf zu. Anschließend erweckt der Heilige durch seine Fürbitte bei Gott die Scholaren wieder zum Leben.

Quellenwunder am Grab

Bei der Grablegung des heiligen Nikolaus soll am Kopfende des Sarkophags eine Quelle mit Salböl und am Fußende eine Quelle mit Wasser entsprungen sein.

Verehrung

Nikolaus ist von jeher einer der populärsten christlichen Heiligen. In der Russisch-Orthodoxen Kirche wird Nikolaus neben Christus und Maria mit Kind die dritte große Ikone auf der Ikonostase der Kirchen gewidmet. Auch bei den Serben wird der (Nikoljdan) Nikolaustag am 19. Dezember von den meisten Gläubigen als Heiligenfeier gefeiert und zählt zu den meist gefeierten Heiligenfesten nach den kirchlichen Hochfesten. (Andere orthodoxe Kirchen zeigen dort meist Johannes den Täufer.)

In der orthodoxen Kirche ist seine Verehrung seit dem 6. Jahrhundert belegt, als Justinian I. in Konstantinopel eine ihm geweihte Kirche errichtete.

Nach Deutschland kam der Nikolauskult im 10. Jahrhundert, vermutlich durch Theophanu, die byzantinische Frau Ottos des Zweiten. Seine Ausbreitung erfuhr er mit der Entführung der vermutlichen Gebeine des Heiligen nach Bari im 11. Jahrhundert, die europaweit wahrgenommen wurde und der Welle der Stadtgründungen durch Kaufleute im 12. und 13. Jahrhundert, die oft um eine genossenschaftliche Nikolaikirche herum erfolgten.

Nikolaus ist insbesondere der Schutzpatron der Seefahrer, reisenden Händler, Ministranten und Kinder. Die zahlreichen Legenden führten dazu, dass der heilige Nikolaus von vielen weiteren Gruppen als Schutzheiliger auserwählt wurde, so Studenten, Kaufleuten, Getreidehändlern, Pfandleihern, Juristen, Apothekern, Schneidern, Küfern, Fuhrleuten, Salzsiedern, Gefängniswärtern, Dreschern. Selbst die Metzger machten den Heiligen – wegen der Scholaren im Pökelfass – zu ihrem Patron. Als Nationalheiliger wird Nikolaus vor allem in Russland, Kroatien, Serbien, in Süditalien (Bari) und in Lothringen verehrt.

Kirchen mit Nikolaus-Patrozinium (Nikolaikirche, St. Nikolai oder St. Nicolai) finden sich meist bei ursprünglich von Seefahrern gebauten Kirchen in fast allen deutschen, baltischen und russischen Küsten- und Hansestädten, aber auch im Binnenland bei Gotteshäusern, die in ehemaligen Kaufmannsvierteln stehen (z. B. in Leipzig).

Brauchtum

Der Festtag des heiligen Nikolaus, der 6. Dezember (in der orthodoxen Kirche nach dem Julianischen Kalender am 19. Dezember), ist ein kirchlicher Feiertag mit vielen Bräuchen (z. B. Klobesabend). Es ist vor allem ein Tag der Kinder, da Nikolaus seit Jahrhunderten als Wohltäter der Kinder verehrt wird; das Brauchtum zum Nikolaustag ist aber regional äußerst unterschiedlich ausgeprägt. Manche der Bräuche hängen ursprünglich mit der Perikopenordnung der Kirche zusammen. Am 6. Dezember war verbindlich die Stelle Matthäus 25,14-23 LUT vorgesehen. Dort wurde das Gleichnis der Talente erzählt: Drei Knechten wurde jeweils ein Geldstück, ein Talent, anvertraut. Nach der Rückkehr des Herrn musste jeder Rechenschaft ablegen, was er mit dem Geld gemacht hatte. Der bekannte Brauch der Befragung der Kinder durch den Nikolaus, ob sie denn auch brav und fromm gewesen seien, geht auf diese Praxis zurück.

Der Einlegebrauch, d. h. das nächtliche Füllen der Schuhe o. Ä., basiert auf der Legende von den drei Jungfrauen, die nachts vom heiligen Nikolaus beschenkt wurden. Mit den meisten anderen Bräuchen verhält es sich ähnlich.

Ursprünglich war der Nikolaustag auch der Tag der Weihnachtsbescherung. In einigen Ländern ist er dies auch heute noch. Erst wegen der Haltung der Reformatoren gegen die Heiligenverehrung wurde die Bescherung in vielen Ländern auf den Weihnachtstag verlegt.

In mittelalterlichen Klosterschulen gab es den Brauch, dass die Kinder sich am Nikolaustag einen „Kinderbischof“ aus ihren Reihen wählen durften. Nach dem Prinzip der verkehrten Welt predigte er den Erwachsenen und durfte ihr Verhalten tadeln. An einigen Orten blieb er bis zum 28. Dezember, dem Tag der unschuldigen Kinder, im „Amt“.

Oft werden Kinder angehalten, ihre Geschenkwünsche auf einem Wunschzettel festzuhalten. Viele Kinder schicken in der Vorweihnachtszeit Briefe an St. Nikolaus (oder auch an das Christkind). Diese werden in extra eingerichteten Weihnachtspostämtern gesammelt und zumeist auch beantwortet.

Schiffchensetzen nennt man den seit dem 15. Jahrhundert bekannten Brauch, bei welchem aus Papier oder anderem Material Nikolausschiffe gebastelt werden, in die der Heilige seine Gaben legen soll. Hintergrund für diesen Brauch dürfte das Schifferpatronat sein. Auch heute noch findet sich auf vielen Handelsschiffen ein Bildnis des St. Nikolaus. Das Nikolausschiffchen wurde später durch Stiefel, Schuh oder Strumpf abgelöst, zu denen später noch der Gabenteller hinzukam.

Auch heute noch stellen Kinder am Vorabend des Nikolaustages Schuhe, Stiefel oder Teller vor die Tür, damit der Heilige sie auf seinem Weg durch die Nacht mit Nüssen, Mandarinen, Schokolade, Lebkuchen usw. füllen kann. Außerdem gibt es morgens gern einen aus Hefeteig gebackenen Nikolaus.

Indessen bringt der Nikolaus nicht nur Geschenke: In vielen Erzählvarianten beschenkt und lobt er die guten Kinder, während er die bösen tadelt und durch Schläge mit einer Rute bestraft. Welche Kinder im letzten Jahr gut und welche böse waren, liest er in seinem „goldenen Buch“. Viele Eltern laden ehrenamtliche oder bezahlte Nikolause ein, den Kindern zu Hause eine derartige „Predigt“ zu halten, die jedoch stets mit einer Bescherung endet.

Als Furcht einflößenden Gehilfen bekam der heilige Nikolaus in verschiedenen Ländern Begleiter zur Seite gestellt, in Deutschland Knecht Ruprecht, in Frankreich Père Fouettard, in der Schweiz Schmutzli, in Österreich, Bayern und Kroatien Krampus, in Luxemburg den Housecker, in den Niederlanden den Zwarte Piet, der einen gezähmten Teufel darstellen soll. Teilweise fand auch eine Aufgabenübertragung statt, so ist in dem Gedicht von Theodor Storm der Begleiter der Gabenbringer.

Im Berchtesgadener Land sind noch derbere und wildere Erscheinungsformen als Volksbrauch geläufig, die Perchten oder die Buttnmandl mit ihrem Buttnmandllauf, die mit Stroh verkleidet sind. Sie scheinen vorchristliche Wurzeln zu haben, da sie nicht nur um die Nikolauszeit umherziehen. Vielmehr treiben sie über mehrere Wochen in den frühwinterlichen Rauhnächten ihr Unwesen, weswegen es sich um die Vermischung heidnischer Winterbräuche mit dem Christentum handeln könnte.

Im südlichen Oberallgäu findet an den Abenden vor dem Nikolaustag (genauer: 4.–6. Dezember) ein ähnliches Brauchtum statt, das Klausentreiben.

Ein weiterer Brauch findet in einigen Dörfern im Siegerland statt. Am Abend des 6. Dezembers verkleiden sich vorrangig Kinder als Nikolaus (im Siegerländer Plattdeutsch auch „Kloas“ genannt) und ziehen von Haus zu Haus. Die Bewohner versuchen zu erraten, wer sich unter der Nikolaus-Maske verbirgt und geben dem „Kloas“ anschließend einen kleinen Geldbetrag oder Süßigkeiten mit auf den Weg.

In Freiburg im Üechtland findet jedes Jahr am 1. Samstag des Dezembers das traditionelle St.-Nikolaus-Fest statt. Der heilige Nikolaus ist der Schutzpatron dieser Stadt, und auch die Kathedrale ist nach ihm benannt.

Feiertag

Der Nikolaustag ist heute in allen Ländern als gesetzlicher Feiertag abgeschafft. Sogar in den Niederlanden sind trotz aller Popularität von Sinterklaas, der 6. Dezember und dessen Vortag ganz normale Werktage. Dennoch gibt es ein Land, in welchem der 6. Dezember ein arbeitsfreier Feiertag ist. Finnland erklärte sich am 6. Dezember 1917 für unabhängig, und begeht seit dem den 6. Dezember als Nationalfeiertag. In Luxemburg haben die Kinder der Vor- und der Grundschule (-12. Lebensjahr) schulfrei. Geschenke gibt es üblicherweise zum 6. Dezember (Kleeschen) und weniger an Weihnachten.

Darstellung

Der heilige Nikolaus wird traditionell im Gewand eines katholischen Bischofs dargestellt. Die Farbgebung rot-weiß war in vielen Gebieten üblich. Die traditionelle Nikolausfigur trägt Mitra, Hirtenstab und einen langen Bischofsmantel.

Literatur

  • Manfred Becker-Huberti: Der heilige Nikolaus. Leben, Legenden und Bräuche. Greven-Verlag, Köln 2005, ISBN 3-7743-0371-1
  • Lothar Heiser: Nikolaus von Myra. Heiliger der ungeteilten Christenheit. Paulinus-Verlag, Trier 1978, ISBN 3-7902-1448-5
  • Patrik Hof: Wie der Nikolaus die Herzen der Menschen eroberte. PM History 12/2006, S. 6–13, ISSN 0176-4152
  • Karl Meisen: Nikolauskult und Nikolausbrauch im Abendlande. Verlag L.Schwann, Düsseldorf 1931
  • Roman Mensing: Nikolaus von Myra. Patmos Verlag, Düsseldorf 2001, ISBN 3-491-70343-3
  • Werner Mezger: Sankt Nikolaus. Zwischen Kult und Klamauk. Schwabenverlag, Ostfildern 1993, ISBN 3-7966-0723-3
  • Helga Mondschein: Der heilige Nikolaus. Geschichten & Legenden. St. Benno, Leipzig 2004, ISBN 3-7462-1729-6
  • Hallinger, Martin: Der Nikolaus und seine Buttnmandl. Verlag Plenk, Berchtesgaden, 2004. ISBN 3-927957-59-3

Musik

Benjamin Britten vertonte die Geschichte von Nikolaus in seiner Kantate Saint Nicolas. Felicitas Kukuck komponierte zur 800-Jahrfeier der St. Nikolai-Kirche in Hamburg die Kantate Wer war Nikolaus von Myra? Wie ein Bischof seine Stadt aus der Hungersnot rettete und vor Krieg bewahrte.

Siehe auch

Weblinks

Von „http://de.wikipedia.org/wiki/Nikolaus_von_Myra

 

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Bibliografische Angaben für „Nikolaus von Myra

 

 

Adventskalender 6. Dezember 2007

Dezember 5, 2007

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Kinder, kommt und ratet,
was im Ofen bratet!
Hört, wie’s knallt und zischt.
Bald wird er aufgetischt,
der Zipfel, der Zapfel,
der Kipfel, der Kapfel,
der gelbrote Apfel.

Kinder, lauft schneller,
holt einen Teller,
holt eine Gabel!
Sperrt auf den Schnabel
für den Zipfel, den Zapfel,
den Kipfel, den Kapfel,
den goldbraunen Apfel!

 

Sie pusten und prusten,
sie gucken und schlucken,
sie schnalzen und schmecken,
sie lecken und schlecken
den Zipfel, den Zapfel,
den Kipfel, den Kapfel,
den knusprigen Apfel.

 

(das Gedicht ist ein Volksgut aus Bayern)

 

 

Nikolaus

 

Tausend und eine Nacht, Erster Band

Geschichte der drei Äpfel.

Man behauptet, o König der Zeit und Herr deines Jahrhunderts! der Kalif Harun Arraschid habe in der Nacht einmal seinen Vezier rufen lassen und ihm gesagt: »Wir wollen miteinander in die Stadt gehen und hören, was es in der Welt Neues gibt; wir wollen die Leute über die Urteile der Richter ausfragen, und den absetzen, über welchen man sich beklagt, und den belohnen, den man lobt.« Da es Djafar angenehm war, gingen sie miteinander durch die Straßen und Bazars, der Kalif, Djafar und der Diener Masrur, Da sahen sie am Ende einer Straße einen alten Mann mit einem Netze, einem Korbe und einem Stock auf dem Kopfe. Der Kalif sprach zu Djafar: »Dies ist gewiß ein armer, bedürftiger Mann.« Er fragte dann den Alten, wer er sei, und dieser antwortete: »Mein Herr! ich bin ein Fischer, habe Familie, bin heute mittag vom Hause weggegangen, und bis jetzt habe ich nichts fangen können; ich habe nichts, das ich verpfänden könnte, um meiner Familie ein Nachtessen dafür zu bringen, ich kam daher in Verzweiflung, haßte das Leben und wünschte mir den Tod.« Da entgegnete der Kalif: »Willst du wohl, o Fischer! mit uns zum Tigris zurückkehren und das Netz auf mein Glück auswerfen? Ich gebe dir hundert Dinare für deinen Fang.« Der Alte sagte freudig: »Recht gern, mein Herr!« Sie gingen hierauf zusammen an den Tigris, der Fischer warf sein Netz aus, zog dann die Schnur zusammen und brachte eine geschlossene, schwere Kiste herauf. Der Kalif gab den Fischer zweihundert Dinare, und Masrur trug die Kiste ins Schloß. Als sie dieselbe öffneten, fanden sie einen Korb von Palmblättern, mit roter Wolle zugemacht. Als sie den Korb öffneten, sahen sie ein Stück von einem Teppich darin, und als sie diesen aufhoben, erblickten sie einen Mantel, viermal zusammengelegt, und unter diesem ein junges Mädchen, rein wie Silber, aber in Stücke zerhauen.

Als der Kalif das Mädchen in neunzehn Stücke zerschnitten sah, ward er sehr bestürzt, er vergoß Tränen, wandte sich zornig zu Djafar und sagte: »Du Hund unter den Vezieren! man bringt die Leute in meiner Stadt um, und wirft sie in den Strom, die dann bis zum Auferstehungstag auf meiner Verantwortlichkeit lasten. Bei Gott! ich will dieses Mädchen an ihrem Mörder rächen, und ihn auf die härteste Weise hinrichten lassen. Kannst du den Mörder nicht auffinden, so werde ich dich und vierzig deiner Vettern hängen lassen.« Der Kalif ward immer grimmiger und schrie Djafar fürchterlich an; dieser bat um drei Tage Frist, und als der Kalif sie ihm gewährte, ging er betrübt und zornig in die Stadt und wußte nicht, was er tun sollte; denn er dachte: wie soll ich den Mörder dieser jungen Frau entdecken und dem Kalifen bringen? ich weiß mir keinen Rat; es gibt keinen Schutz und keine Macht, außer bei dem erhabenen Gott. Er ging nach Hause und blieb bis zum dritten Tage gegen Mittag dort; da schickte der Kalif nach ihm und fragte ihn: »Wo ist der Mörder der jungen Frau?« Djafar antwortete: »Bin ich der Untersuchungsrichter über die Ermordeten, o Fürst der Gläubigen?« Aber der Kalif schrie ihn zornig an und befahl, daß man ihn unten am Schlosse aufhänge und in ganz Bagdad ausrufe: »Wer den Vezier Djafar und vierzig seiner Vetter von den Barmakiden hängen sehen will, soll unten ans Schloß kommen!« Es kam dann der Stadtaufseher, einige Offiziere und der Vater Djafars; man stellte sie unter den Galgen und wartete nur noch, bis vom Fenster das Signal gegeben werde; das Volk weinte über ihr Schicksal. Da kam auf einmal ein junger Mann, hübsch gekleidet, mit einem Mondgesichte, weiten Augen, glänzender Stirne, roten Wangen, hellen Locken und einem Fleckchen wie ein Ambrakügelchen; er drängte sich durch das Volk, bis er vor Djafar stand; da küßte er ihm die Hand und sagte: »Heil! ich befreie dich von dieser Strafe; steh auf, o Herr der Veziere! Zuflucht der Armen! Oberster der Fürsten; hänge mich statt der Erschlagenen und räche sie an mir, denn ich bin ihr Mörder.« Als Djafar dies hörte, freute er sich über seine Rettung, war aber betrübt über den Jüngling.

Während er so mit ihm sprach, kam ein alter, sehr bejahrter Mann, drängte sich durch die Leute bis er vor Djafar war, und rief: »O großer Herr und Vezier! glaube nicht, was dieser junge Mann sagt; nicht er hat die junge Frau getötet, sondern ich; räche sie also an mir, oder ich werde einst vor dem erhabenen Gott von dir Rechenschaft fordern.« Der junge Mann sagte darauf: »Kein anderer als ich hat die junge Frau getötet.« Da sprach der Alte: »O mein Sohn! ich bin alt und lebenssatt, du bist jung, ich will mein Leben für das deinige hingeben; ich habe die junge Frau getötet, drum hänge mich schnell, denn ich mag doch nicht leben, seitdem sie von mir weg ist.« Als Djafar diesen Streit hörte, erstaunte er sehr darüber, und führte den Alten und den Jüngling zum Kalifen; er küßte die Erde siebenmal und fragte: »Wir bringen hier zwei Männer, von denen jeder behauptet, die junge Frau getötet zu haben.« Nachdem der Kalif beide betrachtet, fragte er: »Wer von euch hat die junge Frau erschlagen und in den Strom geworfen?« Da antwortete der Alte: »Kein anderer, als ich;« und der Junge sagte dasselbe. Da sagte der Kalif zu Djafar: »Geh und laß sie beide hängen!« Djafar aber erwiderte: »O Fürst der Gläubigen! wenn sie doch nur einer getötet, so würde der andere ungerechterweise gehängt.« Da sagte der junge Mann: »Bei dem, der den Himmel gewölbt, ich habe sie getötet, in einen Korb von Palmblättern gelegt, mit einem Mantel zugedeckt, dann ein Stück Teppich drum gelegt und mit roter Wolle zugenäht; räche also ihren Tod an mir!« Der Kalif fragte erstaunt: »Warum hast du sie unschuldigerweise getötet und dich selbst in eine solche Lage gebracht?« Da antwortete der Jüngling: »O Fürst der Gläubigen! es ist mir mit ihr etwas widerfahren, wenn man es mit der Nadel auf das Tiefe des Auges stechen wollte, könnte jeder sich daran belehren.« Der Kalif sagte: »Erzähle mir deine Geschichte!« und der junge Mann antwortete: »Gott und dem Fürsten der Gläubigen ziemt Gehorsam,« und begann hierauf:

Wisse, o Fürst der Gläubigen! die erschlagene Frau war mein Weib, Mutter meiner Kinder und meine Muhme. Dieser Alte ist mein Oheim und ihr Vater, er verheiratete sie mit mir, als sie noch Jungfrau war; ich lebte elf Jahre mit ihr als mit einer gesegneten Gattin, sie gebar mir drei Söhne, führte einen reinen Lebenswandel und bediente mich so gut, als nur möglich; aber auch ich liebte sie sehr heftig und als sie einmal in diesen Monaten sehr krank wurde, bediente ich sie aufs sorgfältigste. Nach Verlauf eines Monats ward sie nach und nach wieder besser. Da sagte sie mir eines Tages, ehe sie ins Bad ging: »O mein Vetter! ich möchte, daß du mir einen Wunsch gewährtest.« – »Ich werde ganz gehorsam sein«, antwortete ich, »und hättest du auch tausend Wünsche«. Da sagte sie: »Ich gelüste nach einem Apfel, um daran zu riechen und einen Bissen davon zu essen; nachher möchte ich allenfalls sterben.« Ich sagte zu ihr: »Gott gebe deine Genesung!« Ich suchte dann in ganz Bagdad und konnte keinen Apfel finden, denn hätte ich einen auch mit meinen Augen bezahlen müssen, so hätte ich ihn gekauft. Es tat mir sehr weh, den Gegenstand ihres Wunsches nicht finden zu können. Ich ging nach Hause und sagte ihr: »Liebe Muhme, ich habe bei Gott! keinen Apfel finden können.« Ihre Krankheit nahm in jener Nacht wieder sehr zu; ich stand daher am anderen Morgen auf und suchte in allen Gärten herum und konnte noch immer nichts finden. Da sprach zu mir ein alter Gärtner: »Mein Sohn, du wirst nirgends Äpfel finden, außer im Garten des Fürsten der Gläubigen zu Baßrah, von denen sich bei seinem Verwalter ein Vorrat findet.« Ich ging nach Hause, und von meiner Liebe und Treue zu ihr bewogen, machte ich Anstalten zur Reise und reiste einen halben Monat lang Tag und Nacht nach Baßrah und zurück, und brachte drei Äpfel, die ich vom Verwalter für drei Goldstücke gekauft, mit mir und überreichte sie meiner Frau. Sie dachte aber gar nicht mehr daran und warf sie neben sich hin, und ward noch zehn Tage lang immer schwächer und kränker. Einst saß ich in meinen Laden und handelte mit Waren, da kam auf einmal ein großer, starker, häßlicher Sklave auf den Markt, mit einem der drei Äpfel in der Hand, wegen welcher ich einen halben Monat lang auf der Reise gewesen war. Ich rief dem Sklaven zu und sagte ihm: »O guter Sklave, woher hast du diesen Apfel?« Da antwortete er: »Ich habe ihn von meiner Geliebten; als ich sie heute besuchte, denn sie ist krank, fand ich drei Äpfel bei ihr, und sie sagte mir, daß ihr Mann eine Reise von einem halben Monat gemacht, um sie ihr zu bringen; ich aß und trank mit ihr und nahm einen der drei Äpfel, mit dem du mich hierherkommen gesehen.« Nun, o Fürst der Gläubigen! ward mir die Welt ganz schwarz, als ich dies hörte; ich schloß sogleich den Laden, ging nach Hause und war außer mir vor Zorn und Wut: ich sah nach den Äpfeln und fand wirklich nur zwei; ich fragte meine Muhme, wo denn der dritte Apfel sei? Sie hob den Kopf auf und sagte: »Bei Gott, mein Vetter, ich weiß es nicht.« Nun war ich von der Wahrheit der Erzählung des Sklaven überzeugt; ich nahm ein scharfes Messer, trat von hinten zu ihr, sagte ihr kein Wort, bis ich auf ihr saß, und schnitt ihr den Kopf ab, legte sie dann schnell in einen Korb, nähte einen Mantel um sie und drüber noch ein Stück Teppich, legte sie in eine Kiste, nahm sie auf den Kopf und warf sie in den Tigris. Nun, bei Gott, o Fürst der Gläubigen, räche sie an mir; laß mich schnell hängen, sonst werde ich einst vor Gott Rache für sie von dir fordern; denn als ich nach Hause kam, sah ich, wie mein ältester Sohn schrie, und als ich ihn fragte, was er wolle, sagte er mir: »Mein Vater, ich habe diesen Morgen meiner Mutter einen der drei Äpfel gestohlen, die du ihr gebracht, und bin damit auf die Straße gegangen, da kam ein langer, schwarzer Sklave und nahm ihn mir weg; ich rief ihm zu: »O guter Sklave, dieser Apfel gehört meiner Mutter; mein Vater hat eine Reise von einem halben Monat nach Baßrah gemacht, um meiner kranken Mutter drei Äpfel von dort zu holen, bringe mich daher nicht in Verlegenheit;« er gab mir aber kein Gehör. Als ich ihm dann dasselbe zwei bis dreimal wiederholte, schlug er mich und lief fort; aus Furcht vor der Mutter blieb ich mit meinen Brüdern den ganzen Tag vor den Toren der Stadt; nun wird es aber Nacht und, bei Gott! ich fürchte mich sehr vor ihr; o mein Vater, sage ihr nichts, sie möchte sonst noch kränker werden.« Als ich die Worte meines Sohnes hörte und seine Furcht und sein Weinen sah, wußte ich, daß ich die junge Frau unschuldig ermordet, und daß der verruchte Sklave gelogen, da er die Geschichte der Äpfel nur von meinem Sohne vernommen; als ich dies einsah, weinte und schluchzte ich mit meinen Kindern; da kam dieser alte Mann, ihr Vater, mein Oheim, dazu; ich erzählte ihm alles, was vorgefallen; wir weinten miteinander bis Mitternacht und trauerten drei volle Tage über den Tod der Unschuldigen. An allem diesem war aber der Sklave Schuld. Dies ist meine Geschichte mit der Ermordeten. Nun, bei deinen Ahnen! laß mich hinrichten, denn ich mag nicht mehr leben; räche das Unrecht, das ich getan!« Als der Kalif dies hörte, war er sehr erstaunt darüber und sagte: »Ich werde niemanden als den verruchten Sklaven hängen lassen; ich will tun, was den nach Genugtuung Verlangenden befriedigen und dem erhabenen König gefallen muß.« Djafar ging weinend weg und sagte: »Nun ist mein Tod nahe, der Krug geht zum Brunnen, bis er bricht; doch hat mich der Geist des Allmächtigen zum ersten Male gerettet, so wird er es vielleicht auch dieses Mal wieder tun; und, bei Gott, ich werde wieder drei Tage nicht aus dem Hause gehen; möge Gott, was geschehen soll, vollziehen!« Er blieb so bis zum dritten Tage gegen Mittag und verzweifelte halb an seinem Leben; schon ließ er Richter und Zeugen kommen, schrieb sein Testament und nahm weinend von seinen Töchtern Abschied. Da kam ein Bote vom Kalifen und meldete ihm: »Der Kalif ist in höchster Wut und hat geschworen, der Tag werde nicht vorübergehen, ehe du gekreuzigt worden.« Djafar, seine Sklaven und alle, die im Hause waren, weinten; als Djafar von seinen Töchtern und allen Hausleuten Abschied genommen hatte, kam die jüngste Tochter zu ihm; sie hatte ein leuchtendes Gesicht, und er liebte sie am meisten von allen; er drückte sie an seine Brust, küßte sie und weinte wegen der Trennung von seinen Kindern und seiner Frau. Als er sie aus Liebe recht fest an sich drückte, fühlte er etwas Hartes. Er fragte: »Was hast du in der Tasche, meine Tochter, das ich spüre?« Da sagte die Kleine: »Einen Apfel, auf dem der Name unseres Herrn, des Kalifen, geschrieben steht; unser Sklave Rihan hat ihn gebracht, wollte mir ihn aber nur für zwei goldene Dinare geben.« Als Djafar vom Apfel und dem Sklaven hörte, schrie er auf und griff in die Tasche seiner Tochter, zog den Apfel heraus, erkannte ihn und sagte: »O die Rettung ist nahe!« Er ließ sogleich den Sklaven rufen, und als er erschien, sagte er: »Wehe dir Rihan, wo hast du diesen Apfel her?« Da sagte der Sklave: »Bei Gott, mein Herr! wenn Lüge etwas hilft, so hilft doch die Wahrheit noch einmal so viel. Ich habe diesen Apfel nicht in deinem Schlosse, nicht im Schlosse und nicht im Garten des Kalifen gestohlen, sondern als ich vor vier Tagen in den Straßen der Stadt umherging, sah ich Kinder spielen, und ein kleiner Knabe ließ diesen Apfel fallen; ich schlug den Kleinen und nahm ihm den Apfel weg; er sagte weinend: »O Mann! dieser Apfel gehört meiner kranken Mutter, die so sehr danach gelüstet, daß mein Vater ihr drei von einer Reise bringen mußte; ich habe einen davon genommen, gib mir ihn also wieder zurück.« Ich wollte ihn aber nicht zurückgeben, sondern brachte ihn hierher und verkaufte ihn meiner kleinen Gebieterin für zwei Dinare. Dies ist meine Erzählung.« Als Djafar dies hörte, wunderte er sich sehr, wie alles Unglück von seinem Sklaven entsprungen; er stand freudig auf, ergriff die Hand des Sklaven, führte ihn zum Kalifen und erzählte ihm die Geschichte von Anfang bis zum Ende. Der Kalif war höchst erstaunt und lachte heftig; dann sagte er: »Dein Sklave ist also der Urheber alles Unglücks?« – »Freilich!« antwortete Djafar; »doch wundere dich nicht so sehr über die Geschichte, sie ist nicht befremdender, als die des Vezier Ali aus Kahirah und Bedruddin Hasan aus Baßrah; doch erzähle ich sie nur unter einer Bedingung.« Der Kalif, der sehr wünschte, sie zu hören, sagte dann: »Nun, wenn sie schöner und wunderbarer ist, als diese, so schenke ich dir das Leben deines Sklaven, wenn nicht, so lasse ich ihn umbringen. Erzähle also, o Vezier! deine Geschichte.«

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Bratapfel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Bratäpfel sind eine einfache Süßspeise aus im Ofen gebackenen Äpfeln. Sie werden traditionell im Winter zur Weihnachtszeit aus lagerfähigen, festen und säuerlichen Apfelsorten wie Boskoop zubereitet.

In der einfachsten Zubereitungsform werden die ganzen, ungeschälten Äpfel bei mittlerer Hitze gebacken, bis die Schale aufplatzt, und mit Zucker und Zimt bestreut serviert. Meist wird jedoch das Kerngehäuse vorher herausgeschnitten und das Loch mit einer Mischung aus z. B. Nüssen, Rosinen, Konfitüre und Gewürzen wie Zimt und Nelken gefüllt.

Häufig werden Bratäpfel mit Vanillesauce serviert, heute auch mit einer ähnlich wie Chaudeau zubereiteten Weinschaumsauce.

Literatur

Ein Gedicht eines unbekannten Verfassers mit dem Titel Der Bratapfel gilt als bayrisches Volksgut und wird gerne zur Weihnachtszeit gelesen oder vorgetragen. Es beginnt mit den Zeilen:

Kinder, kommt und ratet,
was im Ofen bratet!…

und endet mit den kindgerechten Wortspielen:

…den Zipfel, den Zapfel,
den Kipfel, den Kapfel,
den knusprigen Apfel.

Weblinks

Von „http://de.wikipedia.org/wiki/Bratapfel

 

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Bibliografische Angaben für „Bratapfel

Rezept – Weihnachtlicher Bratapfel

 

Adventskalender 5. Dezember 2007

Dezember 4, 2007

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Ada Christen

 

Hörst auch du die leisen Stimmen

 

Hörst auch du die leisen Stimmen
aus den bunten Kerzlein dringen?
die vergessenen Gebete
aus den Tannenzweiglein singen?
Hörst auch du das schüchternfrohe,
helle Kinderlachen klingen?
Schaust auch du den stillen Engel
mit den reinen, weißen Schwingen?
Schaust auch du dich selber wieder
fern und fremd nur wie im Traume?
Grüßt auch dich mit Märchenaugen
deine Kindheit aus dem Baume?

 

BunteKerzen

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Brüder Grimm

Die Haselrute

Eines Nachmittags hatte sich das Christkind in sein Wiegenbett gelegt und war eingeschlafen,
da trat seine Mutter heran, sah es voll Freude an und sprach
„Hast du dich schlafen gelegt, mein Kind?
Schlaf sanft, ich will derweil in den Wald gehen und eine Handvoll Erdbeeren für dich holen;
ich weiß wohl, du freust dich darüber, wenn du aufgewacht bist.“
Draußen im Wald fand sie einen Platz mit den schönsten Erdbeeren,
als sie sich aber herabbückt, um eine zu brechen,
so springt aus dem Gras eine Natter in die Höhe.
Sie erschrickt, läßt die Beere stehen und eilt hinweg.
Die Natter schießt ihr nach, aber die Mutter Gottes,
das könnt ihr denken, weiß guten Rat,
sie versteckt sich hinter eine Haselstaude und bleibt da stehen,
bis die Natter sich wieder verkrochen hat.
Sie sammelt dann die Beeren, und als sie sich auf den Heimweg macht, spricht sie
„wie die Haselstaude diesmal mein Schutz gewesen ist,
so soll sie es auch in Zukunft andern Menschen sein.“
Darum ist seit den ältesten Zeiten ein grüner Haselzweig
gegen Nattern, Schlangen, und was sonst auf der Erde kriecht, der sicherste Schutz.

 

Räuchermann

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

 

Räuchermännchen

 

Räuchermännchen

 

als Waidmannsfigur

 

als Waidmannsfigur

Der Räuchermann, erzgebirgisch Raachermannel, ist eine Erfindung der Spielzeugmacher aus dem Erzgebirge, zum Abbrennen von Räucherkerzchen.

Der Räuchermann wurde um das Jahr 1830 erstmals erwähnt und ist heute ein fester Bestandteil des erzgebirgischen Brauchtums in der Weihnachtszeit. Dazu wird ein angezündetes Räucherkerzchen auf den unteren Teil der zweigeteilten Holzfigur gestellt. Der obere Teil ist ausgehöhlt und wird nun auf den ersten Teil gesteckt. Das Räucherkerzchen brennt so im Inneren des meist gedrechselten Räuchermannes ab. Der Rauch steigt dabei nach oben und tritt aus dem Mundloch nach außen. Zuvor stellten die Erzgebirger die Räucherkerzchen offen hin.

Die verschiedenen Wünsche der Kundschaft nach individueller Gestaltung zeigen sich in den unterschiedlichsten Ausführungen, die meist die Handwerksberufe der Region zum Thema haben. So finden sich neben Förster, Hausierer und anderen Berufsgruppen traditionell vor allem Rastelbinder, Bergmänner und Soldaten. Dies geht auf den Bergbau als dominierende Einnahmequelle in der Grenzregion zurück, wo auch immer relativ viele Soldaten stationiert waren.

Räuchermännchen werden zur Weihnachtszeit, zusammen mit Schwibbogen, Bergmann, Engel und Pyramide aufgestellt.

Heute gibt es die vielfältigsten Formen. Neben dem einfach stehenden Männchen, gibt es die sogenannten Kantenhocker die auf Tischkanten gesetzt werden können oder kleine Szenarien mit mehreren Räuchermännchen auf einer Grundplatte wie die Drei Skatspieler. In Zeiten der Gleichberechtigung werden hier und da auch Räucherfrauen gesichtet. Nach dem Guinness-Buch der Rekorde befinden sich das kleinste und das größte Räuchermännchen der Welt im Miniaturenpark Kleinwelka in Bautzen.

Mittlerweile werden zahlreiche Räuchermännchen, die schon für „kleines Geld“ erstanden werden können, nicht mehr im Erzgebirge sondern in „Billiglohnländern“ hergestellt.

Siehe auch: Räucherkerzchen (Räucherkegel)

Moosmännel

Als Pendant zum erzgebirgischen Räuchermann gewinnt im benachbarten oberen Vogtland der Moosmann (Moosmännel) an Boden. Er verkörpert einen kleinwüchsigen Waldgeist, der armen Familien mit Naturalien aus dem Wald hilft, Laub in Gold verwandeln kann und nach der Sage besonders zur Weihnachtszeit auftritt. Als Figur wird er mit Werkstoffen aus dem Wald (Holz, Wurzeln, Flechten, Gräsern) hergestellt und als Lichterträger zur Volkskunst weiterentwickelt.

Von „http://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%A4uchermann

 

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Bibliografische Angaben für „Räuchermann

 

Adventskalender 4. Dezember 2007

Dezember 3, 2007

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Feder - Symbol für Gedichte,  Zitate, Maerchen... Rilke, Rainer Maria (1875-1926)

 

Es treibt der Wind im Winterwalde

Es treibt der Wind im Winterwalde
die Flockenherde wie ein Hirt
und manche Tanne ahnt, wie balde
sie fromm und lichterheilig wird,
und lauscht hinaus;
den weißen Wegen streckt sie die Zweige hin,
bereit und wehrt dem Wind
und wächst engegen
der einen Nacht der Herrlichkeit.

 

Winterwald

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Der ungeduldige Weihnachtsstollen

Eine Fabel von Helmut Wördemann

Es war einmal ein Weihnachtsstollen, der war ganz durchknetet von dem Gedanken, als leckeres Frühstücksbrot mit Butter zu dienen. Ja, es wurde ihm sogar in Aussicht gestellt, zum Nachmittagskaffee serviert zu werden, wie Kuchen, wie richtiger Kuchen.

Nun lag der süße Stollen aber schon wochenlang im Brotfach, lag da in durchsichtigem, glänzendem Weihnachtspapier mit Schneelandschaft und Christkind-Schlitten und musste mit ansehen, wie alle anderen Brote gebraucht wurden: das Schwarzbrot, das Vollkornbrot; sogar das Weißbrot und das Knäckebrot kamen regelmäßig an die Reihe und durften sich bewähren.

Ich glaube, der Stollen wurde ganz blass vor Neid und vor Ungeduld, aber das konnte man nicht sicher sagen, weil er ja über und über mit Puderzucker bedeckt war.

„Da hat man soviel Aufhebens um mich gemacht,“ dachte der Stollen bitter wie Sukade, „hat mich gesüßt und mit Rosinen gespickt. Ja, sogar Marzipanstückchen hat die Hausfrau in mich hineingebacken. Und nun? Nun bin ich überflüssig und gammele hier `rum, schön und lecker, aber unnütz.“

Doch dann kam Heiligabend. Die Hausfrau stellte im Wohnzimmer die Geschenke auf. Und nun, nun deckte sie in der Küche den festlichsten Kaffeetisch des Jahres; und das Beste, das Edelste und das Leckerste, das sie zu bieten hatte, das war der Weihnachtsstollen.

Leider konnte er seine große, feierliche Wichtigkeit nicht lange genießen, denn er schmeckte gar zu gut und war nach einer halben Stunde gegessen.

Stollen

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Brot

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Dieser Artikel befasst sich mit dem Nahrungsmittel Brot; zu anderen gleichnamigen Bedeutungen siehe Brot (Begriffsklärung).

 

Deutsches Roggenmischbrot

 

Deutsches Roggenmischbrot

 

Französisches Weißbrot

 

Französisches Weißbrot

 

Türkisches Fladenbrot

 

Türkisches Fladenbrot

 

Schwedisches Knäckebrot

 

Schwedisches Knäckebrot

 

Englisches Toastbrot

 

Englisches Toastbrot

 

Ausrollen des Brotteigs in einer afghanischen Bäckerei

 

Ausrollen des Brotteigs in einer afghanischen Bäckerei

 

Polnischer Junge mit Brot (ca. 1943)

 

Polnischer Junge mit Brot (ca. 1943)

Brot ist ein traditionelles Nahrungsmittel, das aus einem Teig aus gemahlenem Getreide (Mehl), Wasser, einem Triebmittel und meist weiteren Zutaten gebacken wird. Es zählt zu den Grundnahrungsmitteln. Das feste, dunkle Äußere des Brotes heißt Kruste oder Rinde. Das Innere ist die Krume. Die meisten Brotteige können auch in Form kleinerer, etwa handtellergroßer Portionen als Brötchen gebacken werden.

Inhaltsverzeichnis


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Zusammensetzung

Brot ist ein im Ofen gebackenes Produkt, hergestellt aus einem Teig, den Hefe oder andere Triebmittel gelockert und aufgebläht haben. Bei dieser Gärung entsteht Kohlendioxid, das durch die beim Backen härter werdende Kruste am Entweichen gehindert wird, dadurch wird das Brot locker. Am besten eignen sich dafür Weizen und Roggen, andere Getreidesorten werden fast immer mit einem dieser beiden Getreide gemischt, wenn sie zu Brot verbacken werden sollen.

Für die verschiedenen Varianten können alle möglichen Lebensmittel dem Teig zugesetzt werden, z. B. geraspelte Gemüse, Kartoffeln, Nüsse und Samen, geröstete Zwiebeln, getrocknete Früchte, Gewürze und vieles mehr, je nach Fantasie oder Mode.

Die Definition für Brot nach den „Leitsätzen für Brot und Kleingebäck“ [1], veröffentlicht im deutschen Bundesanzeiger Nr. 184 vom 28. September 2005, lautet:

Brot wird ganz oder teilweise aus Getreide und/oder Getreideerzeugnissen, meist nach Zugabe von Flüssigkeit, sowie von anderen Lebensmitteln (z.B. Leguminosen-, Kartoffelerzeugnisse) in der Regel durch Kneten, Formen, Lockern, Backen oder Heißextrudieren des Brotteiges hergestellt. Brot enthält weniger als 10 Gewichtsteile Fett und/oder Zuckerarten auf 90 Gewichtsteile Getreide und/oder Getreideerzeugnisse.

1,5 kg Roggenmischbrot enthalten ca. 1 kg Mehl, 850 ml Wasser und 30g Salz (ca. 4 TL). Beim Backen gehen gut 10 % des Gewichts verloren.

Brotsorten

(Hauptartikel: Brotsorte)

In großen Teilen Europas ist Brot ein wichtiger Bestandteil der jeweiligen Kultur. In diesem Kapitel sollen die Vielfalt und regionale Unterschiede aufgezeigt werden.

Es werden zwei Grundarten von Brot unterschieden:

  • gesäuertes Brot, das mit Hilfe von Triebmitteln (Sauerteig [2] oder Hefe) hergestellt wird, wodurch es eine lockere Konsistenz bekommt
  • ungesäuertes Brot, das gebacken wird, noch bevor die Sauerteiggärung beginnt, oft als Fladenbrot.

Daneben werden Brotsorten unter anderem nach dem verwendeten Getreide (z. B. Weizen, Dinkel, Kamut oder Roggen), der Mehlart (Auszugsmehl oder Vollkornmehl, fein oder grob gemahlen) bzw. speziellen Zutaten (z. B. Kürbiskerne oder Sonnenblumenkerne) eingeteilt.

Deutschland gilt als das Land, in dem die meisten Brotsorten gebacken werden. Rund die Hälfte des verzehrten Brots ist Mischbrot, das aus einer Mischung von Roggen- und Weizenmehl gebacken wird. Allein im deutschen Sprachraum werden über 600 verschiedene Schwarz- und Weißbrotsorten angeboten. Dabei werden die Bezeichnungen „Schwarzbrot“ und „Graubrot“ häufig synonym verwendet.

Andere Backwaren werden regional häufig mit dem Suffix Brot bzw. verwandten Begriffen bezeichnet, sind jedoch kein Brot im engeren Sinn:

  • Stockbrot – ein Brotteig, wird um einen Stock geformt und am Lagerfeuer gebacken
  • Knäckebrot – ein Trockenflachbrot, welches meistens aus Vollkornerzeugnissen hergestellt wird und das nur sehr wenig Wasser enthält (max. 10 %)
  • Früchtebrote – z. B. Hutzelbrot oder Kletzenbrot mit getrockneten Früchten
  • Kekse, Plätzchen – z. B. Russisch Brot, Belgrader Brot, Thomasbrötchen, Orangenbrötli
  • Löffelbrot – ein relativ flüssiger Teig, oft mit Maismehl gemischt, wird langsam in der Pfanne gebacken

Vollkornbrot

Der Gesetzgeber in Deutschland schreibt vor, dass Vollkornbrot aus mindestens 90 Prozent Roggen- und Weizenvollkornerzeugnissen in beliebigem Verhältnis zueinander hergestellt wird. Die zugesetzte Säuremenge stammt zu mindestens zwei Dritteln aus Sauerteig. Bei Vollkornerzeugnissen kann es sich um Mehl oder Schrot handeln. Wenn das Brot ausdrücklich Weizen- oder Roggenvollkornbrot benannt wird, so müssen auch mindestens jeweils 90 % Vollkornerzeugnisse aus Weizen oder Roggen enthalten sein.

Hafervollkornbrot wird aus mindestens 20 Prozent Hafervollkornerzeugnissen, insgesamt aber aus mindestens 90 Prozent Vollkornerzeugnissen hergestellt. Dies gilt analog auch für andere Vollkornbrote mit Bezeichnungen von Nicht-Brotgetreidearten, wie z.B. Gerstenvollkornbrot.

Neuere Trends auf dem Markt haben den Begriff Vollkornbrot nachhaltig verändert. Während in 1970ern und bis weit in die 1980er Jahre unter einem Vollkornbrot immer ein Brot mit ganzen Körnern verstanden wurde, verbindet man heute damit auch Gebäck aus vermahlenem Getreide.

Schwarzbrot

Schwarzbrot ist eine Abwandlung des Vollkornbrotes. Es kann in den gängigen Formen, vermahlen und mehr oder minder geschrotet vorkommen, wobei es sich vom Vollkorn unterscheidet. Dem verwendeten Getreide fehlt der Keimling. Hintergrund dieses Umstandes ist, dass die Öle des Keimlings sehr schnell durch die aktiven Enzyme abgebaut werden. Dadurch ergibt sich eine begrenzte Lagerfähigkeit.

Oberländer-Sauerbrot

Im Rheinland ist ein Oberländer ein Roggenmischbrot (60/40, teilweise auch 70/30). Es wird nicht bemehlt und gestippt, und vor dem Backen noch mit Wasser benetzt. Nach dem Backen wird es heiß mit aufgekochter Kartoffelstärke (Papp) eingepinselt, damit es glänzt und sich besser frisch hält. Im Sauerland ist ein Oberländer ein Weizenmischbrot.

Krustenbrot

Im Rheinland (Raum Köln) ist ein Krustenbrot ein helles Weizenmischbrot (70 bis 80 % Weizenmehl, sonst Roggenmehl), welches seine optimale Form als 750 g-Brot erhält. Das Brot wird bemehlt in Körbe oder Tücher zum Gehen, d. h. Gären gebracht. Bevor es in den Ofen geschoben wird, wird es mit einem länglichen Schnitt versehen. Es wird ohne Dampf, mit gezogenem Zug kräftig ausgebacken. Dadurch springt, d. h. platzt es am Schnitt auf, womit viel Kruste (Ausbund) entsteht. Neben dem hohen Krusteanteil ist eine unruhige, grobe Porung typisch.

Schweizer Brot

Im Rheinland hat dieses Brot eine ähnliche Zusammensetzung wie das Krustenbrot. Es wird bemehlt und mit vier bis fünf schrägen Schnitten versehen.

Land-Bauernbrot

Österreich: Nach dem „Codex Alimentarius Austriacus“, dem Lebensmittelbuch Österreichs, dürfen Land- und Bauernbrote nur Natursauer gebacken werden. Siehe auch Sauerteig.

Brotsorten in Frankreich

In Frankreich werden traditionell Weizenbrote gegessen. Berühmt sind Baguettes und Croissants als Frühstückgebäcke. Das Brot wird mehrmals täglich gebacken, da Weißbrote nicht lange frisch bleiben.

Man unterscheidet u. a. folgende Brote:

  • Baguette, 250 g, Marktanteil über 50 %
  • Pain Parisien Flute, 400 g, Marktanteil 20 %
  • Batard, 250 g, Marktanteil 10 %
  • Ficelle, 100 g, Marktanteil 5 %

Alle Brote sind länglich und mit Schnitten versehen. Typisch ist die grobe, unruhige Porung und der hohe Krustenanteil.

Geschichte

Vor ca. 10.000 Jahren begann der Mensch mit dem systematischen Anbau von Getreide zur eigenen Ernährung. Ursprünglich wurde das Getreide gemahlen und mit Wasser vermengt als Brei gegessen. Später wurde der Brei auf heißen Steinen oder in der Asche als Fladenbrot gebacken. Vermutlich sind gebackene Fladen schon den Nomaden bekannt gewesen. Aus wildem Getreide und anderen Zutaten gekochter Brei wurde auf heißen Steinen getrocknet und war so leichter transportierbar.

Zwei Erfindungen haben das Brotbacken entscheidend verändert: Die eine war der Bau von Backöfen. Auf den Steinen lassen sich nur flache Brote backen. Ein runder Laib muss beim Backen von der Hitze ganz umschlossen sein, damit er gleichmäßig durchbacken kann. Die ersten primitiven Öfen bestanden lediglich aus einem Topf, der umgekehrt auf den heißen Stein gestürzt wurde (eine Methode, die heute noch gerne von Pfadfindern am Lagerfeuer praktiziert wird).

Die zweite wichtige Entdeckung, die das Brotbacken grundlegend verändert hat, war die Wirkung von Hefen. Wenn man den ungebackenen Brotteig stehen lässt, sorgen in der Luft vorhandene Hefen für eine Gärung – aus dünnen Teigen wird eine Art vergorenes Getränk, aus dickeren ein Hefeteig, aus dem sich Brot backen lässt, das lockerer und schmackhafter ist, als das aus ungegorenem Teig.

Da es verschiedene Hefepilze gibt, die sich unterschiedlich verhalten, waren diese Prozesse zunächst sehr vom Zufall abhängig. Der Mensch lernte erst im Laufe der Zeit, dies zu steuern, indem er von dem gut gelungenen gegorenen Teig eine kleine Menge vor dem Backen abnahm und diese dem nächsten Teig wieder zusetzte – die Methode der Sauerteiggärung, die noch heute angewendet wird.

Gesäuertes Brot dürfte nach archäologischen Funden schon vor über 5.000 Jahren bekannt gewesen sein, unter anderem in Ägypten, wo schon damals Brot in größerem Maße in Bäckereien hergestellt wurde. Die Ägypter hatten in der Antike auch den Beinamen Brotesser. Sie waren es, die als erste Hefe kultivierten und damit die erste Bäckerhefe verwendeten.

Von den Ägyptern wurden auch die Backöfen weiter entwickelt, die ersten waren aus Lehm und ähnelten Bienenkörben. Darin konnte eine sehr hohe Hitze erreicht werden, die die im Teig vorhandene Feuchtigkeit augenblicklich in Dampf verwandelt. So wird das Volumen der Brote stark vergrößert und die Krustenbildung verzögert.

Bereits zwischen 2860 und 1500 vor Christus waren im Land am Nil 30 verschiedene Brotsorten bekannt. Von Ägypten aus gelangten die Kenntnisse des Brotbackens über Griechenland und das Römische Reich nach Europa. Die Römer bauten die ersten großen Mühlen und waren schon in der Lage, sehr feines Mehl herzustellen. Sie erfanden auch eine Vorrichtung zum Teigkneten: In einem Trog wurden über eine Mechanik große Rührhölzer bewegt, indem ein Ochse oder ein Sklave drumherum lief.

Nach den römischen Grundtechniken wurde mit kleinen Veränderungen in ganz Europa bis ins 19. Jahrhundert hinein Brot gebacken. In vielen Dörfern gab es Gemeinschaftsöfen, in denen einmal in der Woche jeder sein Brot backen konnte.

Eine römische Großbäckerei war schon vor 2000 Jahren in der Lage, 36.000 Kilogramm Brot pro Tag herzustellen. Nach dem Untergang des Römischen Reiches stieg das Weißbrot in den Rang einer Festtags- und Herrenspeise auf. Diese Stellung behielt es in Deutschland bis in die Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg und in Russland sogar bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Für die ärmeren Schichten war nur das dunkle Brot erschwinglich.

Brot in Notzeiten

In Hungerzeiten lässt sich das Brot mit Getreidesurrogaten strecken. Zu beachten wäre: Dem Getreidemehl beigegebenes Bohnen– oder Erbsenmehl lässt den Teig schlecht gehen, Kartoffelmehl macht es in höheren Dosen feucht und schimmelanfällig. Eicheln sind zunächst zu schälen, zu schroten, zur nötigen Entbitterung auszukochen, mit reinem Wasser zu spülen, dann gemahlen (nicht mehr als zu einem Drittel) dem Getreidemehl vor dem Backen beizugeben. Beim Kauf sind zahlreiche nicht nährende, oft schädliche Beimengungen zu befürchten, so Gips oder Sägespäne.

Kulturgeschichtliche Bedeutung

Während in Europa die größte Vielfalt an Brotsorten entwickelt wurde, sind in anderen Gegenden der Erde brotähnliche Produkte typischer. In der orientalischen Küche sind Fladenbrote beliebt, in Indien gibt es kleinere Varianten wie Chapati oder Papadam, in Pakistan wird Puri gebacken. Während Brot in Südostasien kaum vorkommt, sind in Nordchina gedämpfte Hefeteigbrötchen, gefüllt oder ungefüllt, eine beliebte Beilage. Für Australien ist Damper typisch. Aus Mexiko stammen die Tortillas aus Mais. In Afrika werden vor allem Fladenbrote aus Maniok, Hirse oder Mais mit Gewürzen gebacken. Aber in Europa und in Nordamerika stellt Brot ein unverzichtbares Grundnahrungsmittel, insbesondere für die Kohlenhydratzufuhr, dar.

Neben der Bedeutung als Grundnahrungsmittel hat das Brot auch eine große symbolische bzw. spirituelle Bedeutung.

Bei vielen Ackerbau treibenden Völkern galt und gilt Brot als heilig. So wurden beim Backen und beim Anschneiden des Brotes bestimmte Rituale vollzogen.

Zu bestimmten religiösen Feierlichkeiten werden traditionelle Brote, zum Beispiel Gebildbrote, gebacken und verzehrt. Rund um das Brot gibt es noch heute sehr viele Bräuche, die auch oft noch mit dem Glauben an übernatürliche Kräfte verbunden sind. Brot und Salz zum Bezug einer neuen Wohnung oder zur Hochzeit zu schenken, soll Wohlstand sichern. Etliche Sagen berichten von göttlichen Strafen, die umgehend den ereilten, der einen Brotfrevel beging.

In der jüdischen und christlichen Symbolik spielt Brot ebenfalls eine große Rolle.
So ist das jüdische Pessach, bei dem ungesäuertes Brot an den Auszug aus Ägypten erinnert, eines der höchsten Feste. Der Auszug aus Ägypten musste so schnell erfolgen, dass zum Gärenlassen des Brotes keine Zeit blieb. Interessant ist, was für orthodoxe Juden in diesem Zusammenhang Säuern bedeutet: Weizen, Roggen, Gerste, Hafer und Dinkel gelten als gesäuert, wenn sie für mindestens 18 Minuten mit Wasser in Berührung gekommen sind – der Zeitraum, in dem frühestens eine Gärung durch in der Luft vorhandene Hefepilze eingesetzt haben könnte.

Christen erbitten im Vaterunser als erstes „Unser täglich Brot gib uns heute“. Christus wird ein Brotwunder, die wundersame Vermehrung von Broten, zugeschrieben. Im Abendmahl der christlichen Liturgie gedenkt man der Kreuzigung Jesu Christi („Christi Leib für dich gebrochen“). Dabei ist die Hostie, meist in ungesäuerter Form, Teil des Ritus.

Politisch hatte die Forderung nach Brot immer große Bedeutung. Gab sein Mangel doch immer Anlass für Hungersnöte, Geburtenrückgänge, Auswanderungen und Aufstände:

  • Der Dichter Juvenal prägte die Brot und (Zirkus-)spiele (panem et circenses) als Ausdruck seiner Kritik am Volk im Römischen Reich. Mit dieser Methode sollte zeitweilig das Volk trotz politischer Krise ruhig gehalten werden.
  • Marie Antoinette wird nachgesagt, sie hätte mit Wenn sie kein Brot mehr haben, sollen sie doch Kuchen essen (S’ils n’ont plus de pain, qu’ils mangent de la brioche) geantwortet, als ihr berichtet wurde, die Armen der Bevölkerung hätten kein Brot zu essen. Tatsächlich stammt dieser Satz aus den „Confessions“ von Jean-Jacques Rousseau und wurde 1782 veröffentlicht, also einige Jahre vor der Revolution niedergeschrieben.
  • In den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde in der schweren Depression der Wahlspruch Arbeit und Brot verwendet.
  • Zentrale und zugleich alltägliche Themen etwa in der Politik werden als „Brot-und-Butter-Themen“ bezeichnet.

Auch etymologisch lassen sich die Einflüsse der kulturgeschichtlichen Vorstellung von Brot verfolgen. Das Wort „Brot“ kann neben dem Nahrungsmittel auch die Bedeutung von Nahrung ganz allgemein und Lebensunterhalt haben.

Beispielsweise leitet sich das französische Wort copain (Freund, Kumpel, Kamerad) etymologisch vom Akt des Brot-Teilens und gemeinsamen Essens her[3].

Es gibt auch zahlreiche Redewendungen, Wörter und Sprichwörter, die „Brot“ beinhalten.

  • in Lohn und Brot stehen – einer bezahlten Arbeit nachgehen
  • seine Brötchen verdienen – dito
  • dess‘ Brot ich ess, dess‘ Lied ich sing – Abhängigkeit verbietet Widerspruch
  • Der Mensch lebt nicht vom Brot allein – Es gibt andere Werte als nur die materiellen
  • Der Begriff Eigenbrötler leitet sich vom Brot ab, das dieser selbst backt

Aufgrund dieser vielfältigen Bedeutung wurde es auch Teil von Namen, z. B.:

  • Brot für die Welt – Entwicklungshilfeorganisation
  • Brot und Rosen – Titel eines Liedes von 1912, das zum Leitspruch der amerikanischen Frauenbewegung wurde

Die Bedeutung vom Brot im bäuerlichen Alltag kann man an vielen Sinnsprüchen, aber auch als Bestandteil von Sagen erkennen.[4]

Aufbewahrung

  • In einem Behältnis aus Keramik mit Luftlöchern und bei Raumtemperatur ist Brot gut gelagert
  • In einem luftdicht verschließbaren Gefäß aus Kunststoff bleibt Brot länger frisch, kann aber auch leicht schimmeln
  • Wenn das Brot verschimmelt ist, den Aufbewahrungskasten mit einer Essiglösung auswischen/reinigen
  • Holzkästen oder Papier saugen die Feuchtigkeit aus dem Brot und es wird trocken. Das gleiche gilt für die Aufbewahrung im Kühlschrank. Zwischen +7 °C und –7 °C altert Brot am schnellsten.
  • Selbstgebackenes Brot kann am besten aufbewahrt werden, wenn es mit der Schnittfläche auf das Schneidebrett aus Holz gestellt wird. Die Kruste des Brotes schützt ausreichend vor der Austrocknung und die Schnittfläche bleibt für ein bis zwei Tage frisch.

Rund ums Brot

Trivia

Das harte Endstück des Brotes besitzt keine Bezeichnung, die im ganzen deutschen Sprachraum verbreitet ist, dafür entstanden aber zahlreiche regionale Begriffe, so z. B. Knerzel, Anschnitt, Knust, Mürgel oder Mürgeli, Aheuer, Ortstückel (im Sudetengau) und Bödeli oder Gupf (in der Schweiz), Bugl, Scherzel oder Scherzerl (in Österreich), Riebel, Riebele(in Süddeutschland, besonders Baden-Württemberg), Stützle, Knorzen, Knörzla, Kipf oder auch Kipfla (in Franken), Knäppchen, Knüppchen, Knippchen, Knust, Knüstchen, Krüstchen, Kniesjen, Knäuschen, Knörzchen, Ranft, Ränftl, Knäusperle oder Kanten (in Deutschland). In Tschechien wird dieses Stück pata (Ferse) oder patka („Ferschen“) genannt; natürlich gibt es auch hier regionale Unterschiede. Brotkrümel heißen auch Brosamen (aus dem Mittelhochdeutschen) oder Brösel. Brote erhalten – zumindest regional – Brotetiketten oder Banderolen. Diese werden meist aus Papier, aber auch aus Aluminium oder Oblaten, hergestellt. Etiketten aus Oblaten können mitgegessen werden.

Literatur

  • U. Dirlmeier, Ch. Daxelmüller: Art. „Brot“. In: Norbert Angermann (Hrsg.): Lexikon des Mittelalters, Bd. 2. Artemis-Verlag, München [u.a.] 1983, Sp. 719–721, ISBN 3-7608-8902-6
  • Hermann Eiselen: Die Neuzeit der Bäckerei. Ein Streifzug durch ihre Geschichte von 1860 bis 2005. BackMedia Verlag, Bochum 2006, ISBN 3-9808146-2-9
  • Hans Jürgen Hansen (Hrsg.): Kunstgeschichte des Backwerks. Geschichte und Entwicklung der Gebäckarten und ihrer Formen. Stalling Verlag, Hamburg, Oldenburg 1968.
  • Heinrich Eduard Jacob: Sechstausend Jahre Brot. Rowohlt Verlag, Hamburg 1954. (Das Standardwerk)
  • Irene Krauß: Heute back’ ich, morgen brau’ ich…. Dt. Brotmuseum, Ulm 1994, ISBN 3-926186-05-4
  • Susan Seligson: Brot. Eine Kulturgeschichte für Leib und Seele. Claassen Verlag, München 2002, ISBN 3-546-00343-8
  • Georg Kretzschmar,Das Brot – Mythologie, Kulturgeschichte, Praxis, Flensburger Hefte Verlag, Flensburger Hefte 79, ISBN 3-935679-28-9

Siehe auch

Brotbackautomat

Quellen

  1. Download-Seite des BMELV mit Leitsätzen für Brot und Kleingebäck
  2. Handbuch Sauerteig, Redaktion: Gottfried Spicher, M. Brandt, Biologie, Biochemie, Technologie, 6. Auflage, 2006, Behr’s Verlag, ISBN 3-89947-166-0
  3. Über das Brotteilen
  4. Korn und Brot auf www.sagen.at

Weblinks

Commons

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Wiktionary

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Bibliografische Angaben für „Brot

 

 

 

Adventskalender 3. Dezember 2007

Dezember 2, 2007

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Heinrich Heine

1824 – 1826

 

BERGIDYLLE

1

Auf dem Berge steht die Hütte,
Wo der alte Bergmann wohnt;
Dorten rauscht die grüne Tanne,
Und erglänzt der goldne Mond.

In der Hütte steht ein Lehnstuhl,
Ausgeschnitzelt wunderlich,
Der darauf sitzt, der ist glücklich,
Und der Glückliche bin Ich!

 

Auf dem Schemel sitzt die Kleine,
Stützt den Arm auf meinen Schoß;
Äuglein wie zwei blaue Sterne,
Mündlein wie die Purpurros.

 

Und die lieben, blauen Sterne
Schaun mich an so himmelgroß,
Und sie legt den Liljenfinger
Schalkhaft auf die Purpurros.

 

Nein, es sieht uns nicht die Mutter,
Denn sie spinnt mit großem Fleiß,
Und der Vater spielt die Zither,
Und er singt die alte Weis.

 

Und die Kleine flüstert leise,
Leise, mit gedämpftem Laut;
Manches wichtige Geheimnis
Hat sie mir schon anvertraut.

 

»Aber seit die Muhme tot ist,
Können wir ja nicht mehr gehn
Nach dem Schützenhof zu Goslar,
Dorten ist es gar zu schön.

 

Hier dagegen ist es einsam,
Auf der kalten Bergeshöh,
Und des Winters sind wir gänzlich
Wie begraben in dem Schnee.

 

Und ich bin ein banges Mädchen,
Und ich fürcht mich wie ein Kind
Vor den bösen Bergesgeistern,
Die des Nachts geschäftig sind.«

 

Plötzlich schweigt die liebe Kleine,
Wie vom eignen Wort erschreckt,
Und sie hat mit beiden Händchen
Ihre Äugelein bedeckt.

 

Lauter rauscht die Tanne draußen,
Und das Spinnrad schnurrt und brummt,
Und die Zither klingt dazwischen,
Und die alte Weise summt:

 

»Fürcht dich nicht, du liebes Kindchen,
Vor der bösen Geister Macht;
Tag und Nacht, du liebes Kindchen,
Halten Englein bei dir Wacht!«

 

2

Tannenbaum, mit grünen Fingern,
Pocht ans niedre Fensterlein,
Und der Mond, der stille Lauscher,
Wirft sein goldnes Licht herein.

Vater, Mutter schnarchen leise
In dem nahen Schlafgemach,
Doch wir beide, selig schwatzend,
Halten uns einander wach.

 

»Daß du gar zu oft gebetet,
Das zu glauben wird mir schwer,
Jenes Zucken deiner Lippen
Kommt wohl nicht vom Beten her.

 

Jenes böse, kalte Zucken,
Das erschreckt mich jedesmal,
Doch die dunkle Angst beschwichtigt
Deiner Augen frommer Strahl.

 

Auch bezweifl ich, daß du glaubest,
Was so rechter Glauben heißt –
Glaubst wohl nicht an Gott den Vater,
An den Sohn und heilgen Geist?«

 

Ach, mein Kindchen, schon als Knabe,
Als ich saß auf Mutters Schoß,
Glaubte ich an Gott den Vater,
Der da waltet gut und groß;

 

Der die schöne Erd erschaffen,
Und die schönen Menschen drauf,
Der den Sonnen, Monden, Sternen
Vorgezeichnet ihren Lauf.

 

Als ich größer wurde, Kindchen,
Noch viel mehr begriff ich schon,
Ich begriff, und ward vernünftig,
Und ich glaub auch an den Sohn;

 

An den lieben Sohn, der liebend
Uns die Liebe offenbart,
Und zum Lohne, wie gebräuchlich,
Von dem Volk gekreuzigt ward.

 

Jetzo, da ich ausgewachsen,
Viel gelesen, viel gereist,
Schwillt mein Herz, und ganz von Herzen
Glaub ich an den heilgen Geist.

 

Dieser tat die größten Wunder,
Und viel größre tut er noch;
Er zerbrach die Zwingherrnburgen,
Und zerbrach des Knechtes Joch.

 

Alte Todeswunden heilt er,
Und erneut das alte Recht:
Alle Menschen, gleichgeboren,
Sind ein adliges Geschlecht.

 

Er verscheucht die bösen Nebel
Und das dunkle Hirngespinst,
Das uns Lieb und Lust verleidet,
Tag und Nacht uns angegrinst.

 

Tausend Ritter, wohlgewappnet,
Hat der heilge Geist erwählt,
Seinen Willen zu erfüllen,
Und er hat sie mutbeseelt.

 

Ihre teuern Schwerter blitzen,
Ihre guten Banner wehn!
Ei, du möchtest wohl, mein Kindchen,
Solche stolze Ritter sehn?

 

Nun, so schau mich an, mein Kindchen,
Schau mich an, und küsse dreist;
Denn ich selber bin ein solcher
Ritter von dem heilgen Geist.

 

3

Still versteckt der Mond sich draußen
Hinterm grünen Tannenbaum,
Und im Zimmer unsre Lampe
Flackert matt und leuchtet kaum.

Aber meine blauen Sterne
Strahlen auf in hellerm Licht,
Und es glüht die Purpurrose,
Und das liebe Mädchen spricht:

 

»Kleines Völkchen, Wichtelmännchen,
Stehlen unser Brot und Speck,
Abends liegt es noch im Kasten,
Und des Morgens ist es weg.

 

Kleines Völkchen, unsre Sahne
Nascht es von der Milch, und läßt
Unbedeckt die Schüssel stehen,
Und die Katze säuft den Rest.

 

Und die Katz ist eine Hexe,
Denn sie schleicht, bei Nacht und Sturm,
Drüben nach dem Geisterberge,
Nach dem altverfallnen Turm.

 

Dort hat einst ein Schloß gestanden,
Voller Lust und Waffenglanz;
Blanke Ritter, Fraun und Knappen
Schwangen sich im Fackeltanz.

 

Da verwünschte Schloß und Leute
Eine böse Zauberin,
Nur die Trümmer blieben stehen,
Und die Eulen nisten drin.

 

Doch die selge Muhme sagte:
Wenn man spricht das rechte Wort,
Nächtlich zu der rechten Stunde,
Drüben an dem rechten Ort:

 

So verwandeln sich die Trümmer
Wieder in ein helles Schloß,
Und es tanzen wieder lustig
Ritter, Fraun und Knappentroß;

 

Und wer jenes Wort gesprochen,
Dem gehören Schloß und Leut,
Pauken und Trompeten huldgen
Seiner jungen Herrlichkeit.«

 

Also blühen Märchenbilder
Aus des Mundes Röselein,
Und die Augen gießen drüber
Ihren blauen Sternenschein.

 

Ihre goldnen Haare wickelt
Mir die Kleine um die Händ,
Gibt den Fingern hübsche Namen,
Lacht und küßt, und schweigt am End.

 

Und im stillen Zimmer alles
Blickt mich an so wohlvertraut;
Tisch und Schrank, mir ist als hätt ich
Sie schon früher mal geschaut.

 

Freundlich ernsthaft schwatzt die Wanduhr,
Und die Zither, hörbar kaum,
Fängt von selber an zu klingen,
Und ich sitze wie im Traum.

 

Jetzo ist die rechte Stunde,
Und es ist der rechte Ort;
Ja, ich glaube, von den Lippen
Gleitet mir das rechte Wort.

Siehst du, Kindchen, wie schon dämmert
Und erbebt die Mitternacht!
Bach und Tannen brausen lauter,
Und der alte Berg erwacht.

 

Zitherklang und Zwergenlieder
Tönen aus des Berges Spalt,
Und es sprießt, wie’n toller Frühling,
Draus hervor ein Blumenwald; –

 

Blumen, kühne Wunderblumen,
Blätter, breit und fabelhaft,
Duftig bunt und hastig regsam,
Wie gedrängt von Leidenschaft.

 

Rosen, wild wie rote Flammen,
Sprühn aus dem Gewühl hervor;
Liljen, wie kristallne Pfeiler,
Schießen himmelhoch empor.

Und die Sterne, groß wie Sonnen,
Schaun herab mit Sehnsuchtglut;
In der Liljen Riesenkelche
Strömet ihre Strahlenflut.

Doch wir selber, süßes Kindchen,
Sind verwandelt noch viel mehr;
Fackelglanz und Gold und Seide
Schimmern lustig um uns her.

Du, du wurdest zur Prinzessin,
Diese Hütte ward zum Schloß,
Und da jubeln und da tanzen
Ritter, Fraun und Knappentroß.

Aber ich, ich hab erworben
Dich und Alles, Schloß und Leut;
Pauken und Trompeten huldgen
Meiner jungen Herrlichkeit!

 

 

Tannenbaum

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Hans Christian Andersen

Unter dem Weidenbaum

Die Gegend ist kahl bei Kjöge; die Stadt liegt wohl am Meere, und das ist stets etwas Schönes, aber es könnte doch noch schöner dort sein, als es ist. Ringsum liegt flaches Feld und weit, weit ist es bis zum Walde. Wenn man aber an einem Orte erst richtig zu Hause ist, so findet man immer etwas Schönes, etwas, wonach man sich auch an den herrlichsten Orten der Welt sehnen kann! Und wir müssen auch anerkennen, daß es am Rande der Stadt Kjöge, wo ein paar kleine dürftige Gärten sich hinunter erstrecken bis an den Bach, der ins Meer fließt, zur Sommerszeit gar lieblich sein konnte. Das fanden besonders die zwei kleinen Nachbarkinder, Knut und Johanne, die hier spielten und unter den Stachelbeerbüschen hindurch zueinanderkrochen. In dem einen Garten stand ein Holunderbusch, in dem anderen ein alter Weidenbaum; unter diesem spielten die Kinder ganz besonders gern, und dazu hatten sie auch Erlaubnis, obwohl der Baum ganz dicht am Bache stand, wo sie leicht hätten ins Wasser fallen können. Aber der liebe Gott hat seine Augen über den Kleinen, sonst sähe es schlimm aus. Sie waren auch sehr vorsichtig, ja, der Knabe hatte solche Angst vor dem Wasser, daß er auch zur Sommerszeit nicht zu bewegen war, an den Strand hinunter zu kommen, wo doch die anderen Kinder so gern ins Wasser laufen und plantschen. Er hatte viel Spott darüber zu erdulden, und das mußte er sich gefallen fassen. Aber da träumte des Nachbars kleine Johanne, sie habe in einem Boot in der Bucht von Kjöge gesegelt und Knud sei gerade auf sie zugegangen; zuerst habe ihm das Wasser nur bis an den Hals gereicht, aber dann sei es ihm über dem Kopfe zusammengeschlagen. Und von dem Augenblick an, als Knud diesen Traum gehört hatte, duldete er es nicht länger, daß man ihn wasserscheu schalt, sondern wies auf Johannes Traum hin; der war sein Stolz, aber ins Wasser ging er nicht.

Die armen Eltern kamen häufig zusammen und Knud und Johanne spielten in den Gärten und auf der Landstraße, die an beiden Seiten von Gräben, an denen eine ganze Reihe von Weidenbäumen stand, eingefaßt war. Schön waren sie nicht, die Kronen waren ihnen abgehauen, aber sie standen ja auch nicht zum Staat da, sondern um Nutzen zu schaffen. Schöner war die alte Weide im Garten, und unter dieser saßen sie manch liebes Mal.

In Kjöge wird ein großer Jahrmarkt abgehalten, und zur Marktzeit stehen dort ganze Straßen von Zeltbuden mit seidenen Bändern, Stiefeln und allem möglichen. Es herrschte Gedränge und gewöhnlich auch Regenwetter, und dann machte sich der Dunst der Bauernröcke, aber auch der herrliche Geruch von Honigkuchen bemerkbar. Davon war eine ganze Bude voll da, und was das prächtigste war, der Mann, der sie verkaufte, logierte sich während der Marktzeit stets bei den Eltern des kleinen Knud ein, und dabei fiel natürlich auch ein kleiner Honigkuchen ab, wovon auch Johanne ihr Stückchen bekam. Aber fast noch schöner war es, daß der Honigkuchenhändler Geschichten erzählen konnte, und zwar fast von einer jeden Sache, sogar von seinen Honigkuchen; ja, von diesen erzählte er eines Abends eine Geschichte, die einen gar tiefen Eindruck auf die beiden Kinder machte, so daß sie sie seither niemals wieder vergaßen, und deshalb ist es wohl das beste, wenn wir sie auch hören, besonders, da sie nur kurz ist.

„Da lagen auf dem Tische zwei Honigkuchen,“ erzählte er, „der eine hatte die Gestalt eines Mannes mit einem Hut, der andere die einer Jungfrau ohne Hut, aber mit einem Streifchen Schaumgold auf dem Kopfe. Sie trugen das Gesicht auf der Seite, die nach oben lag, und von dort sollte man sie auch sehen und nicht von der Kehrseite aus, von wo man nie einen Menschen ansehen soll. Der Mann hatte eine bittere Mandel links, das war sein Herz, die Jungfrau dagegen war durch und durch aus Honigkuchen. Sie lagen als Proben auf dem Tische. Dort lagen sie lange, und so liebten sie sich; aber der eine sagte es nicht zum anderen, und das muß sein, wenn etwas daraus werden soll.

„Er ist ein Mann, er muß das erste Wort sprechen!“ dachte sie, aber sie wäre doch vergnügt gewesen, wenn sie nur gewußt hätte, ob ihre Liebe erwidert würde.

Er trug sich mit begierigeren Gedanken, das tun ja die Mannsleute immer; er träumte, er sei ein lebendiger Straßenjunge, der vier Schillinge besäße, damit kaufte er die Jungfrau und verschlänge sie.

Und sie lagen Tage und Wochen hindurch auf dem Tische; sie wurden trocken und der Jungfrau Gedanken wurden feiner und weiblicher: „Es ist mir genug, daß ich auf einem Tische mit ihm zusammen gelegen habe!“ dachte sie und brach mitten durch. „Hätte sie von meiner Liebe gewußt, dann hätte sie wohl länger gehalten“ dachte er. „Und das ist die Geschichte, und das sind die beiden“ sagte der Kuchenhändler. „Sie sind bemerkenswert durch ihren Lebenslauf und ihre stumme Liebe, die niemals zu etwas führt. Seht, da habt Ihr sie!“ und dann gab er Johanne den Mann, der noch ganz war, und Knud bekam die gebrochene Jungfrau; aber sie waren so benommen von der Geschichte, daß sie nicht daran denken konnten, das Liebespaar zu verspeisen.

Am nächsten Tage gingen sie mit ihnen auf den Kirchhof, wo die Kirchenmauern mit dem herrlichsten Efeu besponnen waren, der Winter und Sommer wie ein reicher Teppich darüber hing. Sie stellten die Honigkuchen ins Grüne hinauf in den Sonnenschein und erzählten einer Schar anderer Kinder von der stummen Liebe, die zu nichts gut ist, das heißt die Liebe, denn die Geschichte fanden sie alle gar hübsch, und als sie nun auf das Honigpaar schauten, ja, da hatte ein großer Junge – aus Bosheit hatte er es getan, die gebrochene Jungfrau verspeist. Die Kinder weinten darüber und nachher – es geschah sicherlich nur, damit der arme Mann nicht so einsam auf der Welt bleiben sollte – verspeisten sie ihn auch, aber nie vergaßen sie die Geschichte. Immer waren die Kinder zusammen unter dem Holunderbusch oder unter dem Weidenbaum, und das kleine Mädchen sang mit silberglockenheller Stimme die lieblichsten Lieder. Knud war für die Musik verloren, aber er konnte die Worte, die zu den Liedern gehörten, und das ist immerhin etwas. – Die Leute in Kjöge, selbst die Eisenkrämerin, standen stille und hörten Johanne zu. „Sie hat doch ein süßes Stimmchen, die Kleine“ sagte sie.

Das waren schöne Tage, aber sie währten nicht ewig. Die Nachbarn mußten von einander scheiden. Des kleinen Mädchens Mutter war gestorben, der Vater wollte sich in Kopenhagen wieder verheiraten. Er konnte dort einen guten Broterwerb bekommen; er sollte als Bote angestellt werden und das war ein sehr einträgliches Amt. Die Nachbarn schieden unter Tränen, und besonders die Kinder weinten bitterlich; aber die Alten versprachen, einander zu schreiben, und zwar mindestens einmal im Jahre. Knud kam in die Schuhmacherlehre, die Eltern konnten ihn nicht länger gehen und die Zeit vergeuden lassen. Und so wurde er nun eingesegnet.

O, wie gern wäre er an diesem Festtage nach Kopenhagen gekommen, um die kleine Johanne wiederzusehen; doch er kam nicht hin und war auch nie dort gewesen, obgleich es nur fünf Meilen von Kjöge entfernt liegt; aber die Türme hatte Knud bei klarem Wetter über die Bucht ragen sehen, und am Einsegungstage sah er deutlich das goldene Kreuz auf der Frauenkirche leuchten.

Ach, wie oft dachte er an Johanne. Ob sie sich seiner erinnerte? Ja, aber freilich! – Zur Weihnachtszeit kam ein Brief von ihrem Vater an Knuds Eltern, darin stand, daß es ihnen in Kopenhagen recht gut ginge, und daß Johanne ein wahres Glück in ihrer Stimme zuteil geworden wäre. Sie sei beim Theater angestellt worden, dort, wo man singt; ein wenig Geld bekäme sie auch schon dafür, und von diesem sende sie den lieben Nachbarsleuten einen ganzen Reichstaler, um sich einen vergnügten Weihnachtsabend davon zu machen; sie sollten auf ihr Wohl trinken, das hatte sie mit eigener Hand in einer Nachschrift hinzugefügt und darin stand auch: „Freundlichen Gruß an Knud!“

Da weinten sie alle zusammen, trotzdem das Ganze ja nur erfreulich war, aber sie weinten ja auch vor Freude. Jeden Tag war Johanne in seinen Gedanken gewesen und nun sah er, daß sie auch an ihn dachte, und je mehr die Zeit herannahte, wo er Geselle werden sollte, desto klarer stand es vor seiner Seele, daß er Johanne lieb habe und daß sie seine kleine Frau werden solle. Dann spielte wohl ein Lächeln um seinen Mund und er zog den Draht hurtiger, während das Bein den Spannriemen anspannte. Er stach sich den Pfriem mitten durch den einen Finger, aber das tat nichts. Er würde gewiß nicht stumm sein wie die beiden Honigkuchen, diese Geschichte war ihm eine Lehre gewesen.

Dann wurde er Geselle und schnürte sein Ränzel. Endlich sollte er zum ersten Mal in seinem Leben nach Kopenhagen, dort hatte er schon einen Meister. Und wie froh und überrascht Johanne sein würde. Sie war jetzt siebzehn Jahre und er war neunzehn.

Er wollte schon in Kjöge einen Goldreif für sie kaufen, aber er bedachte, daß man wohl in Kopenhagen weit schönere bekommen würde Dann wurde Abschied von den beiden Alten genommen und hurtig wanderte er von dannen durch Herbst und Wind und Wetter. Die Blätter fielen von den Bäumen, und bis auf die Haut durchnäßt kam er in das große Kopenhagen und zu seinem neuen Meister.

Am ersten Sonntag wollte er Johannes Vater einen Besuch machen. Die neuen Gesellenkleider zog er an, dazu den neuen Hut noch aus Kjöge, der ihn so gut kleidete, denn vorher war er immer mit einer Mütze gegangen. – Er fand das Haus, das er suchte und stieg die vielen Treppen hinauf; es war um schwindelig zu werden, wie die Menschen hier in dieser großen Stadt, in der man sich so leicht verirren konnte, übereinandergepfercht waren.

Die Stube machte einen recht wohlhabenden Eindruck, und freundlich empfing ihn Johannes Vater. Der zweiten Frau war er ja ein Fremder, aber sie reichte ihm die Hand und lud ihn zum Kaffee.

„Johanne wird sich freuen, Dich zu sehen“ sagte der Vater, „Du bist ja ein prächtiger Junge geworden! – Ja, nun sollst Du sie gleich zu sehen bekommen! Sie ist ein Mädchen, an dem ich meine Freude habe und mit Gottes Beistand werde ich auch noch mehr an ihr erleben! Sie hat ihr eigenes Zimmer, dafür bezahlt sie uns Miete.“ Dann klopfte der Vater selbst höflich an ihre Tür, als sei er ein Fremder, und dann traten sie ein. Nein, wie reizend sah es hier aus. Solch ein Zimmer war gewiß in ganz Kjöge nicht zu finden, die Königin konnte es nicht hübscher haben. Da waren Teppiche, da waren Gardinen, die bis zur Erde hinab reichten, sogar ein wirklicher Samtsessel stand da und ringsum Blumen und Gemälde, und ein Spiegel, in den man versucht war, hineinzulaufen, denn er war so groß wie eine Tür. Knud sah alles mit einem Blick und sah doch nur Johanne, die nun als erwachsenes Mädchen vor ihm stand; ganz anders war sie, als Knud sie sich gedacht hatte, aber viel schöner. Es gab kein Mädchen in Kjöge, das ihr gleich gekommen wäre; wie war sie zart und fein. Aber wie sonderbar fremd blickte sie Knud an, doch nur einen Augenblick lang, dann flog sie ihm entgegen, ganz als ob sie ihn küssen wollte; sie tat es zwar nicht, aber viel hatte nicht daran gefehlt. Ja, sie war herzensfroh, ihren Jugendfreund wiederzusehen. Die Tränen standen ihr in den Augen, und dann hatte sie soviel zu fragen und zu erzählen, von Knuds Eltern bis zum Holunderstrauch und Weidenbaum, den sie Fliedermütterchen und Weidenväterchen nannte, ganz als ob sie auch Menschen wären, und dafür konnten sie ja ebensogut gelten, wie es früher die Honigkuchen gegolten hatten. Von ihnen sprach sie auch, von ihrer stummen Liebe, wie sie auf dem Tische lagen und dann den Weg alles Irdischen gegangen waren, und dabei lachte sie so herzlich. – Aber das Blut brannte Knud in den Wangen und sein Herz schlug schneller als sonst! – Nein, sie war gar nicht hochmütig geworden. – Und um ihretwillen, das merkte er wohl, baten ihn auch ihre Eltern, den Abend über dazubleiben, und sie schenkte den Tee ein und bot ihm selbst eine Tasse an; später nahm sie ein Buch und las laut daraus vor, und es war Knud, als handele das, was sie vorlas, gerade von seiner eigenen Liebe, so sehr stimmte es mit allen seinen Gedanken überein. Und dann sang sie ein einfaches Lied, aber in ihrem Munde wurde es zu einer ganzen Geschichte, es war, als ströme ihr eigenes Herz darin über. Ja, gewiß hatte sie Knud auch lieb. Die Tränen liefen ihm über die Wangen herab, er konnte ihnen nicht gebieten und konnte auch kein einziges Wort sprechen. Es schien ihm selbst, daß er sich recht dumm benehme, und doch drückte sie seine Hand und sagte: „Du hast ein gutes Herz, Knud! Bleib immer wie Du bist“

Es war ein unaussprechlich schöner Abend, er war gar nicht dazu angetan, um danach zu schlafen, und Knud schlief auch nicht. Beim Abschied hatte Johannes Vater gesagt: „Nun vergißt Du uns wohl auch nicht ganz! Laß uns sehen, daß Du nicht den ganzen Winter vergehen läßt, bevor Du wieder einmal nach uns siehst!“

Und so konnte er wohl gut am Sonntag wiederkommen! Das wollte er bestimmt. Aber jeden Abend nach der Arbeit, und sie arbeiteten bei Licht, ging Knud in die Stadt. Er ging durch die Straße, wo Johanne wohnte, und sah zu ihrem Fenster hinauf. Dort war fast immer Licht, und eines Abends sah er ganz deutlich den Schatten ihres Gesichts auf der Gardine; das war ein schöner Abend! Die Meisterin sah es nicht gern, daß er des Abends immer umherstrich, wie sie es nannte, und sie schüttelte den Kopf darüber, aber der Meister lachte: „Es ist ein junger Mensch!“ sagte er.

„Am Sonntag sehen wir uns, und dann sage ich ihr, wie alle meine Gedanken von ihr erfüllt sind, und daß sie meine kleine Frau werden soll! Ich bin ja nur ein armer Schuhmachergesell, aber ich kann Meister werden, und ich werde arbeiten und streben. Ja, ich sage es ihr, bei der stummen Liebe kommt nichts heraus, das habe ich von den Honigkuchen gelernt!“

Und der Sonntag kam und Knud kam, aber wie unglücklich traf es sich. Sie waren alle eingeladen und mußten es ihm sagen. Johanne drückte ihm die Hand und fragte: „Warst Du schon in der Oper? Da mußt Du einmal hingehen! Ich singe am Mittwoch, und wenn Du dann Zeit hast, werde ich Dir ein Billet schicken, mein Vater weiß, wo Dein Meister wohnt.“

Wie lieb das von ihr war. Am Mittwoch Mittag kam auch richtig ein versiegeltes Kuvert ohne eine Zeile, aber das Billet lag darin, und am Abend ging Knud zum ersten Male in seinem Leben ins Theater und was sah er dort? Ja, er sah Johanne, und schön und lieblich wie nie erschien sie ihm. Sie verheiratete sich zwar mit einer fremden Person, doch das war Theater, das wußte Knud, denn sonst hätte sie sicher nicht das Herz gehabt, ihm ein Billet zu schicken, daß er zusehen müsse. Und alle Leute klatschten und riefen laut Beifall und Knud rief Hurra.

Selbst der König lächelte Johanne zu, als freue er sich auch über sie. Ach Gott, wie fühlte sich Knud klein, aber er liebte sie so innig und sie hatte ihn ja auch lieb; die Mannsleute müssen das erste Wort sagen, so hatte die Honigkuchenjungfer gesagt. In der Geschichte lag wirklich ein tiefer Sinn.

Als der Sonntag herangekommen war, ging Knud wieder hin; seine Gedanken waren so feierlich wie beim Abendmahl. Johanne war allein und empfing ihn, es konnte sich nicht glücklicher treffen.

„Es ist gut, daß Du kommst!“ sagte sie. „Fast hätte ich Vater zu Dir geschickt, aber ich hatte so eine Ahnung, daß Du heute abend herkommen würdest; denn ich muß Dir sagen, daß ich am Freitag nach Frankreich reise, das ist nötig, damit etwas Tüchtiges aus mir wird.“

Knud war es, als drehe sich die ganze Stube um ihn, als solle sein Herz brechen; aber es kamen keine Tränen in seine Augen, so deutlich es auch sichtbar war, wie betrübt er wurde. Johanne sah es und war nahe daran zu weinen. „Du ehrliche, treue Seele“ sagte sie – und nun löste sich Knuds Zunge, und er sagte ihr, wie innig er sie liebe und daß sie seine kleine Frau werden müsse. Aber während er es sagte, sah er, daß Johanne totenbleich wurde, sie ließ seine Hand los und sagte ernst und betrübt: „Mache nicht Dich selbst und mich unglücklich, Knud. Ich bleibe Dir immer eine gute Schwester, auf die Du Dich verlassen kannst – aber auch nicht mehr.“ Und sie strich mit ihrer weichen Hand über seine heiße Stirn. „Gott gibt uns Kraft zu vielem, wenn man nur selbst will.“

In diesem Augenblick trat ihre Stiefmutter herein.

„Knud ist ganz außer sich, weil ich reise“ sagte sie; „sei doch ein Mann“ und dann klopfte sie ihn auf die Schulter. Es sah aus, als hätten sie nur von der Reise und von nichts anderem gesprochen. „Kind“ sagte sie, „nun mußt Du gut und vernünftig sein wie unter dem Weidenbaum, da wir beide als Kinder darunter spielten!“

Für Knud war es, als sei die Welt aus ihren Fugen gegangen. Seine Gedanken hingen wie ein loser Faden, willenlos dem Winde preisgegeben. Er blieb, er wußte nicht, ob sie ihn darum gebeten hatten, aber sie waren freundlich und gut zu ihm. Johanne schenkte ihm Tee ein und sang; es war nicht der alte Klang, aber doch so unsagbar schön; daß ihm das Herz in Stücke brechen wollte, und dann schieden sie. Knud reichte ihr nicht die Hand, aber sie nahm die seine und sagte: „Du gibst doch Deiner Schwester die Hand zum Abschied, mein alter Spielbruder.“ Sie lächelte unter Tränen, und während sie ihr über die Wangen herabliefen, wiederholte sie: „Bruder.“ Ja, das konnte groß helfen! – So war ihr Abschied.

Sie segelte nach Frankreich und Knud lief durch die schmutzigen Kopenhagener Gassen. – Die anderen Gesellen aus der Werkstatt fragten ihn, was er so umherliefe und grübele; er solle mit ihnen zum Vergnügen gehen, er sei ja ein junges Blut.

Und sie gingen zusammen auf einen Tanzboden. Dort gab es viele hübsche Mädchen, aber freilich keine wie Johanne, und dort, wo er geglaubt hatte, sie vergessen zu können, gerade dort stand sie am lebendigsten vor seiner Seele. „Gott gibt Kraft zu vielem, wenn man nur selbst will!“ hatte sie gesagt; und es kam eine Andacht über ihn, daß er seine Hände falten mußte – und die Violinen spielten und die Mädchen tanzten um ihn her. Er erschrak, es schien ihm, dies sei hier kein Ort, wohin er Johanne führen konnte, und sie war ja stets in seinem Herzen. So ging er wieder hinaus und lief durch die Straßen. Er kam an dem Hause vorbei, wo sie gewohnt hatte. Es war dunkel dort, überall war es dunkel, leer und einsam; die Welt ging ihren Gang und Knud den seinen.

Es wurde Winter und die Gewässer froren zu, es war gerade, als ob alles sich zur Grabesruh einrichtete.

Als aber das Frühjahr kam und das erste Dampfschiff ging, erfaßte ihn eine Sehnsucht fortzukommen, weit in die Welt hinaus, nur nicht zu nahe an Frankreich heran.

So schnürte er sein Ränzel und wanderte weit nach Deutschland hinein, von Stadt zu Stadt, ohne Rast und Ruh. Erst als er in die alte prächtige Stadt Nürnberg kam, war es, als ob ihm wieder einiges Sitzfleisch wüchse, und er vermochte zu bleiben.

Das ist eine wunderliche alte Stadt, wie aus einem alten Bilderbuche ausgeschnitten. Die Straßen lagen, ganz wie sie selbst es zu wollen schienen, die Häuser mochten nicht in einer Reihe stehen, Erker mit Türmchen, Schnörkel und Steinbilder sprangen bis weit über den Bürgersteig hervor, und hoch oben an den wunderlich schiefen Dächern liefen mitten über die Straßen Dachrinnen, die wie Drachen oder Hunde mit langen Leibern geformt waren.

Hier stand Knud auf dem Markte mit dem Ränzel auf dem Rücken; er stand an einem alten Springbrunnen, wo die herrlichen Erzfiguren, biblische und historische, zwischen den aufsteigenden Wasserstrahlen stehen Ein hübsches Dienstmädchen holte gerade Wasser, sie gab Knud einen frischen Trunk, und da sie eine ganze Hand voller Rosen hatte, gab sie Knud auch eine von diesen, und das schien ihm ein gutes Vorzeichen zu sein.

Aus der Kirche nahe dabei brauste Orgelklang bis zu ihm hinaus, das klang ihm so heimatlich wie die Klänge der Kirche in Kjöge, und er trat in den großen Dom ein. Die Sonne schien durch die gemalten Fenster hinein zwischen die hohen, schlanken Pfeiler; seine Gedanken wurden von Andacht ergriffen und Stille zog in seine Seele ein.

Und er suchte und fand einen guten Meister in Nürnberg, und bei ihm blieb er und lernte die Sprache.

Die alten Gräben um die Stadt sind in kleine Gärtchen verwandelt, aber die hohen Mauern stehen noch mit ihren schweren Türmen da. Der Seiler schnürt seine Stricke auf der hölzernen Galerie, die an den Mauern hinläuft, und hier wuchsen aus Spalten und Löchern Holundersträuche, die ihre Zweige über die kleinen, niedrigen Häuser unter ihnen hängen, und in einem von diesen wohnte der Meister, bei dem Knud arbeitete. Über das kleine Dachfenster hin, wo er schlief, breitete ein Holunderbusch seine Zweige.

Hier wohnte er einen Sommer und einen Winter. Als aber das Frühjahr kam, war es nicht mehr auszuhalten. Der Holunder stand in Blüte und duftete so heimatlich, daß ihm war, als sei er im Garten vor. Kjöge, und so sagte Knud seinem Meister Lebewohl und zog zu einem anderen, der weiter innen in der Stadt wohnte, wo keine Holundersträuche standen.

Seine neue Werkstatt lag nahe bei einer von den alten steinernen Brücken und gerade gegenüber einer stets brausenden, niedrigen Wassermühle. Dahinter strömte ein reißender Fluß, der gleichsam von den Häusern eingeklemmt wurde, die alle mit alten, baufälligen Altanen behängt waren; es sah aus, als wollten sie diese ins Wasser hinabschütteln. – Hier wuchs kein Holunder, hier stand nicht einmal ein Blumentopf mit ein wenig Grün, aber gerade gegenüber stand ein großer alter Weidenbaum, der sich gleichsam an dem Hause dort festklammerte, um nicht vom Strome mit fortgerissen zu werden. Er streckte seine Zweige über den Fluß hin, ganz wie der Weidenbaum im Garten am Bache von Kjöge.

Ja, da war er freilich nur vom Fliedermütterchen zum Weidenväterchen gekommen. Der Baum hier, ganz besonders an Mondscheinabenden, hatte etwas, wobei er sich fühlte: „so dänisch im Herzen beim Mondenschein.“

Aber es war nicht der Mondschein, der es machte, nein, es war der alte Weidenbaum.

Wieder konnte er es nicht aushalten, und warum nicht? Frag die Weide, frag den blühenden Holunder. Und so sagte er dem Meister und Nürnberg Lebewohl und zog weiter.

Zu niemandem sprach er von Johanne. Tief innen verbarg er seinen Kummer, und eine besondere Bedeutung legte er der Geschichte von den Honigkuchen bei. Nun verstand er, warum der Mann an der linken Seite eine bittere Mandel an Stelle des Herzens hatte; er hatte selbst einen bitteren Geschmack davon und Johanne, die stets so freundlich und lächelnd war, sie war nur reiner Honigkuchen. Es war, als schnüre ihn der Riemen seines Ränzels, so schwer wurde ihm das Atemholen. Er lockerte ihn, aber es wollte nichts helfen. Die Welt um ihn war nur zur Hälfte da, die andere Hälfte trug er in sich, das war es.

Erst als er die hohen Berge sah, erschien ihm die Welt wieder größer, seine Gedanken wandten sich wieder seiner Umgebung zu und Tränen stiegen in seine Augen. Die Alpen erschienen ihm wie die zusammengelegten Flügel der Erde. Wie, wenn sie sich emporhöbe und die großen Federn ausbreitete mit den bunten Bildern von schwarzen Wäldern, brausenden Wassern, Wolken und Schneemassen! Am Jüngsten Tage entfaltet die Erde ihre großen Schwingen, fliegt zu Gott empor und platzt wie eine Blase vor seinen klaren Strahlen. „O, wäre doch erst der Tag da!“ seufzte er.

Still wanderte er durch das Land, das ihm wie ein großer grüner Fruchtgarten erschien; von den Holzaltanen der Häuser nickten ihm die klöppelnden Mädchen zu, die Gipfel der Berge glühten in der roten Abendsonne, und als er die grünen Seen zwischen den dunklen Bäumen schimmern sah, – da mußte er wieder an den Strand bei der Bucht von Kjöge denken, und es war Wehmut, aber kein Schmerz mehr in seiner Brust.

Dort, wo der Rhein wie in einer großen Woge sich vorwärts wälzt, hinabstürzt, zerschellt und sich zu schneeweißen klaren Wolkenmassen verwandelt – ein Regenbogen flattert wie ein loses Band darüber hin – , dachte er an die Wassermühle von Kjöge, wo auch das Wasser brausend zerschellt war.

Gern wäre er in der stillen Stadt am Rhein geblieben, aber auch hier war so viel Holunder und so viele Weidenbäume – so zog er weiter, über die hohen, mächtigen Berge, durch Felssprengungen, und Wege entlang, die wie Schwalbennester an den Steinwänden klebten. Das Wasser brauste in der Tiefe, die Wolken jagen unter ihm; über blanke Disteln, Alpenrosen und Schnee wanderte er in der warmen Sommersonne dahin – und dann sagte er den Ländern des Nordens Lebewohl und kam hinab unter Kastanienbäume, wischen Weingärten und Maisfelder. Die Berge waren wie eine Mauer zwischen ihm und allen Erinnerungen aufgerichtet, und so sollte es sein.

Vor ihm lag eine große, prächtige Stadt, die sie Milano nannten, und hier fand er einen deutschen Meister, der ihm Arbeit gab. Es war ein altes, ehrliches Ehepaar, zu dem er in die Werkstatt gekommen war, und sie gewannen den stillen Gesellen, der wenig sprach, aber desto mehr arbeitete und fromm und christlich war, lieb. Es war ihm nun, als habe Gott die schwere Last von seinem Herzen genommen.

Seine größte Freude war, bisweilen die große Marmorkirche hinaufzusteigen, die ihn aus dem heimatlichen Schnee geschaffen schien, und mit ihren Bildern, spitzen Türmen und blumengeschmückten offenen Hallen einen gar schönen Anblick bot. Aus jeder Ecke, von jeder Spitze und jedem Bogen lächelten die weißen steinernen Bilder ihm zu.

Oben hatte er den blauen Himmel über sich, unter sich die Stadt und die weite grüne Ebene der Lombardei, und nach Norden zu die hohen Berge mit ihrem ewigen Schnee – und dann dachte er wieder an die Kirche von Kjöge mit den Efeuranken um die roten Mauern, aber er sehnte sich nicht mehr zurück, hier hinter den Bergen wollte er begraben sein.

Ein Jahr lang hatte er hier gelebt; es war nun drei Jahre her, seit er aus der Heimat gezogen war, da führte ihn sein Meister einmal in die Stadt, nicht in den Zirkus, um die Kunstreiter zu sehen, nein, in die große Oper, und das war auch ein Saal, der wert war, gesehen zu werden. Sieben Etagen hoch hingen dort Seidenvorhänge, und vom Boden bis zur Decke hinauf, schwindelnd hoch, saßen die feinsten Damen mit Blumen in den Händen, als wollten sie zum Ball gehen. Auch die Herren waren in vollem Staat und viel Gold und Silber glänzte. Es war so hell wie im liebtesten Sonnenschein und dann brauste die Musik so stark und so herrlich empor, es war noch weit prachtvoller als in der Kopenhagener Oper, aber dort war doch Johanne und hier – da, es war wie ein Zauber, die Gardine wurde zur Seite gezogen – auch hier stand Johanne, in Gold und Silber gekleidet und mit einer goldenen Krone auf dem Haupte. Sie sang, wie nur ein Engel Gottes singen kann. Sie trat vor, so weit sie es konnte und lächelte, wie nur Johanne es vermochte; sie blickte gerade Knud an.

Der arme Knud griff nach seines Meisters Hand und rief laut: „Johanne.“ Aber es war nicht zu hören, die Musikanten spielten so laut, und der Meister nickte ihm zu: „Ja, gewiß heißt sie Johanne“ und dann nahm er ein gedrucktes Blatt und zeigte ihm, wo ihr Name stand, ihr ganzer Name.

Nein, es war kein Traum. Und alle Menschen jubelten und warfen ihr Blumen und Kränze zu und jedes Mal, wenn sie ging, wurde sie wieder hervorgerufen; sie ging und kam wieder.

Auf den Straßen draußen scharten sich die Leute um ihren Wagen und zogen ihn, und Knud war der allervorderste und der allerglücklichste. Und als sie an ihr prächtiges, hellerleuchtetes Haus kamen, stand Knud gerade vor der Wagentür. Sie wurde geöffnet und sie stieg heraus, das Licht fiel hell auf ihr anmutiges Gesicht und sie lächelte und dankte so freundlich; sie konnte ihre Rührung kaum verbergen. Und Knud blickte ihr gerade ins Antlitz und sie blickte Knud gerade ins Antlitz, aber sie erkannte ihn nicht. Ein Herr mit einem Stern auf der Brust reichte ihr den Arm – sie wären verlobt, sagte man.

Da ging Knud nachhause und schnürte sein Ränzel, er wollte, er mußte heim zum Holunder und der Weide – ach, unter den Weidenbaum. In einer Stunde kann man ein ganzes Menschenleben durchleben!

Sie baten ihn, zu bleiben; kein Wort konnte ihn zurückhalten. Sie sagten ihm, es sei Winterszeit und in den Bergen fiele schon Schnee; aber in der Spur der langsam fahrenden Wagen, vor denen ja Weg gebahnt werden müsse, könne er mit seinem Ränzel auf dem Rücken und auf seinem Stab gestützt gehen.

Und er ging auf die Berge zu, stieg rastlos hinauf und hinab; ganz entkräftet, konnte er noch immer weder Stadt noch Haus erblicken. Er war schon weit gegen Norden. Über ihm erglänzten die Sterne, seine Füße wankten, der Kopf schwindelte ihm. Tief unten im Tale erglänzten jetzt auch Sterne; es war, als erstreckte sich der Himmel auch unter ihm. Er fühlte sich krank. Die Sterne dort unten wurden mehr und mehr, und sie leuchteten immer heller und bewegten sich hin und her. Es war eine kleine Stadt, aus der die Lichter herauf blinkten, und als er es begriff, nahm er seine letzten Kräfte zusammen und erreichte eine geringe Herberge.

Einen ganzen Tag lang blieb er hier, denn seine Glieder verlangten nach Ruhe und Pflege. Es war Tau und Regenwetter im Tale. Aber am Morgen kam ein Drehorgelmann vorbei, und als er auch eine Melodie aus der dänischen Heimat spielte, konnte Knud es nicht länger aushalten, er wanderte tagelang, viele Tage lang, mit einer Hast vorwärts, als gelte es heimzukommen, ehe sie alle dort starben. Aber zu niemandem sprach er von seiner Sehnsucht, niemand konnte annehmen, daß er ein Herzeleid trug, das tiefste, das man tragen kann. Es versteckt sich vor der Welt, es läßt keine Freude zu, es versteckt sich selbst vor den Freuden, aber er hatte auch keine Freunde. Fremd wanderte er durch das fremde Land heimwärts nach Norden. In dem einzigen Brief von zu Hause, den die Eltern vor Jahr und Tag geschrieben hatten, stand: „Du bist kein rechter Däne wie wir anderen hier daheim. Wir sind fürs Vaterland, Du aber findest nur an der Fremde Gefallen.“ Eltern konnten so etwas schreiben – nein sie wußten nicht, was ihn bewegte.

Es war Abend, er ging auf der offenen Landstraße und es begann zu frieren; das Land selbst wurde flacher und flacher, Felder und Wiesen wechselten einander ab; da stand am Wege ein großer Weidenbaum: alles sah schon heimatlich, fast dänisch aus. Er setzte sich unter den Weidenbaum; er fühlte sich so müde, sein Haupt sank auf die Brust und seine Augen schlossen sich zum Schlafe, aber er fühlte und vernahm deutlich, wie die Weide ihre Zweige zu ihm herabsenkte. Der Baum erschien wie ein mächtiger alter Mann. Es war Weidenväterchen selbst, der ihn in seine Arme nahm und den müden Sohn heim ins dänische Land trug, an den weißen offenen Strand, nach der Stadt Kjöge in den Garten seiner Kindheit. Ja, es war der Weidenbaum aus Kjöge selbst, der in die Welt hinausgegangen war, um ihn zu suchen und zu finden, und nun hatte er ihn gefunden und heimgebracht in den kleinen Garten am Bach, und hier stand Johanne in all ihrer Pracht mit der goldenen Krone auf dem Haupte, die er zuletzt an ihr gesehen hatte und rief: „Willkommen.“

Und dicht vor ihnen standen zwei wunderliche Gestalten, aber sie waren viel menschlicher geworden seit damals, sie hatten sich auch verändert. Es waren die beiden Honigkuchen, das Mannsbild und das Frauenzimmer; sie zeigten sich von der richtigen Seite und sahen gut aus.

„Schönen Dank“ sagten sie beide zu Knud; „Du hast unsere Zungen gelöst. Du hast uns gelehrt, frisch und frei seine Gedanken auszusprechen, sonst kommt nichts dabei heraus. – Wir sind verlobt!“

Darauf gingen sie Hand in Hand durch die Straßen von Kjöge und sahen auch von der Kehrseite sehr anständig aus, es war nichts gegen sie zu sagen. Und sie gingen geradewegs zur Kirche von Kjöge hinein, und Knud und Johanne folgten ihnen. Sie gingen auch Hand in Hand. Die Kirche stand wie immer mit ihren roten Mauern und dem Efeugrün, und die große Kirchentür öffnete sich nach beiden Seiten, die Orgel erbrauste und das Mannsbild und das Frauenzimmer gingen beide im Kirchengange voran: „Die gnädigen Herrschaften zuerst!“ sagten sie, und dann traten sie zur Seite vor Knud und Johanne, und sie knieten am Altar nieder. Sie beugte ihr Haupt über sein Antlitz, und es rollten eiskalte Tränen aus ihren Augen; das war das Eis um ihr Herz, das durch seine starke Liebe geschmolzen wurde, und sie fielen auf seine brennenden Wangen, und – dabei erwachte er und saß unter dem alten Weidenbaum im fremden Lande an dem kalten Winterabend; aus den Wolken fiel eisiger Hagel und peitschte in sein Gesicht.

„Das war die glücklichste Stunde meines Lebens“ sagte er, „und sie war ein Traum. – Gott, lasse mich noch einmal so träumen!“ Und er schloß seine Augen, er schlief, er träumte.

Am Morgen fiel Schnee, er fegte über seine Füße hin, aber er schlief. Die Landleute gingen zur Kirche; da saß ein Handwerksbursche, er war tot, erfroren – unter dem Weidenbaum.

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Lebkuchen

Inhaltsverzeichnis


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Zutaten ]

 

Dänische Lebkuchenherzen

 

Dänische Lebkuchenherzen

Neben Honig als Süßungsmittel und den orientalischen Gewürzen (vor allem Zimt, Nelken, Anis, weniger Kardamom, Koriander, Ingwer, Muskat) zeichnet sich der Leb- bzw. Pfefferkuchen vor allem dadurch aus, dass er ohne Hefe gebacken wird. Als Triebmittel wird stattdessen Hirschhornsalz oder Pottasche (oder auch beides) verwendet – was dem rohen, noch ungebackenen Teig einen bitteren Geschmack gibt. Oft wird der Lebkuchen unter anderem mit Mandeln, Nüssen, Orangeat, Zitronat und vor allem mit Schokolade verfeinert. Heute gibt es die wichtigsten Gewürze bereits fertig gemischt als Lebkuchengewürz.

Namen [Bearbeiten]

Wie bei vielen Küchenbegriffen gibt es auch beim „Lebkuchen“ im Deutschen verschiedene regionale Bezeichnungen. Im Süden, Westen und Norden Deutschlands dominiert der Begriff „Lebkuchen“. In süd- und westdeutschen Regionen finden sich aber auch die Bezeichnungen „Labekuchen“, „Leckkuchen“ oder „Lebenskuchen“. In Teilen Bayerns wird das Magenbrot als Synonym für den „Lebkuchen“ verwandt, wenngleich dieser Begriff jedoch im Allgemeinen eine andere Art von Gebäck bezeichnet. Im östlichen Deutschland ist dagegen die Bezeichnung „Pfefferkuchen“ vorherrschend. Über die genaue Herkunft und Bedeutung des Wortes „Lebkuchen“ ist sich die Forschung nicht einig. So habe der Begriff Lebkuchen einer Lesart zufolge nichts dem Wort Leben zu tun, da das Wort vermutlich von lat. libum Fladen, Opferkuchen abstamme. Nach einer anderen etymologischen Deutung stammt der Ursprung des Wortes vom Germanischen Wort Laib ab, was Brotlaib bedeutet. Der Name „Pfefferkuchen“ geht auf das Mittelalter zurück, als die exotischen Gewürze, die ja wesentlicher Bestandteil des Gebäcks sind, ganz allgemein als „Pfeffer“ bezeichnet wurden. Auch die englischen und französischen Variationen „gingerbread“ bzw. „pain d’épices“ (Ingwer- bzw. Gewürzbrot) weist auf die große Bedeutung der orientalischen Zutaten hin. Die Bezeichnung „Honigkuchen“ bezeichnet einen weiteren charakteristischen Bestandteil des Gebäcks.

Geschichte

Erste schriftliche Zeugnisse von kleinen gewürzten Honigkuchen gibt es um 350 v. Chr., doch bereits die alten Ägypter haben honiggesüßte Kuchen gekannt, wie man aus Grabbeigaben weiß. Die Römer kannten den „panus mellitus“, Honig wurde auf einen Kuchen gestrichen, dann erst mit dem Honig mitgebacken.
Anders als heute wurde der Lebkuchen nicht nur zur Weihnachtszeit verzehrt, sondern auch zu Ostern oder anderen Zeiten. Die Lebkuchen waren ein Bestandteil der Fastenküche und wurden z.B. zu starkem Bier serviert.

Der Lebkuchen in der heute noch bekannten Form wurde ursprünglich im belgischen Dinant erfunden, dann von den Aachenern übernommen und abgewandelt (siehe Aachener Printen) und schließlich von den fränkischen Klöstern übernommen und nochmals leicht abgewandelt. Die Nonnen stellten das Gebäck als Nachtisch her. Als Pfefferkuchen wird er bereits 1296 in Ulm erwähnt, und im 14. Jahrhundert ist der Lebkuchen in und um Nürnberg bekannt, wo er in Männerklöstern gebacken wurde. Die Bezeichnung Pfefferkuchen geht auf die damals übliche Bezeichnung aller fremdländischen Gewürze als Pfeffer zurück.

Da für die Herstellung seltene Gewürze aus fernen Ländern benötigt wurden, haben vor allem Städte an bedeutenden Handelsknotenpunkten eine lange Lebkuchen-Tradition. Außer Nürnberg gehörten dazu Ulm, Köln und Basel. In München wird bereits 1370 im Steuerverzeichnis ein „Lebzelter“ genannt, also ein Lebkuchenbäcker. Während in München das Gebäck mit Formen ausgestochen und mit buntem Zucker verziert wurde, dekorierte man die Nürnberger Kuchen mit Mandeln oder Zitronat. Sehr bekannt waren früher auch die Thorner Lebkuchen, die den Beinamen „Kathrinchen“ trugen nach dem Kloster der hl. Katharina.

Heute

 

Lebkuchenhaus

 

Lebkuchenhaus

 

Lebkuchenherzen

 

Lebkuchenherzen

Heute ist der Lebkuchen in seinen regional unterschiedlichsten Bezeichnungen und Variationen als das klassische Gebäck der Weihnachtszeit nicht wegzudenken. Es gibt ihn mit Schokoladenüberzug und ohne, mit mehr oder weniger Nüssen, Mandeln, Marmeladenfüllung usw.

Beliebt sind auch die mit Zuckerguss verzierten Lebkuchenherzen, die es auf Volksfesten, Jahrmärkten und vor allem auf Weihnachtsmärkten an den Ständen der Bäcker angeboten werden. Aus Lebkuchen werden auch so genannte Pfefferkuchenhäuschen (volkstümlich Knusperhäuschen ) gebaut, die auf das Märchen von Hänsel und Gretel zurückgehen.

Weltweit bekannt wurden die Nürnberger Lebkuchen und die Aachener Printen. Auch die Basler Leckerli, die Arzberger Lebkuchen, der Bentheimer Moppen und die Pulsnitzer Pfefferkuchen sind bekannte Lebkuchen-Variationen. Daneben sind beliebte Spezialitäten Lebkuchen z.B. aus dem französischen Dijon, dem dänischen Christiansfeld oder die Thorner Kathrinchen (seit 1919 das polnische Torun).

In der Schweiz sind auch Lebkuchen-Nikoläuse weit verbreitet. Auf einem Lebkuchenstück wird ein Papiernikolaus mit Gummi arabicum aufgeklebt. Diese Tradition reicht zurück bis Mitte des 19. Jahrhunderts.

 

Lebkuchen-Nikolaus

 

Lebkuchen-Nikolaus

Eine recht einfache Lebkuchenart, der Soßenkuchen, wird in manchen Gegenden Deutschlands ganzjährig in der Küche (zur Herstellung von Soßen) verwendet.

Man findet den Teig heutzutage auch im Lebensmittelhandel in Form von Backmischungen, denen meist nur Wasser und Honig zugesetzt werden müssen, aber man bekommt ihn auch fertig gemischt und kann ihn dann zu Hause in den verschiedensten Formen verarbeiten.

Sonstiges

Am 5. Dezember 2003 wurde in Esslingen am Neckar der größte Lebkuchen der Welt hergestellt. Er bildete eine Nikolaus-Figur nach und war 10 Meter lang und 4 Meter breit. Benötigt wurden dazu unter anderem 350 kg Mehl, 180 kg Sirup und 8 kg Lebkuchengewürz. Verziert mit Marzipan und Zuckerguss (Fondant) brachte das Kunstwerk 650 kg auf die Waage.

Weblinks

Wiktionary

Wiktionary: Lebkuchen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen

Von „http://de.wikipedia.org/wiki/Lebkuchen

 

Andere Sprachen

 

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Bibliografische Angaben für „Lebkuchen

2. Advent

Dezember 2, 2007

Der 2. Sonntag im Advent hat die erhoffte Wiederkunft des Herrn zum Thema.

 

 

2. Sonntag im Advent

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Am zweiten Sonntage im Advent

Weihnachtsgedicht von Annette von Droste Hülshoff

 
  Am zweiten Sonntage im Advent
Evang.: Von Zeichen an der Sonne (Luc. 21, 25-33.)Wo bleibst du, Wolke, die den Menschensohn
Soll tragen?
Seh` ich das Morgenrot im Osten schon
Nicht leise ragen?
Die Dunkel steigen, Zeit rollt matt und gleich;
Ich seh` es flimmern, aber bleich, ach bleich!Mein eignes Sinnen ist es, was da quillt
Entzündet,
Wie aus dem Teiche grün und schlammerfüllt
Sich wohl entbindet
Ein Flämmchen und, von Schilfgestöhn umwankt,
Unsicher in dem grauen Dunste schwankt.

So muss die allerkühnste Phantasie
Ermatten;
So in der Mondesscheibe sah ich nie
Des Berges Schatten
Gewiss, ob ein Koloss die Formen zog,
Ob eine Träne mich im Auge trog.
So ragt und wälzt sich in der Zukunft Reich
Ein Schemen
Mein Sinnen, sonder Kraft, gedankenbleich.
Wer will mir nehmen
Das Hoffen, was ich in des Herzens Schrein
Gehegt als meiner Armut Edelstein?

Gib dich gefangen, törichter Verstand!
Steig nieder
Und zünde an des Glaubens reinem Brand
Dein Döchtlein wieder,
Die arme Lampe, deren matter Hauch
Verdumpft, erstickt in eignen Qualmes Rauch.

Du seltsam rätselhaft Geschöpf aus Ton,
Mit Kräften,
Die leben, wühlen, zischen wie zum Hohn
In allen Säften,
O, bade deinen wüsten Fiebertraum
Im einz`gen Quell, der ohne Schlamm und Schaum!

Wehr` ab, stoß fort, was gleich dem frechen Feind
Dir sendet
Die Macht, so wetterleuchtet und vereint;
Und starr gewendet
Wie zum Polarstern halt das eine fest,
Sein Wort, sein heilig Wort – und Schach dem Rest!

Dann wirst du auf der Wolke deinen Herrn
Erkennen,
Dann sind Jahrtausende nicht kalt und fern,
Und zitternd nennen
Darfst du der Worte Wort, der Liebe Mark,
Wenn dem Geheimnis deine Seele stark.

Unter dem Tannenbaum.

In der Dämmerstunde

Weihnachtsgeschichte von Theodor Storm (1817 bis 1888)

 
  Es war das Arbeitszimmer eines Beamten. Der Eigentümer, ein Mann in den Vierzigern, mit scharf ausgeprägten Gesichtszügen, aber milden, lichtblauen Augen unter dem schlichten, hellblonden Haar, saß an einem mit Büchern und Papieren bedeckten Schreibtisch; damit beschäftigt, einzelne Schriftstücke zu unterzeichenen, welche der danebenstehende alte Amtsbote ihm überreichte. Die Nachmittagssonne des Dezembers beleuchtete eben mit ihrem letzten Strahl das große, schwarze Tintenfass, in das er dann und wann die Feder tauchte. Endlich war alles unterschrieben.
„Haben Herr Amtsrichter sonst noch etwas?“ fragte der Bote, indem er die Papiere zusammenlegte. – „Nein, ich danke Ihnen.“ – „So habe ich die Ehre, vergnügte Weihnachten zu wünschen.“ – „Auch Ihnen lieber Erdmann.“
Der Bote sprach einen der mitteldeutschen Dialekte; in dem Tone des Amtsrichters war etwas von der Härte jenes nördlichsten deutschen Volksstammes, der vor wenigen Jahren, und diesmal vergeblich, in einem seiner alten Kämpfe mit den fremden Nachbarvolke geblutet hatte. – Als sein Untergebener sich entfernte, nahm er unter den Papieren einen angefangenen Brief hervor und schrieb langsam daran weiter.
Die Schatten im Zimmer fielen immer tiefer. Er sah nicht die schlanke Frauengestalt, die hinter ihm mit leisen Schritten durch die Tür getreten war; er bemerkte es erst, als sie den Arm um seine Schulter legte. – Auch ihr Antlitz war nicht mehr jung; aber in ihren Augen war noch jener Ausdruck von Mädchenhaftigkeit, den man bei Frauen, die sich geliebt wissen, auch noch nach der ersten Jugend findet. „Schreibst du an meinen Bruder?“ fragte sie, und in ihrer Stimme, nur etwas mehr gemildert, war dieselbe Klangfarbe wie in der ihres Mannes. – Er nickte. „Lies nur selbst!“ sagte er, indem er die Feder fortlegte und zu ihr empor sah. – Sie beugte sich über ihn herab; denn es war schon dämmrig geworden. So las sie, langsam wie er geschrieben hatte:
„Ich bin wieder gesund und arbeitsfähig, – glücklicherweise; denn das ist die Not der Fremde, dass man den Boden, worauf man steht, sich in jeder Stunde neu erschaffen muss. So schlecht es immer sein mag, darin habt Ihr es doch gut daheim. Und wer wäre nicht gern geblieben, wenn er nur ein Stück Brot und jenes unentbehrliche „sanfte Ruhekissen“ des alten Sprichworts sich hätte erhalten können.“
Sie legte schweigend die Hand auf seine Stirn, während er, der ihren Augen gefolgt war, das Blatt umwandte. Dann las sie weiter:
„Der guten und klugen Frau, die du vorige Weihnachten bei uns hast kennen lernen, bin ich so glücklich gewesen, durch die Vermittlung eines Vergleichs mit ihrem Gutsnachbarn einen wirklichen Dienst zu leisten; der schöne, so sehr von ihr begehrte Wald ist seit kurzem endlich in ihrem Besitz gelangt. Hätten wir morgen für deinen Freund Harro nur eine Tanne aus diesem Walde! Denn hier ist viele Meilen in die Runde kein Nadelholz zu finden. Was aber ist ein Weihnachtsabend ohne jenen Baum mit seinem Duft voll Wunder und Geheimnis?““Aber du,“ sagte der Amtsrichter, als seine Frau gelesen hatte, „du bringst in deinen Kleidern den Duft des echten Weihnachtsabends!“ – Sie langte lächelnd in den Schlitz ihres Kleides und legte ein großes Stück braunen Weihnachtskuchen vor ihm auf den Tisch. „Sie sind eben vom Bäcker gekommen,“ sagte sie, „prob nur; deine Mutter backt sie dir nicht besser!“ Er brach einen Brocken ab und prüfte ihn genau; aber er fand alles, was ihn als Knaben daran entzückt hatte, die Masse war glashart, die eingerollten Stückchen Zucker wohl zergangen und kandiert. „Was für gute Geister aus diesem Kuchen steigen,“ sagte er, sich in seinem Arbeitsstuhl zurücklehnend; „ich sehe plötzlich, wie es daheim in dem alten, steinernen Hause Weihnachten wird. – Die Messingtürklinken sind womöglich noch blanker als sonst; die große gläserne Flurlampe leuchtet heute noch heller auf die Stuckschnörkel an den sauber

1. Advent

Dezember 2, 2007

Der 1. Sonntag im Advent erinnert an den Einzug Jesu in Jerusalem (Matthäus 21,1-9). LUT

1. Sonntag im Advent

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Verse zum Advent

Am ersten Sonntage im Advent

Weihnachtsgedicht von Annette von Droste Hülshoff

 
  Am ersten Sonntage im Advent
Evang.: Eintritt Jesu in Jerusalem. (Matth. 21, 1-11.)Du bist so mild,
So reich an Duldung, liebster Hort,
Und musst so wilde Streiter haben;
Dein heilig Bild
Ragt überm stolzen Banner fort,
Und deine Zeichen will man graben
In Speer und funkensprühend Schild.Mit Spott und Hohn
Gewaffnet hat Parteienwut,
Was deinen sanften Namen träget,
Und klirrend schon
Hat in des frömmsten Lammes Blut
Den Fehdehandschuh man geleget,
Den Zepter auf die Dornenkron`.Wenn Stirn an Stirn
Sich drängen mit verwirrtem Schrei
Die Kämpfer um geweihte Sache,
Wenn in dem Hirn
Mehr schwindelt von der Welt Gebräu,
Von Siegesjubel, Ehr` und Rache
Mehr zähe Mottenfäden schwirrn,

Als stark und rein
Der Treue Nothemd weben sich
Sollt`, von des Herzens Schlag gerötet:
Wer denkt der Pein,
Durchzuckend wie mit Messern dich,
Als für die Kreuz`ger du gebetet! –
O Herr, sind dies die Diener dein?

Wie liegt der Fluch
Doch über alle, deren Hand
Noch rührt die Sündenmutter Erde!
Ist`s nicht genug,
Dass sich der Flüchtling wärmt am Brand
Der Hütte? Muss auf deinem Herde
Die Flamme schürn unsel`ger Trug?

Wer um ein Gut
Der Welt die Sehnsucht sich verdarb,
Den muss der finstre Geist umfahren;
Doch, was dein Blut,
Dein heilig Dulden uns erwarb,
Das sollten knieend wir bewahren
Mit starkem, aber reinem Mut.

So bleibt es wahr,
Was wandelt durch des Volkes Mund:
Dass, wo man deinen Tempel schauet
So mild und klar,
Dicht neben den geweihten Grund
Der Teufel seine Zelle bauet,
Sich wärmt die Schlange am Altar.

Allmächt`ger du,
In dieser Zeit, wo dringend not,
Dass rein dein Heiligtum sich zeige,
Lass nicht zu,
Dass Lästerung, die lauernd droht,
Verschütten darf des Hefens Neige
Und, ach, den klaren Trank dazu!

Lass alle Treu`
Und allen standhaft echten Mut
aufflammen immer licht und lichter!
Kein Opfer sei
Zu groß für ein unschätzbar Gut,
Und deine Scharen mögen dichter
Und dichter treten Reih` an Reih`.

Doch ihr Gewand
Sei weiß, und auf der Stirne wert
Soll keine Falte düster ragen;
In ihrer Hand,
Und fasst die Linke auch das Schwert,
Die Rechte soll den Ölzweig tragen,
Und aufwärts sei der Blick gewandt.

So wirst du früh
Und spät, so wirst du einst und heut
als deine Streiter sie erkennen:
Voll Schweiß und Müh`,
Demütig, standhaft, friedbereit –
So wirst du deine Scharen nennen,
Und Segen strömen über sie.

Das Geheimnis der Mischung

Weihnachtsgeschichte von Ludwig Ganghofer (1855 bis 1920)

 
  Während draußen vor den Fenstern die Menschen in schwarzem Gedränge sich vorüberschoben, als wäre die ganze Stadt in Bewegung und Aufruhr, lagerte die Stimmung schläfriger Langweile innerhalb der grell erleuchteten Mauern eines geräumigen Kaffeehauses. Nur zwei von den wenigen Gästen schienen diese Stimmung nicht zu teilen. Sie saßen in einer Ecke des weiten Saales an einem kleinen Tisch. Der eine von ihnen, der in seinem Äußern den vermöglichen Mann verriet, trug schon das Grau des Alters über der hohen Stirne. Ruhiger Ernst war der Ausdruck seines glattrasierten Gesichtes und seine stahlblauen Augen hafteten mit gespannt forschenden Blicken auf den heftig erregten, wie in Fieberröte brennenden Zügen seines Gegenübers. Das war ein Mann von etwa fünfunddreißig Jahren, eine stramme, kräftig entwickelte Gestalt. Ein weiches Gemüt und die feste Entschlossenheit des erprobten Arbeiters sprachen in seltsamer Mischung aus seinem Gesichte, das von braunen, struppigen Haaren umrahmt war. So saßen sich die beiden wortlos gegenüber.
Endlich brach der Ältere das Schweigen: „Nun, Herr Schaller? Wissen Sie denn gar keine Antwort zu finden?“ Wie erschrocken fuhr der Angeredete mit dem Kopf in die Höhe. „Nein, nein und nein! Ich tu’s nicht – und wenn sie mir eine Millionen anbieten – ich tu’s nicht! Das war mein erstes Wort, und das ist auch mein letztes!“ „So seien sie doch vernünftig, Schaller, und – sprechen sie ein wenig leiser. Ich streite ja nicht gegen Ihre Gewissenhaftigkeit – im Gegenteil, sie gefällt mir – ; aber praktisch sein, ist auch eine schöne Sache. Und übrigens, ich will ja nicht verlangen, dass Sie mir das Geheimnis geradewegs verkaufen sollen. Gott bewahre! Mir ist es nicht um das zu tun, was Sie seit acht Tagen wissen, sondern um Sie selbst, lieber Schaller. Sie sind ein kluger Kopf und ein besonders tüchtiger Arbeiter. Solche Leute kann ich brauchen in meiner Fabrik; sie sind mir Gold wert. Seien Sie vernünftig, kommen Sie zu mir, ich biete Ihnen die Inspektorstelle in meiner Fabrik an. Ich gebe Ihnen das Doppelte von dem, was Sie bei Seydelmann & Komp. beziehen, und mache mit Ihnen einen zehnjährigen Vertrag, mit jährlich steigendem Gehalt.“
Auf dem Gesichte den jungen Mannes wechselte Röte und Blässe. Er musste jedes dieser langsam und eindringlich gesprochene Worte vernommen haben und dennoch hingen seine Blicke wie geistesverloren an den drei elfenbeinernen Kugeln, die auf dem nächsten Billardtisch inmitten des grünen Tuches lagen. Und da kam es ihm vor, als wären die beiden weißen Kugeln die zarten, lieben Gesichter seiner zwei kleinen Mädchen, und die rote Kugel erschien ihm wie das gesunde, pausbäckige Gesicht seines herzliebsten Buben. Und diese drei Gesichter schauten ihn an mit großen, ängstlichen Augen und diese Augen schienen zu sprechen: „Vater, um Gottes willen, Vater, lass dir nur ja nichts einreden von dem schlechten Kerl! Schau, was hättest denn davon, wenn du einen Haufen Geld im Kasten liegen hättest und könntest deinen Kindern und der Mutter nimmer grad in die Augen schauen! Lass dir nichts einreden Vater!“ Mit einem jähen Ruck sprang der junge Mann von seinem Stuhl empor, streckte das zorngerötete Gesicht mit den blinzelnden Augen weit über den Tisch und stammelte mit heiserer Stimme: „Und das Weitere, meinen Sie, das wird sich dann schon finden? Wenn Sie mich erst mal auf zehn Jahre in Ihren Händen hätten, dann könnten Sie mich schon so lange kneten und bearbeiten, dass mir schließlich nichts andres übrig bliebe, als ein Schuft zu werden und Ihnen das Fabrikationsgeheimnis meines jetzigen Herrn zu verraten.“
Zornig packte er seinen Hut, stülpte ihn über die gesträubten Haare, stapfte mit langen Schritten davon und schoss zur Türe hinaus. Die Augen auf das beschneite Pflaster gesenkt, so stürmte er heimwärts. Bilder der Erinnerung huschten an seiner Seele vorüber. Er dachte an die Lehrlingszeit zurück, die er in einem chemischen Laboratorium durchgemacht hatte, und an die ersten Gesellenjahre, die er weit von der Heimat in einem großen Glaswerk verbrachte. Dann war er heimgekommen und hatte in der Seydelmannschen Majolikafabrik eine sichere